KinschalGewinnt Putin mit dieser furchteinflößenden Waffe den Krieg?

Kinschal: Gewinnt Putin damit etwa den Krieg? Dieses vom russischen Fernsehsender RU-RTR via AP zur Verfügung gestellte Standbild zeigt ein MiG-31 Kampfflugzeug, das mit der neuen Kinzhal (Kinschal)-Hyperschall-Rakete bestückt ist.

Kinschal: Gewinnt Putin damit etwa den Krieg? Dieses vom russischen Fernsehsender RU-RTR via AP zur Verfügung gestellte Standbild zeigt ein MiG-31 Kampfflugzeug, das mit der neuen Kinzhal (Kinschal)-Hyperschall-Rakete bestückt ist.

Könnte Putins neue Superwaffe den Kriegsverlauf wesentlich verändern? Könnte es die Lage in der Ukraine zusätzlich verschlimmern? Seit dem Wochenende schlagen russische Streitkräfte mit neuen furchteinflößenden Raketen zu. Was können sie?

„Kinschal“ („Dolch“) werden sie genannt: Superschnelle Raketen, die nach Angaben aus Moskau am Sonntag ein Treibstofflager im Süden der Ukraine zerstörte. Bereits am Samstag (19. März) soll eine „Kinschal“ ein ukrainisches Raketenarsenal im Gebiet Iwano-Frankiwsk zerstört haben.

Kann der Einsatz der neuen Raketen den Kriegsverlauf entscheidend verändern? Fragen und Antworten im Überblick:

Krieg in der Ukraine: Was zeichnet die „Kinschal“ aus?

Nach russischen Angaben fliegen die etwa acht Meter langen Raketen extrem schnell und extrem hoch, bleiben dabei aber manövrierfähig. Ihr Ziel zerstören sie mit einem bis zu 480 Kilogramm schweren konventionellen Sprengkopf oder einem nuklearen Sprengkopf.

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Moskau behauptet, dass die „Kinschal“ bis zu zehnfache Schallgeschwindigkeit (Mach 10), also etwa 12.350 km/h erreichen kann. Im Westen gibt es daran jedoch Zweifel. In einem Nato-Dokument aus dem November 2020 heißt es, die „Kinschal“ als Hyperschallwaffe zu bezeichnen, könnte irreführend sein. Es sei möglich, dass sie nicht schneller als Mach 5 fliegen könne.

Ein herkömmlicher Marschflugkörper vom Typ Tomahawk fliegt beispielsweise nur mit einer Geschwindigkeit von rund 900 Kilometern pro Stunde.

„Kinschal“: Wie wird die Rakete gestartet?

Die „Kinschal“ wird von Kampfjets des Typs MiG-31 in großer Höhe abgefeuert. Erst in sicherer Entfernung vom Flugzeug zündet das eigene Raketentriebwerk. Es trägt die „Kinschal“ erst bis zu 20 Kilometer in die Höhe und dann hinab zum Ziel. Beim Start von einer MiG-31 hat das Waffensystem nach russischen Angaben eine Reichweite von bis zu 2000 Kilometern.

„Kinschal“: Was für Ziele soll die Waffe zerstören?

Nach Einschätzung westlicher Geheimdienste wurde die „Kinschal“ vor allem für Angriffe gegen kritische Militärinfrastruktur in Europa entwickelt. Sie könnte demnach etwa gegen Flugplätze oder Stellungen der US-Raketenabwehr eingesetzt werden. Auch Flugzeugträger kommen als Ziel in Frage.

„Kinschal“: Wie lange gibt es sie  schon?

Präsident Wladimir Putin stellte die Raketen im März 2018 als eine von mehreren neuen Superwaffen öffentlich vor. Kurz darauf wurde von erfolgreichen Tests berichtet. Laut Putin sollen die Raketen „unverwundbar“ durch westliche Abwehrsysteme sein.

„Kinschal“: Wie sieht der Westen die neuen Waffen?

Sie werden mit großer Sorge gesehen, vor allem, weil sie strategische Unsicherheit schaffen. Fliegt eine konventionelle Rakete so schnell auf mich zu oder ist es ein nuklearer Angriff? „Hyperschallraketen mit ihrer neuartigen Kombination von Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit können alle gegenwärtigen Raketenabwehrsysteme überwinden und verkürzen radikal die Reaktionszeit des angegriffenen Akteurs“, schrieb die Münchener Sicherheitskonferenz 2019 in einem Bericht.

Arbeiten andere Länder auch an Hyperschallraketen?

Ja, vor allem die USA und China. Die Nato listet in einem Papier von 2020 auch Forschungen in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Australien und Indien auf. Teils geht es dabei um die Abwehr solcher Raketen.

Wird „Kinschal“ Verlauf des Kriegs in der Ukraine maßgeblich verändern?

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte am Sonntag dem Sender CBS, er halte den Einsatz der „Kinschal“ nicht für einen entscheidenden Wendepunkt im Kriegsverlauf. Der russische Präsident greife auf solche Waffen zurück, weil er versuche, wieder Schwung in den Vormarsch seiner Truppen in der Ukraine zu bekommen.

In Nato-Kreisen in Brüssel wird das ähnlich gesehen. Grundsätzlich gilt, dass die russischen Luftstreitkräfte denen der Ukraine auch ohne die „Kinschal“ deutlich überlegen sind. Der Einsatz der Rakete gilt allerdings als weiterer besorgniserregender Hinweis darauf, dass Russland entschlossen ist, alle dem Land zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um die Ukraine zur Aufgabe zu bewegen. (dpa/mg)