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Kommentar zu Karl LauterbachDer ewige Nörgler macht's: Das könnte auch verheerende Folgen haben

Karl Lauterbach, hier im September bei der Phil.Cologne in Köln, wird neuer Gesundheitsminister. Unser Autor findet: Er muss jetzt die Gesellschaft verbinden und darf nicht weiter spalten.

Karl Lauterbach, hier im September bei der Phil.Cologne in Köln, wird neuer Gesundheitsminister. Unser Autor findet: Er muss jetzt die Gesellschaft verbinden und darf nicht weiter spalten.

Jetzt steht es also fest: Karl Lauterbach wird neuer Gesundheitsminister. Er wird Jens Spahn (CDU) beerben, der zuletzt wegen seiner Impfstoff-Politik in Ungnade gefallen ist. Dass ein ewiger Mahner nun das Ressort übernimmt, einer, der polarisiert, könnte auch Kehrseiten haben, findet unser Autor. Ein Kommentar. 

von Martin Gätke (mg)

Von seinem Stammstühlchen bei Markus Lanz geht es nun direkt ins Büro des Gesundheitsministers: Am Montag, 6. Dezember, wurde das große Geheimnis um die Personalie Lauterbach endlich gelüftet. „Er macht's“, so kündigte Olaf Scholz den neuen Minister an. Der zeigte sich optimistisch: „Wir werden das aber schaffen. Impfen wird die zentrale Rolle spielen, aber nicht nur. Wir werden den Kampf mit der Pandemie gewinnen“.

Worte, die Mut machen sollen. Aber sicherlich nicht jeden Bürger gleichermaßen vom Hocker reißen werden. Zwar war Lauterbach zuletzt in Umfragen durchaus beliebt, die große Mehrheit hat sich den Kölner in das Amt gewünscht. Doch seit Beginn der Corona-Pandemie ist er auch der mahnende Viruserklärer, der oft öffentlichkeitswirksam den Zeigefinger nach oben streckt. Und das könnte Nachteile haben.

Klar ist: Karl Lauterbach hat immer eine knallharte, aber glasklare Corona-Linie gefahren. Lieber früher dicht machen als zu spät. Der studierte Epidemiologe, der in Harvard seinen Abschluss machte, teilte auf Twitter unzählige Studien über Corona, war bestens informiert. Kompetenter dürfte ein Gesundheitsminister wohl noch nie gewesen sein. 

Alles zum Thema Corona

Doch Lauterbach polarisiert auch. Seitdem er bei „Markus Lanz“ aberdutzende Male auf dem Stuhl saß, um für Verschärfungen der Maßnahmen zu plädieren, ist er auf vielen Kanälen zu einem Feindbild geworden. Es scheint so, als habe er auf der einen Seite Fans und auf der anderen nur Feinde. Unbekannte haben in Köln sein Auto mit Farbe übergossen, seine Wohnung musste gesichert werden, Wahlkampf ging nur mit Personenschutz. Er erhalte zahlreiche Drohungen und Hassbriefe, sagte er einmal. 

Karl Lauterbach muss als Minister auch die Skeptiker mitziehen

Er lässt sich davon nicht unterkriegen, das ist gut. Allerdings darf er als Gesundheitsminister diese Polarisierung nicht verschärfen, die Gesellschaft nicht noch mehr spalten. Das wäre ein verheerender Fehler.

Er muss es schaffen, auch jene Bürger ins Boot zu holen, die bislang eher verschreckt von seinem oft eindimensionalen Blick auf die Pandemie waren, seine Gesundheitspolitik muss auch ein verbindendes Element werden. Er tut gut daran, nicht nur die Fans mitzureißen, die ohnehin auf seiner Seite sind, sondern auch die vielen Kritiker und Skeptiker – vielleicht sogar Leugner. 

Lauterbach darf nicht fatalen Fehler machen

Er darf als Gesundheitsexperte eben nicht nur auf die Gesundheit blicken, das wäre fatal. Er muss auch auf die Wirtschaft achten, den sozialen Zusammenhalt. Und nicht nur das: Auch auf die Kommunikation kommt es an. Was für negative Folgen es haben kann, wenn diese nicht stimmt, zeigt das Beispiel Jens Spahn. Wurde er zu Beginn der Pandemie noch gefeiert, fiel er aufgrund seiner fürchterlichen Kommunikation, etwa zuletzt bei der Biontech-Begrenzung, bei vielen in Ungnade.

Doch gerade auf die richtigen Worte kommt es jetzt an: Lauterbach – ausgerechnet er – muss Ruhe in die erhitzte Corona-Lage bringen, nüchterner werden. Er darf nicht zu viel versprechen und ankündigen, was er am Ende nicht halten kann.

Kurzum: Das wird eine gewaltige Herausforderung für jemanden, der bislang keinerlei Erfahrung mit solch einem hohen Amt hat. Seit 2005 hat Lauterbach den Wahlkreis Mülheim/Leverkusen als Direktkandidat durchgängig gewonnen, viele Kölner stehen zu ihm. Nun kommt es darauf an, auch den Rest der Nation für seine Politik zu begeistern.