„Geschmacklosigkeit“Polizisten missbrauchen Holocaust-Mahnmal für Selfie-Aktion

Die Aktion der Polizeibeamten am Holocaust-Mahnmal in Berlin (hier ein Archivfoto) soll dienstrechtlich aufgearbeitet werden.

Die Aktion der Polizeibeamten am Holocaust-Mahnmal in Berlin (hier ein Archivfoto) soll dienstrechtlich aufgearbeitet werden.

Uniformierte Polizisten haben das Holocaust-Mahnmal in Berlin für eine Selfie-Aktion missbraucht. Die Polizei hat angekündigt, den Fall dienstrechtlich aufarbeiten zu wollen.

Berlin. Das Holocaust-Mahnmal in Berlin ist von Polizisten für das Training von Liegestützen missbraucht worden. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik entschuldigte sich und verurteilte die Aktion vom Pfingstwochenende 2021.

„Das Verhalten der Kollegen ist eine Missachtung dessen, wofür gerade dieses Mahnmal steht und entspricht nicht der Achtung, die ihm entgegengebracht werden muss und die ihm von der Polizei Berlin auch entgegengebracht wird“, teilte Slowik mit. „Es verletzt für mich zudem das Andenken an die Ermordeten.“

Berlin: Polizisten in Uniform machen Liegestütze an Holocaust-Mahnmal

Die Polizisten waren an Pfingsten wegen Demonstrationen im Regierungsviertel nahe dem Holocaust-Mahnmal im Einsatz. Ein Foto in der „B.Z.“ zeigt uniformierte Polizisten, die an den Steinblöcken des Mahnmals Liegestütze machen. Dabei sollen sie sich gegenseitig mit Handys gefilmt haben.

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Das Mahnmal in Berlin, das 2005 zum Gedenken an die von den Nationalsozialisten ermordeten sechs Millionen Juden eröffnet wurde, besteht aus rund 2700 verschieden hohen, dunkelgrauen Betonblöcken. Verboten ist dort laut Hausordnung Rennen, Lärmen, das Springen von Block zu Block, Rauchen und Alkoholkonsum. Manche Touristen nutzen das Gelände zum Sonnen, Picknicken und für Handy-Selfies.

Polizei wird Fehlverhalten an Holocaust-Mahnmal dienstrechtlich aufarbeiten

Slowik betonte, es gehe um „einen Ort der Erinnerung und des Gedenkens“ sowie „einen Ort der Mahnung für die Gegenwart, für die Zukunft“. Die Polizei werde diese den Kollegen „unmissverständlich verdeutlichen, das Fehlverhalten klar aufzeigen sowie den Sachverhalt dienstrechtlich aufarbeiten“. Gerade mit Blick auf die sehr gute Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde entschuldige sie sich ausdrücklich.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) teilte mit: „Das Verhalten der Kollegen ist an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten. Das Holocaust-Denkmal ist kein Abenteuerspielplatz. Diese unerklärliche Aktion verhöhnt den Genozid an Millionen Menschen und tritt die Werte, für die unsere Berliner Polizei steht, mit Füßen.“ Anscheinend bestehe selbst innerhalb der Polizei großer Nachholbedarf im Bereich politische Bildung. (dpa)