Was für eine eiskalte Machtdemonstration! Während in Washington über Frieden verhandelt wird, schickt der Kreml tödliche Grüße und eine dreiste Provokation in die Ukraine.
Gipfel-ProvokationRussland hisst US-Fahne auf Panzer
Der Gipfel in Washington war noch nicht einmal beendet, da schlug Russland schon brutal zu. Während US-Präsident Donald Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und europäischen Staatschefs und Staatschefinnen wie Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) verhandelte, überzog Moskau die Ukraine mit heftigen Luftangriffen. Eine blutige Botschaft an den Westen.
Schon am Montagmorgen die schreckliche Nachricht: Bei einem Drohnenangriff auf die Großstadt Charkiw starben sieben Menschen, darunter zwei Kinder! Während in Washington noch geredet wurde, heulten in der ganzen Ukraine die Sirenen. Und die Angriffe gingen weiter, auch in der Nacht zu Dienstag, als die Gespräche mit Trump endeten.
Die ukrainische Luftwaffe sowie Militärbeobachter und Militärbeobachterinnen meldeten schwere Angriffe auf die Region Poltawa, besonders auf die Industriestadt Krementschuk. Dutzende Drohnen und mindestens zwei ballistische Raketen schlugen dort ein. Auch im Gebiet Odessa im Süden der Ukraine gab es einen Raketeneinschlag. Über die genauen Schäden und Opfer gab es zunächst keine Informationen.
Doch nicht nur mit Bomben wollte Moskau provozieren. Der staatliche Propagandasender RT veröffentlichte ein Video, das für Fassungslosigkeit sorgt: Darauf zu sehen ist angeblich ein US-Schützenpanzer vom Typ M113, auf dem dreist nebeneinander die russische und die amerikanische Flagge wehen! Laut RT stammt das Video von russischen Panzerbesatzungen. Das berichtete das unabhängige russische Exilmedium „Meduza“.

Copyright: Screenshot RT
Der russische Propagandasender RT veröffentlichte ein Video, das einen US-Schützenpanzer unter russischer und amerikanischer Flagge zeigen soll.
Aufgenommen wurde das Provokations-Video angeblich in der Region Saporischschja. Ob die Aufnahme echt ist und ob es sich wirklich um einen erbeuteten US-Panzer handelt, konnte zunächst nicht unabhängig bestätigt werden. Zur gleichen Zeit legte das russische Verteidigungsministerium mit weiteren Videos nach, die Angriffe auf ukrainische Stellungen zeigen sollen.
In der Ukraine ist die Wut über die dreiste Aktion riesig! „Tatsächlich benutzen die Russen die Symbole der Vereinigten Staaten in ihrem terroristischen, räuberischen Krieg mit der Ermordung von Zivilisten“, schimpfte Andrij Jermak, der Leiter des ukrainischen Präsidialamts. Er nannte es eine „maximale Unverschämtheit“.
Und auch diplomatisch zeigt Moskau seine harte Kante. Noch während in Washington verhandelt wurde, machte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, klar, dass man keine Kompromisse eingehen werde. „Wir (...) lehnen jegliche Szenarien, die das Auftauchen eines Militärkontingents unter Beteiligung von Nato-Staaten in der Ukraine vorsehen, kategorisch ab“, polterte sie. Sollte der Westen diesen Weg gehen, drohte sie mit einer „unkontrollierten Eskalation“ und „unvorhersehbaren Folgen“. Klare Ansage: Moskau will keine echten Sicherheitsgarantien für die Ukraine.
Rückendeckung für Putins harten Kurs kommt sogar von der sogenannten russischen „Opposition“. Sergej Mironow, Chef der Partei „Gerechtes Russland – Für die Wahrheit“, tönte am Montagabend, dass es mit der Regierung von Selenskyj „kein dauerhafter Frieden“ geben könne.
Trump verstehe das, behauptete Mironow, die Europäerinnen und Europäer aber nicht. „Sie täuschen sich immer noch selbst mit der Illusion, dass ihnen der Krieg mit Russland durch die Ukrainer den Sieg ermöglichen wird“, sagte er.
Russland könne mit dem Gipfel zufrieden sein, so Mironow. „Das Wichtigste war zu hören: keine Nato für die Ukraine, kein Waffenstillstand, weil Russland dagegen ist, und keine Europäer im Verhandlungsprozess – nur Putin, Trump und Selenskyj“, zitierte ihn die staatliche Agentur Tass. Für Europa sei das ein „schwerer Schlag“ und ein „erbärmlicher Anblick“. Seine siegessichere Ansage: „Der Sieg wird definitiv unser sein.“
Und was ist mit dem großen Telefonat zwischen Trump und Putin mitten im Gipfel? In Moskau gibt man sich betont zurückhaltend. Es sei ein „offenes und konstruktives Gespräch“ gewesen, so Putins Berater Juri Uschakow gegenüber Reportern und Reporterinnen am Montagabend.
Man habe darüber geredet, „die Möglichkeit einer Erhöhung des Niveaus der russischen und ukrainischen Vertreter und Vertreterinnen, die an den direkten Gesprächen beteiligt sind, in Betracht zu ziehen.“ Trump und Putin hätten vereinbart, „engen Kontakt“ zu halten. Ziemlich vage Worte aus dem Kreml.
Kein Wort verlor Uschakow allerdings über ein direktes Gespräch zwischen Putin und Selenskyj, das Trump groß angekündigt hatte. Der US-Präsident hatte nach dem Telefonat behauptet, ein solches Treffen werde nun vorbereitet.
Bundeskanzler Friedrich Merz wurde da schon konkreter und sprach von einem Treffen innerhalb der nächsten zwei Wochen. Er forderte außerdem erneut einen Waffenstillstand: „Aus meiner Sicht wäre es wünschenswert und mehr als das, dass es nun spätestens mit diesem Treffen auch einen Waffenstillstand in der Ukraine gibt“.
Doch Politik-Experten und -Expertinnen sind skeptisch. Sie verweisen auf die harten Worte aus Moskau. „Russland wird effektiven Sicherheitsgarantien für Ukraine nicht zustimmen“, meint zum Beispiel Thomas Jäger, Professor für internationale Politik an der Universität Köln.
Ohne solche Garantien werde es aber kein „rasches Abkommen“ geben, so der Politikwissenschaftler. Seine knallharte Analyse: „Russland wird in Verhandlungen auf Zeit spielen.“ Auf der Plattform X schrieb Jäger weiter: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die russische Position geändert hat.“
Auch der bekannte Kremlkritiker und frühere Schachweltmeister Garri Kasparow ist pessimistisch. „Eine erneute russische Aggression kann nur verhindert werden, wenn sie in der Ukraine besiegt wird“, schrieb er auf X. Putins Russland sei eine Kriegswirtschaft, die er nicht zurückdrehen werde. Kasparows Fazit: „Die einzige Lösung sind eine militärische Niederlage in der Ukraine und umfassende Sanktionen. Alles andere wäre bestenfalls eine kurze Pause.“ (red)