In Live-SendungAufruf im russischen TV wird für Donald Trump jetzt zu einem ernsten Problem

Der russische Moderator Jewgeni Popow ruft im Sender „Rossija 1“ zu einem „Regimewechsel“ in den USA auf.

Der russische Moderator Jewgeni Popow ruft im Sender „Rossija 1“ zu einem „Regimewechsel“ in den USA auf. Er bezeichnete Donald Trump als „Partner“.

Die Forderung eines russischen Moderators in einer Live-Sendung am Dienstag (29. März) kann als Retourkutsche auf die Forderung Bidens verstanden werden, der sagte, Putin könne nicht an der Macht bleiben. Doch er könnte Donald Trump, der wieder Präsident werden will, vor ernste Probleme stellen.

von Martin Gätke (mg)

US-Präsident Joe Biden hat am Samstagabend nach seinem zweitägigen Besuch in Polen in einer sehr leidenschaftlichen Rede klargemacht, was er von Wladimir Putin hält. Er nannte ihn einen „Schlächter“, einen „Kriegsverbrecher“ und machte Putin persönlich für den Krieg verantwortlich. „Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben.“

Das Weiße Haus versuchte noch schnell, Bidens Ansicht zu relativieren. Der US-Präsident strebe keinen „Regimewechsel“ in Moskau an, sagte ein Vertreter. Doch viele haben die Aussagen Bidens genauso interpretiert – und auch im russischen Staatsfernsehen wurden sie zum Thema.

Der Moderator Jewgeni Popow ging im Staatssender „Rossija 1“ auf Bidens Ausführungen ein und holte zu einer Retourkutsche aus: Er forderte seinerseits in der Live-Show „6o Minuten“ am Dienstag (29. März) zu einem „Regimewechsel“ in den USA auf – und forderte die Wiedereinsetzung von Donald Trump als Präsidenten. Den bezeichnete er als „Partner“ des russischen Staates.

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„Es ist an der Zeit, dass wir, unser Volk, das Volk der Vereinigten Staaten auffordern, das Regime in den USA frühzeitig zu wechseln und unserem Partner Trump erneut zu helfen, Präsident zu werden“, sagte Popow.

Donald Trump: Ukraine-Krieg eint politische Lager in den USA

Für Donald Trump, der wohl 2024 erneut ins Rennen um das Weiße Haus einsteigt, könnte diese Aussage des russischen Moderators zu einem ernsten Problem werden. Zwar hat Trump noch immer jede Menge Anhänger unter den Republikanern, in einigen Bundesstaaten bereiten sie sich seit Monaten auf die nächsten Wahlen vor und auch die Spendengeld-Maschine läuft auch Hochtouren – doch mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat sich die Stimmung im Land zuletzt geändert.

Die Empörung in den Vereinigten Staaten über den russischen Angriffskrieg findet parteiübergreifend statt und ließ Demokraten und Republikaner zusammenrücken. Und Trump steckt nach seiner Lobhudelei über Wladimir Putin ohnehin in einer Glaubwürdigkeitskrise: „Genial“ und „smart“ hatte er den russischen Präsidenten genannt.

Hinzu kommt, dass US-Geheimdienste im vergangenen Jahr berichteten, Russland habe sich bei der US-Wahl 2020 für Trump eingesetzt und Putin wolle ihm zu einer zweiten Amtszeit verhelfen. Russland bestreitet die Vorwürfe.

Donald Trump: Zuletzt lobte er Putin immer wieder

Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Georgia am Wochenende hatte Trump Putin erneut gelobt. „Der Klügste kommt an die Spitze“, sagte Trump zur Menge. „Das hat in unserem Land zuletzt nicht so gut funktioniert.“ Damit erneuerte er seinen Vorwurf, die Wahl von 2020 sei ihm gestohlen worden.

Zwar verurteilt auch Trump die Aggression von Putin, doch die Stimmung im Land hat sich gedreht – zuungunsten des Ex-Präsidenten. Denn Trump bewundert Putin auf der einen Seite, kann aber die schreckliche Kriegsrealität auf der anderen Seite nicht außer Acht lassen. Eine riskante Gratwanderung.

Republikanisches Establishment unterstützt Ukraine

Doch dieser Krieg ist es, der Amerika zusammenrücken lässt, auch politisch. Michael McCaul, ranghöchster Republikaner im außenpolitischen Ausschuss, sagte, es sei nicht die Zeit für parteiische Rhetorik. „Dies ist die Zeit, als Nation vereint hinter der Ukraine und gegen eine der bösesten Mächte zu stehen, die wir seit dem Krieg meines Vaters gesehen haben.“

Der Minderheitsführer des Senats, Mitch McConnell, sprach sich für mehr Unterstützung für die Ukraine aus und kritisierte Biden: „Unser eigener Präsident muss seinen Einsatz erhöhen. Wir machen längst nicht schnell genug, um den Ukrainern zu helfen.“

Donald Trump: Seine harten Anhänger stehen weiter hinter ihm

Und in dieser Zeit bezeichnet ausgerechnet ein russischer Moderator Trump als „Partner“. Die harten Trump-Anhänger, die Putin-Versteher aus der rechten Ecke, werden sich nicht von ihrer Meinung abhalten lassen. So sagte Republikanerin Marjorie Taylor Greene, radikaler Trump-Fan, jüngst in Georgia, sie halte Selenskyj für korrupt.

Doch gleichzeitig überstürzen sich die Republikaner in ihren Forderungen nach mehr Waffen für das Land, eine Stärkung der Nato, geschlossene Reaktionen gegen Putin.

Kritik gegen Republikaner: „Feige Heuchelei der Partei“

Das zeigt, dass die Republikaner in einem Dilemma stecken. „Es wirft auch ein Schlaglicht auf die feige Heuchelei der Partei, die nicht in der Lage ist, Trump für seine problematischen Beziehungen zu Russland und seine anhaltende Affinität zu Putin zu bestrafen“, schreibt Tara Setmayer vom „The Lincoln Project“, ehemalige Kommunikationsdirektorin für die Republikaner, in einem Kommentar für NBC.

Die jüngsten Umfragen zeigen auch, dass die amerikanische Bevölkerung immer mehr hinter der Ukraine steht und damit gegen Russland. Ob diese Stimmung auch bis zu den nächsten Wahlen anhalten wird, bleibt abzuwarten.