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„Anne Will“Ethik-Prof: „Müssen die Attilas und Xaviers zurückgewinnen”

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Peter Dabrock, Professor für Systematische Theologie und ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Ethikrates, war am 10. Mai Gast bei „Anne Will”.

von Julia Bauer (jba)

Berlin – In der Polit-Talkshow „Anne Will“ ging es am Sonntagabend (10. Mai, ARD, 21.45 Uhr) um die Corona-Krise und die damit verbundenen gelockerten Einschränkungen, die ab Montag (11. Mai) gelten.

Genauer lautete die Frage des Abends: „Deutschland macht sich locker – ist das Corona-Risiko beherrschbar?“

Diese Gäste waren am 10. Mai zu Gast bei Anne Will:

  • Malu Dreyer
  • Wolfgang Kubicki
  • Viola Priesemann
  • Ute Teichert
  • Peter Dabrock

Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, betont zu Beginn der Sendung: „Wir brauchen die Vorsicht, Umsicht, wir brauchen aber auch die Kontrolle. Und das alles machen wir sehr gewissenhaft. Ich finde, wir haben eine gute Balance.”

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Viola Priesemann: Virus begleitet uns noch „Jahre”

Im Anschluss findet Viola Priesemann, Forscherin am Max-Planck-Institut, klare Worte: Jeder müsse sich bewusst machen, dass das Virus noch sehr lange da sein werde. „Eher Jahre als Monate”, befürchtet Priesemann.

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Die Kontaktnachverfolgung sei dabei ein „ganz wichtiges Werkzeug”. Man müsse, so Priesemann, die Zahl der Neuinfektionen so weit wie möglich reduzieren, um diese Nachverfolgung gewährleisten zu können. Zudem spricht sie sich deutlich für ein effektiveres Testen aus.

Die aktuelle Reproduktionszahl von 1,13 sei nach Einschätzung der Forscherin die Folge aus den Lockerungen vom 19./20. April. Seitdem durften unter anderem Geschäfte bis 800 Quadratmeter wieder öffnen.

Wolfgang Kubicki: „Eigenverantwortung mehr in den Fokus nehmen”

FDP-Politiker Kubicki hebt in der Debatte um die Lockerungen die massiven Einschränkungen der Grundrechte hervor. Man müsse die Frage stellen: „Sind die Einschränkungen in dem Maße noch gerechtfertigt?” Entscheidend sei laut Kubicki, dass jeder für sich selbst sorgen müsse.

Wenn man Angst habe, sich anzustecken, soll man beispielsweise auch weiterhin nicht ins Restaurant gehen.

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„Wir müssen die Eigenverantwortung mehr in den Fokus nehmen. Wenn Abstand eingehalten werden kann und Hygienevorschriften beachtet werden”, sei es nicht gerechtfertigt, die strengen Einschränkungen weiter aufrechtzuerhalten, so der Politiker.  

Eine Sache wundere und ärgere ihn jedoch immens: „Dass wir nach acht Wochen immer noch über eine Nachverfolgungs-App reden.”

Ethik-Professor Dabrock: Man muss die „Attilas und Xaviers der Gesellschaft” zurückgewinnen

Peter Dabrock, ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Ethikrates, sagt: „Wir müssen die Dinge nochmal ganz neu betrachten.” Er mache sich Sorgen um Menschen, die auf Corona-Demos gehen und sieht vor allem die wachsende Gefahr, die von aktuell kursierenden Verschwörungstheorien ausgeht.

Diese Gruppe von Menschen sei ein „krudes Gebräu”, das entstanden ist. Er sehe ein großes Potenzial an Menschen, die zurzeit für Verschwörungstheorien empfänglich sind. Man müsse die „Attilas und Xaviers der Gesellschaft wieder zurückgewinnen”, mahnt Dabrock.

„Gesellschaftlich verheerend” finde er außerdem die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Bundesliga. Die Menschen würden den Eindruck bekommen, dass der Fußball eine Vorzugsbehandlung genießt. Dabrock befürchte, dass dadurch die gesellschaftliche Solidarität bröckelt. 

Kubicki glaubt stattdessen, dass es zur „Nervenberuhigung” beitrage, „wenn die Menschen wieder Fußball gucken können”.

Ute Teichert: Zu wenig Personal in den Gesundheitsämtern

Ute Teichert, Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e. V., macht bei „Anne Will” am Sonntagabend (10. Mai) auf die Personalnot in den deutschen Gesundheitsämtern aufmerksam. 

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Teichert: „Wir haben auch ein Nachwuchsproblem.” Gerade jetzt in der Krise mache sich das bemerkbar.

Die Kontaktpersonen-Aufgabe könnten die Ämter grundsätzlich zwar bewältigen, aber es hänge natürlich von der Anzahl an Menschen ab, die kontrolliert werden müssen. Im Moment seien das im Durchschnitt drei Kontaktpersonen. Wenn diese Zahl wieder auf zehn, zwanzig oder mehr steige, werde es schwierig, so Teichert.

„App kann Gesundheitsämtern nicht die Arbeit abnehmen” 

Ministerpräsidentin Dreyer stellt zwischendurch klar: „Wenn wir irgendwo einen Infektionsherd haben, machen wir eher eine Lockerung zu viel wieder rückgängig als eine zu wenig.”

Und Priesemann betont an diesem Abend immer wieder: „Wenn die Infizierten-Zahlen unten sind, ist die Kontakt-Nachverfolgung viel effizienter.” Denn so könne man Infektionsherde erkennen, bevor sie zu einem neuen Ausbruch führen. 

An dieser Stelle hakt sich erneut Ute Teichert ein: „Wir müssen Personal in die Gesundheitsämter bringen, um das auch ordentlich nachverfolgen zu können.” Eine App könne den Gesundheitsämtern nicht die Arbeit abnehmen, stellt Teichert klar. 

Peter Dabrock: „Ich vermisse den Masterplan für die zweite Phase der Pandemie”

Dabrock weist mehrmals auf die Wichtigkeit einer solchen Kontaktnachverfolgungs-App hin. Neben Abstand halten, Hygieneregeln usw. bräuchten wir dringend eine solche App sowie eine Erhöhung der Test-Kapazitäten.

Laut Auffassung des Ethik-Professors komme man nur so in eine Art Normalität mit Corona. „Ich vermisse den Masterplan für die zweite Phase der Pandemie”, so Dabrock.

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Beim Thema Testen schließt sich Priesemann an. Man müsse „so viel und breit Menschen auf das Coronavirus testen”, wie es die Kapazität zulasse.

„Wir profitieren wirtschaftlich, wenn wir Tests machen. Und Menschen bekommen wieder mehr Sicherheit.” Denn nur so könne man Infektionsketten konsequent verfolgen. (jba)