Nach Flucht aus PsychiatrieEin Straftäter gefasst - drei sind noch frei

Polizisten besprechen sich vor der Klinik am Weissenhof in Weinsberg. Strafgefangene waren zuvor aus der Psychatrie ausgebrochen.

Nach dem Ausbruch aus der Klinik am Weissenhof rückte die Polizei an. Nach konkreten Hinweisen wurde einer der Geflohenen festgenommen. Das Foto zeigt zwei Polizisten, die sich vor der Klinik besprechen.

Nach der Flucht von vier Männern aus dem geschlossenen Teil einer Psychiatrie im Kreis Heilbronn, hat die Polizei einen Flüchtigen wieder gefasst.

Weinsberg. Seine Flucht dauerte knapp einen Tag. Einer der vier Männer, die aus einer geschlossenen Psychiatrie in Weinsberg nahe Heilbronn geflüchtet waren, ist gefasst.

Er sei nach konkreten Hinweisen auf den Aufenthaltsort noch am Donnerstagabend festgenommen worden, teilten Polizei Heilbronn und Staatsanwaltschaft Mosbach am Freitag (24. September) mit. Bei dem Festgenommenen soll es sich um einen 37-Jährigen handeln.

Die Suche nach den noch Flüchtigen geht nach Angaben der Polizei mit Hochdruck weiter. Man werte derzeit neue Erkenntnisse aus und halte den Fahndungsdruck aufrecht, hieß es am Freitagvormittag. Weitere Angaben zur Fahndung machten die Beamten aus „ermittlungstaktischen Gründen“ vorerst nicht.

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Flucht aus Psychiatrie: Drei Männer sind rechtskräftig verurteilte Straftäter

Laut Polizei gelten die Männer als gefährlich, drei von ihnen sind rechtskräftig verurteilte Straftäter. Unklar war aber zunächst, warum sie im Maßregelvollzug untergebracht waren. Gegen den vierten Mann läuft laut einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft Heilbronn aktuell ein Verfahren wegen versuchten Totschlags. Die Anklage gegen den Algerier sei im Juli erhoben worden. Zuvor hatte die „Heilbronner Stimme“ darüber berichtet.

Es war kurz vor 22 Uhr, als vier Männern am Mittwochabend (22. September) die Flucht aus der geschlossenen Station des Klinikums am Weissenhof in Baden-Württemberg gelang.

„Wenn sie gesehen werden, sollten sich die Menschen nicht in unnötige Gefahr begeben, sondern die Polizei rufen“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagnachmittag. Trotz Öffentlichkeitsfahndung, Einsatz eines Hubschraubers und zahlreichen Polizisten vor Ort fehlte bis zu diesem Zeitpunkt von den vier Flüchtigen aber jede Spur.

Auf ihrer Internetseite veröffentlichte die Polizei Fahndungsfotos sowie Beschreibungen der gesuchten Strafgefangenen.

Wie die Männer aus der Psychiatrie in Weinsberg nahe Heilbronn fliehen konnten, bleibt zunächst ebenso unklar wie die Frage, weshalb sie dort im Maßregelvollzug untergebracht waren.

Man habe nach der Flucht „sofort“ und „unverzüglich die Polizei eingeschaltet“, teilte das Klinikum lediglich mit. Es würden „intensive Ermittlungen“ zu den Details der Flucht geführt. Weitere Angaben wollte ein Sprecher des Klinikums zunächst unter Verweis auf die Ermittlungen nicht machen.

Psychiatrie in Weinsberg: Flüchtige gelten als gefährlich

Beim Maßregelvollzug geht es nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Stuttgart um die Unterbringung psychisch kranker oder suchtkranker Straftäter. Ziel ist der Schutz der Bevölkerung und eine Therapie der Patienten. Bei drei der vier nun geflüchteten Männer habe aber ein Abbruch der Therapie bevorgestanden, teilte ein Ministeriumssprecher am Donnerstag mit.

Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) hatte in der Vergangenheit gefordert, Straftäter in diesem Fall möglichst schnell in Gefängnissen unterzubringen: „Solche Delinquenten sind im Maßregelvollzug schwer zu handhaben“, sagte er nach dem Ausbruch mehrerer Straftäter aus einer Klinik in Calw im April 2019.

Patienten in Psychiatrien: Immer wieder gelingt einigen die Flucht

Nach Angaben des Ministeriums beschäftigt sich deshalb eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern mit einer Änderung des betreffenden Paragrafen im Strafgesetzbuch. „Ihre Arbeit steht kurz vor dem Abschluss“, sagte ein Ministeriumssprecher am Donnerstag.

Patienten in Psychiatrien gelingt es trotz Sicherheitsvorkehrungen der Kliniken immer wieder, aus geschlossenen Stationen zu fliehen. Im vergangenen Jahr gab es in Baden-Württemberg nach Angaben des Gesundheitsministeriums 47 solcher Fälle, bei 1252 Patienten landesweit sei das ein Anteil unter 4 Prozent. In allen Kliniken im Südwesten prüften Sicherheitsbeauftragte die Vorkehrungen gegen solche Fluchtversuche regelmäßig.

Weinsberg: Von den Straftätern fehlt noch jede Spur

Es gebe zwar keine konkreten Hinweise darauf, dass die Flüchtigen bewaffnet seien, sagte ein Polizeisprecher. „Aber ausschließen können wir es natürlich nicht.“ Wer in der Region Heilbronn mit dem Auto unterwegs sei, solle deshalb keine Anhalter mitnehmen.

Hinweise aus der Bevölkerung zu den Flüchtigen im Alter von 24 bis 37 Jahren nahm die Polizei unter einer Telefonnummer des zuständigen Präsidiums entgegen. Das Landeskriminalamt veröffentlichte Fotos, Namen und Beschreibungen der Männer im Internet. Zwar seien dazu auch Hinweise eingegangen, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagnachmittag. „Es liegen aber keine Hinweise vor, wo sich die Männer momentan aufhalten könnten.“ (dpa)