„Längst überfälliges Signal“Überraschende Meldung aus Rom – Kölner Politiker spricht Klartext

Papst Franziskus hat früher schon erkennen lassen, dass er gegen die Segnung homosexueller Paare nicht grundlegend etwas einzuwenden hat. Jetzt gibt es aus dem Vatikan ein offizielles Schreiben dazu.

Endlich! Papst Franziskus hat den Weg für die Segnung homosexueller Paare in der katholischen Kirche unter bestimmten Bedingungen geebnet. Dies geht aus einem Schreiben hervor, das der Vatikan am Montag in Rom veröffentlichte.

Darin ist nach offizieller deutscher Übersetzung von der „Möglichkeit der Segnung von Paaren in irregulären Situationen und von gleichgeschlechtlichen Paaren“ die Rede.

Papst ebnet Weg für Segnung homosexueller Paare

Die Erklärung namens „Fiducia supplicans“ wurde vom vatikanischen Dikasterium für die Glaubenslehre veröffentlicht. Als Oberhaupt der katholischen Kirche hatte sie Papst Franziskus zuvor gebilligt.

Alles zum Thema Homosexualität

Weiter heißt es darin, dass eine Segnung unter bestimmten Bedingungen „allen gespendet werden kann, ohne etwas zu verlangen“. Solche Segnungen seien „an alle gerichtet, niemand darf ausgeschlossen werden“.

Ausdrücklich betont wird aber auch, dass ein solcher Segen von den kirchlichen Autoritäten nicht rituell festgelegt werden dürfe, „um keine Verwechslung mit dem dem Ehesakrament eigenen Segen hervorzurufen“. In der Erklärung wird auch bekräftigt, dass sexuelle Beziehungen nur innerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau als erlaubt gelten.

Queer-Beauftragter Sven Lehmann: „Das ist ein längst überfälliges Signal“

Lob kommt von Sven Lehmann, dem Beauftragten der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. „Das ist ein längst überfälliges Signal aus dem Vatikan. Es gibt keine Liebe erster und zweiter Klasse. Es gibt nur Liebe“, erklärt der Kölner Grünen-Politiker.

Queer-Beauftragter Sven Lehmann (Grüne), hier im November 2022.

Queer-Beauftragter Sven Lehmann (Grüne), hier im November 2022.

In vielen Ländern würden queere Menschen im Namen der Religion brutal verfolgt, erklärt er weiter. Auch die katholische Kirche spiele da nach wie vor eine „unrühmliche Rolle“. „In unserem Nachbarland Polen haben polnische Bischöfe sogenannte LSBTIQ*-freie Zonen vorangetrieben.“

Daher sei es umso wichtiger, „dass der Papst als Oberhaupt der Kirche nun unter gewissen Voraussetzungen die Segnung homosexueller Paare erlaubt und sich damit auch gegen die Kriminalisierung und Bestrafung gleichgeschlechtlicher Liebe stellt“, so Lehmann.

Segensfeiern für homosexuelle Paare in Deutschland ist bislang Grauzone

Franziskus hatte bereits im Herbst in einem Brief erkennen lassen, dass er Segnungen für homosexuelle Paare nicht grundlegend ablehnt. Wer um einen Segen bitte, erbitte im Vertrauen auf Gott dessen Hilfe, um besser leben zu können, hieß es damals. Man müsse daher abschätzen, ob es Formen der Segnung geben könne, ohne eine falsche Vorstellung von der Ehe zu vermitteln.

Offizielle Regelungen dazu durch Bistümer oder Bischofskonferenzen lehnte der Papst jedoch ab. Die Ehe sei eine Verbindung zwischen Mann und Frau.

In Deutschland werden Segensfeiern für homosexuelle Paare in vielen Gemeinden heute schon praktiziert, finden aber in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt. Der Vatikan hatte 2021 noch klargestellt, dass es „nicht erlaubt“ sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, da solche Verbindungen „nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden“ könnten.

Die Zulassung von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare war eine Hauptforderung für den deutschen Reformprozess Synodaler Weg und im März von der Synodalversammlung beschlossen worden. (dpa/mg)