Tote bei US-NationalfeiertagTäter lag wie Scharfschütze auf Dach und hörte Stimme – „muss es einfach tun“

Ein schrecklicher Anschlag am Nationalfeiertag erschüttert die USA. In einem Vorort von Chicago sind während einer Parade Schüsse gefallen. Es gibt mehrere Tote und Verletzte. Der Täter wurde inzwischen gefasst.

Sie wollten ihren Nationalfeiertag feiern, doch für die Menschen in einem Vorort von Chicago im US-Bundesstaat Illinois endete die fröhliche Parade am Montag (4. Juli, Ortszeit) unmittelbar nach Beginn in einem Blutbad.

Ein Schütze eröffnete kurz nach dem Start der Parade (10 Uhr Ortszeit, 17 Uhr MESZ) das Feuer. Mindestens sechs Menschen wurden getötet. Zahlreiche Zuschauer und Zuschauerinnen wurden verletzt.

Schüsse bei Parade: Schütze noch nicht gefasst

„Heute Morgen um 10.14 Uhr wurde unsere Gemeinde durch einen Gewaltakt terrorisiert, der uns zutiefst erschüttert hat“, sagte Bürgermeisterin Nancy Rotering. Nach der Parade war in Highland Park ein Fest zum Unabhängigkeitstag der USA geplant, das die Bürgermeisterin nach der Bluttat absagte. Die USA begingen am Montag ihren Unabhängigkeitstag.

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„Bleiben Sie dem Gebiet fern - lassen Sie die Polizei und die Ersthelfer ihre Arbeit machen“, hieß es am Montag in einer ersten Nachricht. Ein Polizeisprecher sagte, 24 Menschen seien nach der Tat in Highland Park in Krankenhäuser gebracht worden.

Tote bei Parade am 4. Juli: Schütze schoss wahllos auf Anwesende

Nach Aussagen eines Sprechers des Sheriff-Büros von Lake County, scheine es, als habe der Täter vom Dach eines Geschäftsgebäudes aus wahllos auf Anwesende geschossen. Bei der gefundenen Schusswaffe habe es sich um ein „leistungsstarkes Gewehr“ gehandelt. Meist kommen bei solchen Bluttaten in den USA Sturmgewehre zum Einsatz.

Der mutmaßliche Schütze wurde nach einer kurzen Verfolgungsjagd mit dem Auto „ohne Zwischenfall“ festgenommen, sagte der Polizeichef der Stadt Highland Park, Lou Jogmen, am Montag.

Demnach handelt es sich um einen 22-Jährigen. Er bezeichnet sich selbst als Musiker und präsentiert sich im Netz mit dem Künstlernamen „Awake the Rapper“.

Ein Augenzeuge namens Miles Zaremski sagte dem Sender CNN, er habe mehrere Verletzte und leblose Menschen gesehen, die auf dem Boden lagen. „Es war herzzerreißend.“

Zaremski sagte weiter, er habe rund 30 Knallgeräusche gehört. Menschen seien von der Parade geflohen. „Es war einfach chaotisch.“ 

Schütze feuert mit Gewehr von Dach

Der Schütze hatte nach Polizeiangaben mit einem Gewehr von einem Dach eines Geschäftes aus das Feuer auf die Menschenmenge eröffnet.

„Alles deutet darauf hin, dass er diskret und sehr schwer zu sehen war“, sagte ein Sprecher der Sicherheitsbehörden, Christopher Covelli. Der Angreifer habe offenbar die Zuschauer der Parade gezielt ins Visier genommen.

Er hatte laut US-Medien in der Vergangenheit auf Online-Plattformen gewalttätige Inhalte veröffentlicht. Darunter war laut der Zeitung „Chicago Tribune“ ein Video mit Zeichnungen eines Schützen und von Menschen, die erschossen werden, sowie eine Stimme, die sagte: „Ich muss es einfach tun“ und „Nichts kann mich stoppen, nicht einmal ich selbst“.

US-Präsident Joe Biden zeigte sich „schockiert über die sinnlose Waffengewalt, die an diesem Unabhängigkeitstag wieder einmal Trauer über eine amerikanische Gemeinde gebracht hat“.

Joe Biden „schockiert über die sinnlose Waffengewalt“

In seiner Mitteilung hieß es: „Ich werde den Kampf gegen die Epidemie der Waffengewalt nicht aufgeben.“ Biden und seine Demokraten fordern seit langem schärfere Waffengesetze. Weitreichende Reformen scheitern immer wieder am Widerstand der Republikaner im Kongress und am Einfluss der mächtigen Waffenlobby-Organisation NRA.

Die USA haben seit langem mit einem riesigen Ausmaß an Waffengewalt zu kämpfen. Erst Ende Mai hatte ein 18 Jahre alter Schütze an einer Grundschule in Texas ein Massaker angerichtet. Er hatte Ende Mai in der Kleinstadt Uvalde 19 Kinder und 2 Lehrerinnen getötet, bevor er von der Polizei erschossen wurde.

Die Bluttat hatte die Diskussion über schärfere Waffengesetze in den USA neu entfacht. Schusswaffen sind in den Vereinigten Staaten relativ leicht erhältlich. (dpa)