„Stehen schwere Wochen bevor”Wieler mit dringendem Appell an Menschen in Deutschland

Lothar Wieler_RKI-Chef

Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, informiert über die aktuelle Corona-Lage und die Einschätzung der Situation durch das RKI.

Berlin – Trotz aller Einschränkungen des öffentlichen Lebens hat sich die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland in den vergangenen Wochen weiter erhöht. Dazu kommt die Sorge vor einer Mutation des Coronavirus. Hoffnung bringt die EU-weite Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer.

Wie das Robert Koch-Institut die Situation einschätzt, erklärten RKI-Chef Lothar Wieler und Dr. Ole Wichmann, Leiter des Fachgebiets für Impfprävention am RKI, heute (22. Dezember) ab 10 Uhr in einer Pressekonferenz.

  • Die Aufzeichnung der Pressekonferenz können Sie im Video (siehe oben) kostenlos und ohne Registrierung verfolgen. Dazu müssen Sie lediglich den „redaktionellen Inhalt freigeben“.

RKI-Pressekonferenz am 22. Dezember zu Corona-Impfungen: Alle Infos in der Übersicht

Hier lesen Sie alle alle Infos und Aussagen aus der Pressekonferenz in übersichtlichen Stichpunkten:

  • RKI-Chef Lothar Wieler bittet Bürger, die
  • „Tatsächlich stehen uns einige schwere Wochen bevor”,
  • In den Pflege- und Altenheimen sterben aktuell viele Menschen an Covid-19, so Wieler.
  • Bis die Fallzahlen zurückgehen, wird es noch einige Wochen dauern, befürchtet Wieler.
  • Auch auf die
  • In Sachsen und Thüringen sei die Lage gerade besonders angespannt, wie Wieler erklärt. „Das Virus ist in der gesamten Bevölkerung, in allen Altersgruppen und überall in Deutschland vorkommend”, betont Wieler. Bei über 80-Jährigen sei das Risiko, an der Krankheit zu sterben, besonders hoch.
  • „Wir können diese Pandemie wirklich nur gemeinsam bewältigen und wie gut uns das gelingen wird, haben wir selber in der Hand.”
  • Kurz nach Weihnachten stehen die ersten Impfungen bevor.
  • Dr. Ole Wichmann, Arzt und Epidemiologe und Leiter des Fachgebiets für Impfprävention am RKI, gibt Informationen über den Impfstoff:
  • Der Impfstoff sei „sicher und wirksam”, so Wichmann. Trotzdem müssen alle Menschen in Deutschland weiterhin ihre Kontakte einschränken. Einerseits, weil der Impfstoff in ausreichenden Mengen verfügbar sein muss. Andererseits, weil es dauert, alle Menschen zu impfen. 
  • „Kein Impfstoff ist perfekt”, betont der RKI-Mitarbeiter.
  • Was wissen wir über den Impfstoff? „Schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf”, so der Mediziner. Nach der Impfung waren einige Geimpfte aber körperlich leicht eingeschränkt, hatten etwa Schmerzen an der Einstichstelle oder fühlten sich erschöpft.
  • „Die Entwicklung und Zulassung” des Impfstoffs sei schneller abgelaufen als sonst, weil viele Prozesse nebeneinander und nicht nacheinander durchgeführt worden seien.
  • „Es gibt nach wie vor Menschen, die das Virus nicht ernst nehmen. Wie groß der Anteil dieser Menschen ist, das wissen wir nicht”, so RKI-Chef Wieler. „Wir Menschen sind die einzigen, die dieses Virus tragen und weitertragen können. Unser Verhalten ist entscheidend.”
  • Wann wird man einen Effekt des harten Lockdowns in Deutschland sehen? In den vergangenen Monaten waren laut Wieler zehn bis 14 Tage nach Verschärfungen der Maßnahmen Effekte in den Infektionszahlen zu sehen. Auch diesmal rechnet das RKI mit einer entsprechenden Entwicklung.
  • Es könnte sein, dass die Virus-Variante in England eine höhere Infektiosität als das „normale” Virus hat. „Es kann so sein, es muss aber nicht”, so Wieler. Es könne sein, dass diese Variante des Virus die „normale” Variante schlichtweg „wegschiebe”. Die rasche Ausbreitung der Variante könne aber auch damit zusammenhängen, dass sowieso zurzeit die Inzidenzen steigen, so der RKI-Chef. Er betont:
  • „Wir wissen, dass diese Variante im Vereinigten Königreich zuerst im September nachgewiesen wurde”, so Wieler. Auch in Holland sei die Variante beispielsweise schon aufgetreten.
  • Dass die Infektionszahlen in Deutschland weiterhin hoch sind, ist laut Wieler auf viele mögliche Faktoren zurückzuführen. Der Winter sei generell eine Zeit, in der Viren es leichter hätten. Es könnte, so Wieler, auch durchaus sein, dass in Deutschland eine Virus-Mutation im Spiel ist. Auch eine gewisse Grund-Müdigkeit in Bezug auf das Virus sei in der Bevölkerung zu verspüren. 
  • Die
  • „Je weniger wir uns treffen, desto größer ist die Chance, dass wir uns nicht anstecken”, appelliert RKI-Chef Wieler abschließend an die Bürger in Deutschland. 

Coronavirus: Die aktuellen Fallzahlen vom 22. Dezember 2020

Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) am Dienstag 19.528 neue Fälle und 731 Todesfälle binnen eines Tages übermittelt. Am Dienstag der Vorwoche waren 14.432 Neuinfektionen und 500 Todesfälle gemeldet worden – allerdings fehlten damals Daten aus Sachsen, die später nachgemeldet wurden.

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Den Höchstwert mit 33.777 gemeldeten Infektionen hatte es am Freitag gegeben, darin waren jedoch 3.500 Nachmeldungen enthalten. Der bisherige Höchststand bei den Todesfällen war am vergangenen Mittwoch mit 952 erreicht worden. (ta/dpa)