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Expertin der Nato äußert Besorgnis über Russlands arktische Bestrebungen: "Man plant da etwas"

U-Boot in Murmansk mit Stadt- und Industriehintergrund

Foto von MichaelxNolan: Ein U-Boot im Wasser vor einer Industrie- und Wohnstadt (Symbolbild).

Florence Gaub, die Forschungsdirektorin der in Rom ansässigen Nato-Militärakademie ist, legt in einem unlängst gegebenen Gespräch dar, weshalb die Arktis unsere sicherheitspolitische Aufmerksamkeit erfordert.

In der Berichterstattung über Russland dominiert aktuell hauptsächlich ein Sujet: der Krieg in der Ukraine. Die völkerrechtswidrige Invasion in das benachbarte Land wurde von Moskau im Februar 2022 initiiert.

Seither sind Aufnahmen von zerstörten Gebäuden und Verkehrswegen, von verzweifelten Personen sowie Meldungen zu gefallenen und verletzten Militärangehörigen und Zivilpersonen alltäglich geworden. Das berichtet „FOCUS online“.

Dabei gerät ein anderes Gebiet, für welches Russland im Oktober 2020 einen bis zum Jahr 2035 gültigen Entwicklungsplan konzipierte, tendenziell aus dem Fokus: die Arktis. Auf diesen Umstand machte Florence Gaub, eine Politologin und Forschungsdirektorin an der römischen Nato-Militärakademie, während eines aktuellen Interviews aufmerksam.

Warnung der Nato-Expertin: "Da sollten wir mächtig auf der Hut sein"

"Wir suchen ständig nach 'Weak Signals', also schwachen Signalen, ersten Anzeichen, dass sich etwas zu verändern beginnt", äußerte sie gegenüber "t-online". Dies treffe auf die Arktis – womit sie anscheinend auf die Aktivitäten Russlands Bezug nimmt – bereits seit geraumer Zeit zu.

"Da sollten wir mächtig auf der Hut sein", äußerte Gaub. Ihrer Meinung nach wird die Debatte über das Gebiet in der Öffentlichkeit primär in Verbindung mit Klima- und Umweltschutz geführt. Aus Sicht der Politikwissenschaftlerin ist diese Betrachtung jedoch unzureichend.

"Nun müssen wir diesen Komplex justieren, denn der sicherheitspolitische und militärische Aspekt wird dort immer wichtiger", erklärte sie gegenüber "t-online". Tatsächlich legt eine Analyse von der "Stiftung Wissenschaft und Politik" (SWP) aus 2020 bereits dar, dass Russland erhebliche Erwartungen in die Arktis setzt.

Einerseits besitzt das Gebiet ein gewaltiges Potenzial an Rohstoffen. Laut Schätzungen vom "United States Geological Survey" befinden sich circa 13 Prozent der globalen Erdölvorkommen sowie ungefähr 30 Prozent der globalen Erdgaslagerstätten in den arktischen Zonen.

Darüber hinaus geht aus einem Report des Umweltbundesamts hervor, dass in der Arktis beträchtliche Lagerstätten mineralischer Rohstoffe existieren – dies reicht von diversen Metallarten über Schmucksteine bis zu Industriemineralen und Naturwerksteinen.

Moskau verfolgt jedoch nicht ausschließlich das Ziel der Rohstoffgewinnung. Gemäß der Analyse der SWP strebt Russland an, die Nördliche Seeroute auf lange Sicht als eine neue zentrale Verkehrsachse für den weltweiten Schiffsverkehr zu etablieren und zu dominieren.

Auch Gaub hebt diesen Punkt hervor. Gegenüber "t-online" führte die Politologin aus: "Russland will sich erneut als Weltmacht etablieren, das steht für den Kreml an erster Stelle. Dazu gehört es, eine Exportmacht zu werden - mit dem entsprechenden Zugang zu den Weltmeeren." In diesem Kontext habe der Arktische Ozean eine entscheidende Wichtigkeit.

Russlands arktische Pläne: "Man plant da etwas"

Gaub ist überzeugt: Die Angelegenheiten in der Arktis umfassen deutlich mehr als lediglich den Eisbärenschutz. "Russland plant da etwas. Für die Norweger ist dieses Problem bereits ziemlich relevant, einfach, weil sie nahe dran sind", erklärte die Strategin der Nato.

Nato-Expertin Gaub unterstreicht, dass die Arktis aus sicherheitspolitischer Sicht nicht vernachlässigt werden darf.

Fakt ist jedoch ebenso, dass das Schmelzen des Eises in der Nordpolregion eine gravierende Herausforderung darstellt. Erhobene Daten belegen, dass der Temperaturanstieg in der Arktis während der letzten Dekaden viermal stärker ausfiel als im globalen Mittel.

Für Moskau bedeutet die Erhitzung des Gebiets eine Schwierigkeit. Geografische Hindernisse lösen sich auf. Sobald das "Ewige Eis" taut, erhöht sich Russlands Angreifbarkeit. Der voraussichtliche Verlust dieser natürlichen Begrenzungen scheint in Moskau Besorgnis auszulösen.

Die Arktis-Strategie aus dem Jahr 2020 thematisiert ein wachsendes Konfliktpotenzial. Dieser Bedrohung beabsichtigt Russland durch die stetige Erweiterung seiner militärischen Anwesenheit entgegenzuwirken, so ein Bericht der SWP.

Kiesewetters Einschätzung zur Arktis: "Eine militärische Schlüsselzone"

Die Vorgänge oder zukünftigen Pläne in der Arktis bleiben letztlich nicht unbeobachtet. Aus politischen Kreisen sind schon kritische Äußerungen zu vernehmen. Der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter konstatierte Ende Oktober in einem Austausch mit "merkur.de": "Die Arktis ist eine militärische Schlüsselzone".

"Russland hat seine Militärstandorte in der Arktis systematisch aufgerüstet und bereitet sich strategisch und systematisch auf den großen Krieg gegen den Westen vor." Zudem wies Kiesewetter auf bedeutsame westliche Infrastrukturanlagen in der Arktis hin, beispielsweise die "weltgrößte Satellitenbodenstation Svalbard Satellittstasjon auf Spitzbergen und das Svalbard Undersea Cable System". (red)

Dieser Inhalt wurde mit Hilfe von KI erstellt.