Schwanger nach VergewaltigungMädchen (10) darf in Ohio nicht abtreiben, US-Präsident Biden erschüttert

US-Präsident Joe Biden, hier am 1. Juli 2022 während eines virtuellen Treffens mit demokratischen Gouverneuren zum Thema Abtreibungsrechte im South Court Auditorium auf dem Campus des Weißen Hauses, kritisiert die harten Abtreibungsgesetze.

US-Präsident Joe Biden, hier am 1. Juli 2022 während eines virtuellen Treffens mit demokratischen Gouverneuren zum Thema Abtreibungsrechte im South Court Auditorium auf dem Campus des Weißen Hauses, kritisiert die harten Abtreibungsgesetze.

Die Vergewaltigung eines zehnjährigen Mädchens schockiert die Menschen in den USA. Wegen der harten Gesetze kann in der Heimat keine Abtreibung bei dem Kind vorgenommen werden.

Es ist ein unglaublicher Fall: Ein zehnjähriges Mädchen wird nach einer Vergewaltigung schwanger. Doch wegen des Abtreibungsverbots im US-Bundesstaat Ohio muss das Kind in einen anderen Bundesstaat gebracht werden. Die US-Behörden haben den aufsehenerregenden Fall bestätigt.

Der Peiniger des kleinen Mädchens, ein 27-jähriger Mann, wurde am Mittwoch (13. Juli, Ortszeit) wegen der Vergewaltigung einer Minderjährigen unter 13 Jahren angeklagt. Bei einem Gerichtstermin bestätigte der Polizist Jeffrey Huhn laut der Zeitung „Columbus Dispatch“, dass die vergewaltigte Zehnjährige Ende Juni im Nachbarstaat Indiana eine Abtreibung vornehmen ließ.

Mädchen (10) vergewaltigt: DNA-Probe des abgetriebenen Embryos soll Vaterschaft bestätigen

Der festgenommene Mann habe die Vergewaltigung gestanden. Außerdem würden DNA-Proben des abgetriebenen Embryos untersucht, um die Täterschaft zu beweisen.

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Der Fall hatte in den USA nach der Abschaffung des landesweiten Grundrechts auf Abtreibungen durch den Supreme Court für Empörung gesorgt. Ohio hatte sofort nach der Entscheidung des Obersten US-Gerichtshofs vom 24. Juni Abtreibungen nach der sechsten Schwangerschaftswoche verboten. Das Vergewaltigungsopfer musste deswegen für die Abtreibung nach Indiana reisen.

Präsident Joe Biden sprach vergangene Woche über den Fall des Mädchens, als er Maßnahmen zum Schutz des Rechts auf Schwangerschaftsabbrüche vorstellte. „Stellen Sie sich vor, wie es ist, dieses kleine Mädchen zu sein.“ Rechte Politiker und Medien zogen aber in Zweifel, dass sich der Fall tatsächlich zugetragen habe - zumal es zunächst nur eine Quelle gab, die Abtreibungsärztin in Indiana.

Generalstaatsanwalt von Ohio hält Kinds-Schwangerschaft für Erfindung

So sagte der Generalstaatsanwalt von Ohio, Dave Yost, die Geschichte erscheine ihm wie eine „Erfindung“. Das „Wall Street Journal“ kritisierte Biden noch am Dienstag dafür, einer „unwahrscheinlichen Geschichte einer voreingenommenen Quelle“ das „präsidentielle Bestätigungssiegel“ verliehen zu haben.

Generalstaatsanwalt Yost dankte am Mittwoch der Polizei für die Festnahme „des Vergewaltigers, der ein zehn Jahre altes Opfer geschwängert hat“. Er ging in seiner kurzen Stellungnahme aber mit keinem Wort darauf ein, dass das Mädchen tatsächlich für eine Abtreibung nach Indiana gereist war.

Der Supreme Court hatte am 24. Juni das Grundsatzurteil „Roe v. Wade“ aus dem Jahr 1973 aufgehoben, das ein landesweites Grundrecht auf Abtreibungen verankert hatte. Die Entscheidung sorgte für ein politisches Erdbeben und gilt als historische Zäsur.

Weil es kein Bundesgesetz zu Abtreibungen gibt, können Bundesstaaten jetzt Schwangerschaftsabbrüche weitgehend oder komplett verbieten. Zahlreiche konservativ regierte Bundesstaaten haben dies bereits getan. Das neue Gesetz in Ohio sieht Ausnahmen des Verbots einer Abtreibung nach sechs Wochen nur bei Gefahr für das Leben der Mutter vor, nicht aber in Fällen von Vergewaltigung und Inzest. (afp)