Ärzte ratlosJunge Frau spricht nach Krankheit nur noch mit ausländischem Akzent

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Die Britin Emily Egins spricht mit vier verschiedenen Akzenten. Unser Foto zeigt sie im Mai 2020 in ihrer Heimat in Bournemouth. 

Bournemouth – Anfang des Jahres war Emily noch eine ganz normale, junge Frau. Innerhalb von zwei Monaten stellte sich ihr Leben vollkommen auf den Kopf. Inzwischen arbeitet sie nicht mehr, ist schwach und müde – und spricht nur noch mit ausländischen Akzenten. 

Die Geschichte der Britin ist unüblich: Anfang Januar zeigte die 31-Jährige auf einmal Symptome eines Schlaganfalls. Ihre Stimme wurde langsam und undeutlich, sie konnte nicht mehr richtig sprechen.

Britin geht mit Schlaganfall-Verdacht ins Krankenhaus

Sie machte sich unverzüglich auf den Weg ins Krankenhaus. Die Ärzte unterzogen sie allen möglichen Tests, konnten einen Schlaganfall schließlich doch ausschließen. Was die junge Frau hatte, wusste keiner so genau.

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Zwei Monate lang brachte Emily gar kein Wort heraus. Sie konnte nur über Zeichensprache kommunizieren. Manchmal nutzte sie eine App auf dem Handy, „Text zu Sprache”: Sie schrieb auf, was sie sagen wollte, ihr Smartphone übernahm die Aussprache.

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„Sich daran zu gewöhnen, so zu kommunizieren, war wirklich hart. Ich habe mich gefühlt wie eine andere Person”, sagte sie im Gespräch mit dem britischen „Mirror”.

Ende März dann der Glücksmoment: Emily merkte, wie ihre Stimme langsam zurückkehrte. Nach und nach konnte sie wieder einzelne Wörter aussprechen. 

Britin spricht nur noch mit ausländischen Akzenten

Doch ihre Stimme klang nicht mehr wie vorher. Es hatte sich eine Mischung aus verschiedenen ausländischen Akzenten in ihr Sprachbild gemischt. Und das ist bis heute so geblieben.

Wenn es Emily gut geht, spricht sie mit polnischem Akzent. Wenn sie besonders aufgeregt ist, wechselt ihr Akzent ins Russische. Hin und wieder mischen sich auch Elemente eines französischen und italienischen Akzents in ihre Sprache. Bis zu ihrer Erkrankung beherrschte Emily keine einzige Fremdsprache.

„Es ist nicht so, dass sich nur meine Aussprache verändert hat. Ich spreche und denke auch anders als vorher und kann Sätze nicht wie früher bilden”, so Emily. „Ich schreibe auch anders. Mein Englisch ist schlechter geworden, obwohl ich mein ganzes Leben in England verbracht habe.”

Britin erhält Anfeindungen wegen ausländischen Akzents

Ihre neue Aussprache ist lästig für die 31-Jährige. Wegen ihres gebrochenen Englisch habe sie sogar Anfeindungen erlebt. „Ein Mann hat mich im Supermarkt angeschrien und gesagt, Ausländer wie ich seien der Grund, dass wir das Coronavirus haben”, erklärt sie.

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Resigniert fügt sie hinzu: „Ich habe mich so gefreut, dass meine Stimme zurückkam, aber jetzt verstehe ich die Stimme, die da aus meinem Mund herauskommt, nicht. Es hört sich nicht nach mir an.”

Emilys Syndrom hat einen Namen, es heißt Fremdsprachen-Akzent-Syndrom. Ärzte diagnostizierten die seltene Krankheit bei der 31-Jährigen. Auf Empfehlung der Experten hat Emily aufgehört zu arbeiten. Sie versucht, Stress komplett aus ihrem Leben zu streichen. Außerdem schult sie einmal die Woche mit einem ausgebildeten Sprachtrainer ihre Stimme.

Ob Emilys Stimme jemals wieder so klingen wird wie früher, kann aktuell noch niemand sagen. Ihre Ärzte sind ratlos. 

„Ärzte können nicht vorhersagen, was mit meiner Stimme passieren wird. Es geht jetzt darum, jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt, also versuche ich, positiv und hoffnungsvoll zu bleiben”, gibt sich Emily kämpferisch. (ta)