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Fall Rebecca Reusch„Geständnis reicht allein nicht aus“

Die damals 15-jährige Rebecca Reusch (Archivbild)

Die damals 15-jährige Rebecca Reusch (Archivbild)

Seit über sechs Jahren ist Rebecca Reusch aus Berlin verschwunden. Ein ehemaliger Mordermittler bringt nun einen neuen Ansatz ins Spiel, der die festgefahrenen Ermittlungen wieder in Gang bringen könnte.

Es ist ein Fall, der ganz Deutschland bewegt: Seit über sechs Jahren fehlt von der damals 15-jährigen Rebecca Reusch aus Berlin jede Spur.

Trotz einer großangelegten Suche in Brandenburg im Oktober herrscht weiter Ungewissheit. Jetzt sorgt der Vorschlag eines erfahrenen Ex-Mordermittlers für Aufsehen, der den festgefahrenen Fall endlich lösen könnte.

Der bekannte Profiler Axel Petermann, ehemaliger Leiter einer Mordkommission in Bremen, schlägt vor, externe Fallanalytikerinnen und Fallanalytiker hinzuzuziehen. Das berichtet „t-online“. Seit dem Verschwinden der Jugendlichen am 18. Februar 2019 konzentrieren sich die Ermittlungen auf den Schwager, der Rebecca als letzter lebend gesehen haben soll.

Petermann warnt vor einem Tunnelblick. Er erklärt die Gefahr, dass Ermittlerinnen und Ermittler unbewusst nur noch nach Informationen suchen, die ihre ursprüngliche Theorie bestätigen. „Wenn man sich auf einen Handlungsablauf, eine Version der Tat, eingelassen hat, zeigt die Psychologie, dass die eigene Theorie bestätigt werden soll“, so der Experte. Gegenteilige Hinweise könnten dabei übersehen werden.

Sein Vorschlag: Unbeteiligte Fallanalytikerinnen und Fallanalytiker sollen den Fall mit frischem Blick prüfen. Sie müssten die Frage stellen: „Stimmen die bisherigen Annahmen und Theorien?“

Petermanns Erfahrung zeigt: „Es gibt immer wieder neue Interpretationen des Tatablaufs und der damit einhergehenden Motivationen des Täters. Nur so kann man Verborgenes finden.“

„Selbst ein Geständnis reicht allein nicht aus“

Die Polizei geht weiterhin fest davon aus, dass Rebecca getötet wurde und das Haus ihres Schwagers nicht lebend verließ. Der Hauptverdächtige, für den die Unschuldsvermutung gilt, bestreitet die Vorwürfe. Er verstrickte sich zwar in Widersprüche, doch für eine Anklage reichten die Indizien bisher nicht aus.

Petermann analysiert die Situation des Schwagers: „Entweder, er ist es tatsächlich nicht gewesen – oder er ist extrem ,abgebrüht'“. Trotz mehrfacher Untersuchungshaft hat der Mann bisher nicht gestanden.

Eine Anklage hätte für ihn immense Konsequenzen, sagt Petermann: „Er würde vermutlich alles verlieren, was er besitzt: seine Familie und weitere soziale Kontakte.“

Ein Geständnis allein würde jedoch nicht für eine Verurteilung ausreichen. „Selbst ein Geständnis reicht allein nicht aus, um die Schuld des Verdächtigen zu beweisen“, stellt Petermann klar. Der entscheidende Beweis fehlt bis heute: die Leiche von Rebecca.

Ob die bei der letzten Suche gesicherten Spuren den erhofften „Paukenschlag“ bringen, bleibt abzuwarten. Die Auswertung kann noch Wochen dauern. Die Hoffnung, Rebecca nach all den Jahren zu finden, geben die Angehörigen und die Öffentlichkeit nicht auf. (red)