Ehefrau ermordet?Deutscher Star-Chirurg gesteht und plädiert dann auf unschuldig

Handschellen

Ein Mann in Handschellen. (Symbolfoto)

Dedham/Massachusetts – „Nicht schuldig”. Der wegen Mordes an seiner Ehefrau angeklagte deutsche Urologe Dr. Ingolf T. sagte bei der ersten Anhörung vor dem Gericht in Dedham (Massachusetts) nur diese beiden Worte.

Nach Geständnis: Arzt beteuert jetzt die Tat

Dabei soll der Ex-Chef der Urologie des St. Elizabeth Hospitals in Boston laut Staatsanwaltschaft den Cops die Tat gestanden und sie sogar zur Leiche von Kathleen M. geführt haben. Das überzeugte auch den Richter, der den Angeklagten ohne Möglichkeit auf eine Kaution bis zur nächsten Anhörung zurück in die Untersuchungshaft schickte.

Der 58-jährige Mediziner wurde im orangen Sträflingsanzug Richter Michael Pomarole vorgeführt. Staatsanwältin Lisa Beatty präsentierte den Bericht des Gerichtsmediziners, wonach „M.s Verletzungen dafür sprechen, dass sie erwürgt wurde“. Und dass es der Angeklagte war, der den Ermittlern den Fundort der Leiche verriet.

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Diese lag nur 1,5 Kilometer entfernt von T.s Haus in einem Waldstück in einem kleinen Teich. Laut Polizeiinsider auf der Webseite „MassLive“ soll T. im Verhör ein Geständnis abgelegt haben.

Danach soll er im Streit seine 13 Jahre jüngere Ehefrau zuerst mit einem Objekt – eine Art Glas – niedergeschlagen und dann gewürgt haben.

Als er bemerkt habe, dass sie tot ist, habe er die Leiche mit seinem Auto zu einem leerstehenden Haus in der Nachbarschaft transportiert. Dort habe er dann Steine in die Hosentaschen seiner toten Frau platziert und diese im Teich versenkt. 

Frau lag tot im Wald: Deutscher Star-Urologe unter Mordverdacht

Die Polizei hatte den (2003 von der Berliner Charité nach Boston gewechselten) international bekannten Spezialisten für robotergesteuerte urologische Eingriffe vor seiner Festnahme Freitag leblos in einem Motel gefunden. Neben ihm lag eine benutzte Spritze.

Die Rettungssanitäter gaben ihm das Anti-Überdosis-Medikament NARCAN und brachten ihn in die Notaufnahme des Norwood Hospitals. Danach wurde er direkt ins Norfolk County Jail in die Untersuchungshaft gebracht.

T. war bereits im Februar wegen häuslicher Gewalt gegen M. verhaftet worden. Laut Polizeibericht gab die 45-Jährige an, ihr Ehemann habe ihren Kopf gegen das Bettgestell geknallt und sie mit der einen Hand gewürgt, während er ihr mit der anderen Hand Mund und Nase zuhielt: „Ich war mir sicher, dass ich sterben würde. Mir ist schwarz vor Augen geworden“.

Nur weil eines ihrer Kinder die Schreie hörte und nachschaute, habe T. noch einmal von ihr abgelassen. M. beantragte eine einstweilige Verfügung gegen ihren Mann und wollte sich scheiden lassen. T. habe sie dann trotz Verfügung gestalkt und mit Hilfe ihres iPhones immer wieder aufgespürt.

Dann habe er sie mit einer Schere attackiert, als sie sich von zu Hause Sachen holen wollte: „Er hat mit einer Schere vor mir herumgefuchtelt und gesagt ‚Ich bin der Herr hier im Haus und du nur Gast‘. Dann hat er mir ein Haarbüschel abgeschnitten und mir eine blutige Wunde an der Hand zugefügt.“

Sie zeigte ihren Mann erneut an. Doch wieder durfte dieser nach einer Anhörung vor Gericht ohne Kaution auf freien Fuß und ein folgender Gerichtstermin Anfang März wurde verschoben.

Frustriert rief die Frau einen Reporter der örtlichen Zeitung „Dover-Sherborn Press“ an und verriet, dass sie sich vor ihrem Ehemann fürchtete und sie enttäuscht war, dass das Justizsystem sie nicht schützte. Anfang Mai änderte die Heilpraktikerin und Reiki-Meisterin plötzlich ihre Meinung.

Laut „Boston Globe“ beantragte sie, die einstweilige Verfügung gegen T. wieder aufzuheben und gab in den Gerichtsakten an: „Ich fühle mich sicher und will meine Familie wieder mit meinem Mann zusammenführen. Ich will meine Ehe retten und die Beziehung zu meinem Mann als Vater und Stiefvater meiner Kinder kitten.“

Betrug: Urologe Ingolf T. gefeuert

T. hat zwei Söhne im Teenagealter aus seiner ersten Ehe, für die seine amerikanische Ex-Frau das Sorgerecht hat. M. hatte drei Kinder mit in die Ehe gebracht, die jetzt bei deren Vater leben. Das Ehepaar war Anfang 2018 zusammengekommen.

Im letzten Dezember überraschte T. seine Lebensgefährtin bei einer Reise nach Las Vegas mit dem Vorschlag, spontan zu heiraten. Ohne Freunde und Familie zu informieren, gaben sie sich das Jawort.

Und das, obwohl es laut ihrer besten Freundin bereits schwere Spannungen in der Beziehung gab. Grund sei, dass T. unter großem Stress stand, weil er von seinem Arbeitgeber suspendiert worden war. Ihm wurde vorgeworfen, bei Abrechnungen betrogen zu haben.

Im November zahlte er 150.000 Dollar in einem Vergleich mit der Generalstaatsanwaltschaft von Massachusetts und die Ermittlungen wurden eingestellt. Ein langjähriger Freund von M.: „T.s Karriere als Arzt und Chirurg ging den Bach runter. Er war sehr frustriert und hat das mit Gewalt an Kathleen ausgelassen.“

Die nächste Anhörung ist am 10. Juni.