Steigende Corona-ZahlenStiko prüft Boosterimpfung für alle, Weltärztechef mit dringendem Appell

Die Mitarbeiterin eines mobilen Impfteams zieht im Alten- und Pflegeheim Bürgerheim den Impfstoff von Biontech/Pfizer in eine Spritze auf.

Die Mitarbeiterin eines mobilen Impfteams zieht im Alten- und Pflegeheim Bürgerheim den Impfstoff von Biontech/Pfizer in eine Spritze auf, Symbolfoto aufgenommen im Februar 2021.

Der Winter steht vor der Tür und die Corona-Zahlen in Deutschland steigen weiter an. Rufe nach Boosterimpfungen werden lauter. Nun sprach sich auch der Vorsitzende des Weltärztebundes Frank Ulrich Montgomery für die Drittimpfungen aus.

Berlin. Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat eine möglichst breite Nutzung der Auffrischungsimpfungen gegen Corona gefordert. „Jeder, dessen vollständige Impfung sechs Monate zurückliegt, sollte sich bald eine Auffrischungsimpfung holen“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag).

Nötig sei in diesem Herbst eine neue, zentrale Impfkampagne, die sich nicht nur an die Ungeimpften richte, sondern auch für allgemeine Boosterimpfungen werbe.

Montgomery erklärte: „Weil der Immunschutz nach einem halben Jahr abnimmt, müssen wir als Gesellschaft ein Interesse daran haben, dass der Schutz stabil bleibt.“ Er forderte, die Boosterimpfungen bei den niedergelassenen Ärzten zu machen. Sie hätten dafür die Erfahrung und Kapazitäten.

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Corona: Montgomery spricht sich für Boosterimpfungen aus 

„Falsch dagegen wäre es, jetzt wieder auf Impfzentren zu setzen: Impfzentren waren am Anfang nötig, weil es zu wenig Impfstoff gab und die Lagerung der Dosen kompliziert war.“ Impfzentren seien zehnmal so teuer wie das Impfen in den Arztpraxen. Außerdem sei die Hemmschwelle für viele Menschen beim Hausarzt viel niedriger.

Spahn hatte der „Rheinischen Post“ (Montag) gesagt: „Um möglichst vielen möglichst schnell eine Auffrischungsimpfung zu ermöglichen, sollten die Länder die Impfzentren, die sie seit Ende September in Standby bereithalten, nun wieder startbereit machen.“ Er riet den Ländern erneut dazu, in einem ersten Schritt alle Über-60-Jährigen schriftlich einzuladen.

Auffrischungen sind mindestens sechs Monate nach einer vollständigen Impfung möglich. Angeboten wird dies unter anderem Älteren, Corona-Risikogruppen und Geimpften mit AstraZeneca und Johnson & Johnson. Für alle anderen sind sie aber auch möglich.

Corona: Stiko prüft Boosterimpfungen für alle

Die Ständige Impfkommission (Stiko) will kurzfristig entscheiden, ob Auffrischungsimpfungen für alle empfohlen werden. „Die Ständige Impfkommission prüft im Moment sehr intensiv, ob sie Auffrischungsimpfungen für alle Bevölkerungsgruppen empfehlen wird“, sagte der Vorsitzende der Stiko, Thomas Mertens, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag).

Es gebe Daten aus internationalen Studien, die dafür sprächen, wobei geprüft werden müsse, inwieweit diese Ergebnisse auf Deutschland übertragbar seien. „Eine Entscheidung darüber wird in wenigen Wochen fallen“, sagte Mertens. Bei einer solchen allgemeinen Empfehlung für Booster-Impfungen sei die Frage entscheidend, ob damit die Weiterverbreitung des Virus gebremst werden könne, so Mertens.

Bislang empfiehlt die Stiko die Auffrischungsimpfung etwa für Menschen ab 70. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte aber darauf hingewiesen, dass laut Impfverordnung grundsätzlich alle Menschen Anspruch auf Boosterimpfungen hätten. Ärztevertreter hatten daraufhin Kritik an Spahn geübt. Durch Spahns Äußerung werde der Aufklärungs- und Diskussionsbedarf in den Praxen größer, die die Impfungen setzten, meinte etwa der Hausärzteverband. (dpa)