Auch RKI beteiligtExperten starten brisante Suche in China, Land mit obskurer These

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Ein Team von Experten, die im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach den Ursprüngen des Coronavirus forschen sollen, ist am Donnerstag (14. Januar) in der zentralchinesischen Stadt Wuhan eingetroffen.

Wuhan – Ein Team von Experten, die im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach den Ursprüngen des Coronavirus forschen sollen, ist am Donnerstag (14. Januar) in der zentralchinesischen Stadt Wuhan eingetroffen. Nach der Ankunft wurden die Forscher auf das Coronavirus getestet und müssen sich zunächst zwei Wochen in Quarantäne begeben.

Das Coronavirus und seine Folgen – seit mehr als einem Jahr bestimmt es das Geschehen auf der Welt. Die Frage, woher der zuerst im chinesischen Wuhan festgestellte Erreger ursprünglich kam, ist aber weiter unbeantwortet.

China: Suche nach Virus-Ursprung soll starten

Nach langen Verzögerungen sollen nun internationale Experten in der Volksrepublik nach den Ursprüngen von Sars-CoV-2 suchen.

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Fachleute befürchten allerdings, dass es für die Lösung dieses Rätsel zu spät sein könnte. Am 11. Januar 2020 wurde das erste Todesopfer durch Covid-19 gemeldet. Der 61-jährige Mann war regelmäßig auf dem Tiermarkt in der chinesischen Millionenmetropole Wuhan gewesen, der später wegen seiner Rolle in der Corona-Tragödie traurige Berühmtheit erlangte.

Suche nach Covid-Ursprung: RKI-Experte fliegt nach Wuhan

Weltweit fast zwei Millionen Corona-Tote später hat Chinas Nationale Gesundheitskommission nun endlich den Starttermin für die Aufklärungsmission der Weltgesundheitsorganisation verkündet. Der Besuch der zehn internationalen Experten, darunter Fabian Leendertz vom Robert-Koch-Institut in Berlin, soll am Donnerstag beginnen.

Das ist der derzeitige Wissensstand:

  • Es herrscht weitgehend Einigkeit, dass sich der weltweit erste bekannte Corona-Ausbruch sich
  • Es wird angenommen, dass das Virus von einer Fledermausart auf eine andere Tierart übersprang und von ihr auf den Menschen.
  • Schon früh nannten die chinesischen Behörden den Huanan-Markt in Wuhan als Ausbruchsort.
  • Weiter konnte der Pandemie-Ursprung bislang nicht zurückverfolgt werden.
  • Chinesische Daten vom Januar 2020 zeigen, dass bei einigen der ersten Infektionen keine Verbindung zu dem Tiermarkt festgestellt werden konnte.
  • Es gibt Hinweise darauf, dass die Pandemie noch weiter zurückreicht.
  • Verschwörungstheoretiker deuten an, dass das Virus aus einem Labor in Wuhan kam.
  • Führende Virologen sagen, die Identifizierung der Pandemie-Quelle sei entscheidend, um künftigen Ausbrüchen mit Maßnahmen wie Jagdverboten für bestimmte Wildtierarten früh entgegenzuwirken.

Ausbruch des Coronavirus: Chinas Behörden wollten ihn vertuschen

Die chinesische Regierung hat die Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus zwar früher gemeldet als den Sars-Ausbruch 2002/2003 und laut WHO immerhin am 12. Januar 2020 die Gensequenz von Sars-CoV-2 veröffentlicht.

Allerdings versuchten die Behörden in Wuhan zuerst, den Ausbruch zu vertuschen. Später verschwendeten sie wertvolle Wochen im Kampf gegen das Virus, indem sie eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung dementierten.

Später schwenkte die Volksrepublik um und verbreitete Thesen, dass das Virus seinen Ursprung in anderen Ländern habe. Informationen über Viren bei Tieren und in der Umwelt entnommenen Proben, die bei der Wahrheitsfindung weiterhelfen könnten, veröffentlichte China nur spärlich.

Corona: China verbreitet obskure These über Ursprung des Virus

Chinas Propaganda verbreitet auch die These, dass das Virus über gefrorene Lebensmittel nach China eingeschleppt worden sein könnte. Es wird auf heutige Viruspuren auf importierten Tiefkühlwaren verwiesen. Doch ist unter Wissenschaftlern strittig, ob diese Spuren für eine Infektionen ausreichen.

Experten befürchten, dass die Behörden in einer Panikreaktion am Anfang des Corona-Ausbruchs bedeutende Hinweise verschwinden ließen. Sie hätten „in der Anfangsphase keinen tollen Job gemacht“, sagt Peter Daszak, der die auf Infektionskrankheiten spezialisierte Nichtregierungsorganisation EcoHealth Alliance leitet.

Auch Journalisten und Insider, die über den Corona-Ausbruch berichteten, wurden mundtot gemacht. Die Regierung in Peking wolle womöglich Fehler vertuschen, um einen Ansehensverlust im In- und Ausland zu vermeiden, meint der Epidemiologe Daniel Lucey von der Georgetown University in Washington.

Wissenschaftler glaubt an die Lösung des Corona-Rätsels 

Die These vom Wuhaner Tiermarkt als Ursprungsort der Corona-Pandemie findet Lucey „überhaupt nicht plausibel“. Schließlich habe sich Sars-CoV-2 im Dezember 2019 bereits schnell in Wuhan ausgebreitet. Und ein Tier-Virus brauche Monate, wenn nicht Jahre für die notwendigen Mutationen, um hochansteckend von Mensch zu Mensch zu werden.

Daszak glaubt weiter daran, dass die Wissenschaft das Rätsel vom Ursprung der Corona-Pandemie noch lösen können. Die Chancen dafür haben sich aus seiner Sicht durch die Abwahl von US-Präsident Donald Trump sogar vergrößert, der Peking mit Verschwörungstheorien und Begriffen wie „China-Virus“ die Schuld an der Pandemie gegeben und die Frage nach deren Ursprung dadurch politisiert hatte.

Seuchenexpertin Diana Bell von der britischen Universität East Anglia ist weniger zuversichtlich. Die Suche nach den ursprünglichen Wirtstieren von Sars-CoV-2 sei aber auch nicht so entscheidend. Für sie liegt der Schlüssel in einem Verzicht: „Wir müssen mit dem Handel mit Wildtieren für den menschlichen Konsum aufhören.“ (afp/dpa)