Waldbrände nach Rekord-HitzeStarker Regen am Morgen bringt endlich Entspannung

Die hohen Temperaturen haben in Brandenburg schwerwiegende Folgen: Dort sind schwere Waldbrände ausgebrochen, die Feuerwehr war vor Ort im Großeinsatz. Starker Regen hat endlich für Entlastung gesorgt.

Starker Regen hat im Kampf gegen zwei große Waldbrände in Brandenburg am frühen Montagmorgen (20. Juni) für Entlastung gesorgt. Zunächst brannten nachts noch 135 Hektar Waldflächen bei Treuenbrietzen – 80 Kilometer südwestlich von Berlin, wie Behördenvertreter vor Ort berichteten.

Kurz nach 7 Uhr wurde der Regen aber immer kräftiger. Das Regenradar zeigte auch für die nächsten Stunden Regenfälle und Gewitter an.

Nur rund 20 Kilometer voneinander entfernt brannten am Wochenende zwei große Waldflächen bei Treuenbrietzen und Beelitz (beide Landkreis Potsdam-Mittelmark). Die Rauchschwaden waren so dicht, dass der Brandgeruch laut Feuerwehr selbst in Dresden wahrzunehmen war, also gut 100 Kilometer weiter südlich.

Bei Treuenbrietzen kämpften Feuerwehr und Bundeswehr schon seit Freitag am Boden und aus der Luft gegen ein Feuer, das sich durch wechselnde Winde ausbreitete. Am Sonntag dann eine neue Hiobsbotschaft: Etwa 20 Kilometer entfernt geriet bei Beelitz ein weiterer Waldbrand zeitweise außer Kontrolle. In beiden Fällen wurden Ortsteile evakuiert.

Waldbrände: Feuerwehr kämpft in Brandenburg gegen Flammen 

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Innenminister Michael Stübgen (CDU) informierten sich am Sonntagnachmittag vor Ort in Treuenbrietzen. Stübgen sagte am Abend im rbb-Fernsehen, es zeichne sich eine leichte Entspannung ab. Es sei zu hoffen, dass am Montagmorgen Gewitter und viel, viel Regen kämen.

Ministerpräsident Woidke hatte zuvor eine weitere Verschärfung der Lage nicht ausgeschlossen. Rund 600 Menschen hätten ihre Häuser verlassen müssen. „Es kann sein, dass es zu weiteren Evakuierungen kommt“, sagte er. Auch das Johanniter-Krankenhaus in Treuenbrietzen bereitete sich vorsorglich auf eine Räumung vor.

Der zweite Waldbrand im Landkreis Potsdam-Mittelmark bei Beelitz hatte sich nach Angaben von Bürgermeister Bernhard Knuth bis zum frühen Abend auf 200 Hektar ausgebreitet - dieselbe Größenordnung wie bei Treuenbrietzen. Einige Straßenzüge seien bereits evakuiert, sagte Knuth. Zudem seien Bewohner anderer Straßen aufgefordert worden, sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten.

Waldbrände: Nächtlicher Wind könnte Flammen weiter anfachen 

„Wir hoffen, dass die Ausbreitung zum Stoppen kommt und wir letztlich erfolgreich das Feuer bekämpfen können“, sagte Knuth, der keiner Partei angehört. Später ergänzte er, der Waldbrand sei unter Kontrolle. Bis in die Nacht müsse noch mit heftigen Windböen gerechnet werden, die das Feuer anfachen könnten. „Dann hoffen wir auf den erwarteten Regen“, sagte Knuth. Die Stadt Beelitz hat rund 13 000 Einwohner und ist für Spargelanbau bekannt.

Zu der Situation in Treuenbrietzen sagte Ministerpräsident Woidke: „Wir haben derzeit 1400 Einsatzkräfte im Einsatz.“ Überwiegend seien es Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren aus Brandenburg, aber auch solche aus Sachsen-Anhalt seien da. Außerdem wird Hilfe aus Berlin erwartet. Dazu kommen nach Woidkes Angaben Bundeswehrsoldaten und Kräfte des Technischen Hilfswerkes und anderer Rettungsorganisationen.

Brandenburg: Schon 2018 kam es zu Waldbränden 

Treuenbrietzen liegt etwa 80 Kilometer südwestlich von Berlin und 40 Kilometer von Potsdam entfernt. Der Brand war am Freitag in einem Kiefernwaldstück auf 60 Hektar ausgebrochen. Noch am Samstag schien sich die Lage zu stabilisieren: Die Flammen wurden bis auf 40 Hektar eingedämmt. Doch in der Nacht zum Sonntag war dann die Rede von rund 100 Hektar Brandfläche, am Sonntag waren es bereits 200 Hektar. Das entspricht etwa 280 Fußballfeldern. 2018 hatte es in der gleichen Gegend einen Waldbrand auf 400 Hektar gegeben. Woidke sagte, die Lage sei jetzt noch dramatischer als 2018.

Zu den geräumten Stadtteilen gehörten Frohnsdorf, Tiefenbrunnen und Klausdorf. Die Menschen verließen ihre Häuser zügig, mit Koffern und Taschen, mit Hunden und Katzen, wie die Sprecherin des Landkreises, Andrea Metzler, sagte. „Sie wissen ja wie es läuft, viele waren 2018 beim großen Waldbrand schon einmal in der Situation.“ Viele Menschen kamen bei Freunden oder Verwandten unter.

Zudem diente die Stadthalle in Treuenbrietzen als Notunterkunft. Eine etwa 80-jährige Frau, die sich dort in Sicherheit gebracht hatte, wirkte am Sonntagnachmittag sichtlich mitgenommen. Das Schlimmste sei, wenn man sein Haus verlassen müsse, den Schlüssel umdrehe und nicht wisse, ob es morgen noch existiere, sagte sie im Gespräch mit einem dpa-Reporter.

Waldbrände in Brandenburg: Versteckte Munition im Boden könnte zur Gefahr werden 

Treuenbrietzen mit insgesamt 7500 Einwohnern hat etwa ein Dutzend Ortsteile. Insgesamt breitet sich die Stadt über eine Fläche von mehr als 200 Quadratkilometer aus. Zum Vergleich: Berlin hat knapp 900 Quadratkilometer.

Der Kampf gegen die Flammen ist in dem Gebiet besonders schwierig: Weil im Boden eines ehemaligen Spreng- und Übungsplatzes Munition und Kampfmittel liegen, kommen die Feuerwehrleute nicht direkt an den Brand heran.

Geht das Feuer durch die Fläche, kann im Boden versteckte Munition hochgehen. Hubschrauber der Bundeswehr nahmen deshalb in Dutzenden Löschflügen Zehntausende Liter Wasser aus einem nahen Baggersee auf und löschten von oben. (dpa)