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Das Unfall-Drama vor 50 JahrenBjörn Steigers Tod rettete tausende Leben

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Björn Steiger: Am 3. Mai 1969 verunglückte der Junge tödlich. Der Rettungswagen war erst nach einer Stunde gekommen.

Winnenden – Wer bei einem Unfall vor Ort ist, wählt die Notrufnummern 110 oder 112. Heute selbstverständlich. Doch kaum jemand weiß noch, dass wir sie einem Jungen verdanken, der vor genau 50 Jahren einen tragischen Unfall hatte.

Der kleine Björn Steiger war acht Jahre alt, als er am 3. Mai 1969 von einem Auto erfasst und in den Straßengraben geschleudert wurde. Er konnte nicht gerettet werden, weil der Krankenwagen zu spät kam. Seine Eltern gründeten daraufhin die Stiftung, die seinen Namen trägt.

Was passierte am 3. Mai 1969?

Der 3. Mai 1969 ist ein warmer Frühlingstag in Winnenden bei Stuttgart. Björn besucht ein Schwimmbad, wo er zufällig seinen Klassenkameraden Peter trifft. Als ein Gewitter aufzieht, gehen die beiden gemeinsam nach Hause. Peter Wegehingel, heute 58, erinnert sich in der „Stuttgarter Zeitung“: „Ich habe mein Fahrrad über den Feldweg geschoben, weil Björn zu Fuß unterwegs war. Es hat geschüttet wie aus Eimern.“ 

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Unfallauto

Der VW-Käfer, der Björn beim Überqueren der Straße erfasste.

Nachdem die beiden Jungen sich voneinander verabschiedet haben, hört Peter „ein Bremsen, einen Schlag“. Ein VW Käfer hat Björn gerammt, als er die Straße überquert. Er fliegt über das Auto, landet im Straßengraben.

Der Junge kämpft schwer verletzt um sein Leben. Passanten haben die Polizei alarmiert. Björns Vater Siegfried trifft auch schnell am Unglücksort ein, will seinen Sohn selbst ins Krankenhaus fahren, doch die Polizisten halten ihn zurück, er solle auf den Krankenwagen warten.

Es dauert lange, bevor über mehrere Telefone Hilfe gerufen werden kann. Nach einer Stunde erst ist der Rettungsdienst vor Ort. Zu spät, um das Leben des Kindes zu retten. Björn stirbt nicht an seinen Verletzungen, sondern am Schock.

Es gab damals kein funktionierendes Rettungswesen

So sah Notfallhilfe Ende der 1960er in Deutschland aus: „Es gab kein funktionierendes Rund-um-die-Uhr-Rettungswesen, wie wir es heute kennen“, so Tobias Langenbach, Sprecher der Stiftung. „Ob bundesweite Notrufnummern, 24-Stunden-Notarztdienst, BOS-Sprechfunkstandard, Luftrettung, Notruftelefone an deutschen Straßen  – all das und viel mehr war nicht vorhanden.“ Mit den heutigen Möglichkeiten hätte man den kleinen Björn wohl retten können.

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Der kleine Björn und sein Vater Siegfried in den frühen 1960er Jahren.

„Die wichtigste Eigenschaft unseres Sohnes war Hilfsbereitschaft. Und wir wollten etwas gegen unsere Hilflosigkeit tun“, sagte seine Mutter Ute später einmal. Der furchtbare Tod des Sohnes – er rief bei Björns Eltern Ute und Siegfried Steiger ein beispielloses Engagement hervor.  Sie gründeten nur zwei Monate nach dem tragischen Unfall eine Stiftung, die sich seitdem entscheidend für die Verbesserung der Notfallhilfe in Deutschland einsetzt. 

Die Notrufnummern werden bundesweit erreichbar

Was die Steigers erreichten: 1973 werden die Notrufnummern 110 und 112 bundesweit erreichbar, 1974 wird der erste Baby-Notarztwagen eingesetzt, 2001 wird die Behandlung mit einem Defibrillator durch Laienhelfer eingeführt und 2006 die Handy-Ortung durch Rettungsleitstellen.

Hier lesen Sie, wie Sie sich als Zeuge einer Straftat richtig verhalten, vieles davon gilt auch für Unfälle.

Die Möglichkeit, einen Notruf bei einem Unfall abzusetzen, ist heute genauso selbstverständlich wie Schnellbergungswagen für die Feuerwehren, Notarztfahrzeuge, Rettungs- und Bergungsgerät, oft von der Stiftung bezahlt. 

Björn Steiger wurde nur acht, weil er nach dem Unfall zu spät behandelt wurde. Ein vermeidbarer Tod.  Die Björn-Steiger-Stiftung enthüllt zum Jahrestag seines Todes  in Winnenden bei Stuttgart einen Gedenkstein mit einem Porträt Björns. 

Sein Tod war es, der seitdem Tausenden Unfallopfern geholfen hat. Daran erinnert der Gedenkstein.

200.000 Menschen fördern Notfallhilfe

Die Stiftung sehe auch heute noch Defizite in der Notfallhilfe, so Sprecher Tobias Langenbach. „Steigende Einsatzzahlen stehen einem wachsenden Personalmangel gegenüber, Notfallpatienten werden durch fehlende bundesweite Vorgaben in manchen Regionen Deutschlands sehr gut versorgt und an anderen Orten alarmierend schlecht. Da muss viel passieren, damit es endlich besser wird.“

Rettungswagen

Wichtig ist, dass der Rettungswagen schnell am Unfallort eintrifft. Das war beim Unfall von Björn 1969 nicht der Fall.

Seit 2010 leitet  Pierre Steiger, der jüngere Bruder Björns, die Stiftung mit ihren 200.000 Förderern. Seit Februar 2019 arbeitet sie mit den „Mobilen Rettern“ zusammen. Über ein App-gestütztes Alarmierungssystem der Notrufzentrale 112 kann jetzt zeitgleich zum Notarzt ein medizinisch qualifizierter Ersthelfer benachrichtigt werden, der sich in Einsatznähe befindet. 

Prominente Botschafter unterstützen Stiftung von Björn Steigers Eltern

Zu den prominenten Botschaftern des Vereins zählen Fußballtrainer Peter Neururer, die Schauspielerinnen Kristin Meyer („Unter uns“, RTL) und Christine Urspruch („Tatort“, ARD). Auch Michael Schumacher wurde zum Botschafter der Stiftung ernannt.