Ein Bundespolizist rastet am Kölner Hauptbahnhof komplett aus und verprügelt einen mutmaßlichen Dieb. Vor Gericht legte der langjährige Beamte jetzt ein Geständnis ab.
Polizisten-Ausraster in KölnBeamter verprügelt Fahrrad-Dieb – jetzt kam es zum Prozess

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Am Breslauer Platz ereignete sich der Vorfall, für den ein Bundespolizist vor Gericht stand (Archivfoto)
Heftige Szenen am Kölner Hauptbahnhof! Ein Bundespolizist musste sich am Donnerstag (7. August 2025) wegen Körperverletzung im Amt vor dem Kölner Amtsgericht verantworten.
Der Vorwurf: Er soll einen mutmaßlichen Dieb grundlos niedergerungen und verprügelt haben. Im Prozess packte der Angeklagte aus und legte ein umfassendes Geständnis ab.
Was war passiert? Eine Überwachungskamera am Breslauer Platz hatte den ganzen Vorfall im Mai des vergangenen Jahres glasklar aufgezeichnet. Die Bilder zeigen einen Mann, der sich an einem Fahrrad zu schaffen macht und einen Reifen klaut. Mit seiner Beute spazierte er seelenruhig Richtung Bahnhof – direkt in die Arme von zwei Polizisten und Polizistinnen.
Am Boden liegend, kassierte der Mann vier Schläge ins Gesicht
Während die Einsatzkräfte die Personalien des Mannes aufnahmen, kam ihr Kollege – der spätere Angeklagte – dazu. „Habt ihr ihn schon durchsucht?“, fragte der Beamte laut seiner Aussage. Die Kollegen und Kolleginnen verneinten. Das Video zeigt dann, wie der heute 40-Jährige dem Verdächtigen in die Hosentaschen greift.
Plötzlich eskalierte die Situation. Wie die Staatsanwältin schilderte, erschrak der mutmaßliche Dieb, machte eine Handbewegung und berührte den Polizisten am Arm. Die brutale Reaktion folgte sofort: „Ohne Anlass nahm der Beschuldigte den Mann in den Schwitzkasten und brachte ihn zu Boden“. Damit nicht genug: Am Boden liegend, kassierte der Mann vier Schläge ins Gesicht – alles von der Kamera festgehalten.
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet, zeigte sich der Polizist vor Gericht reuig und gestand seine Überreaktion. „Ich bin seit 20 Jahren bei der Bundespolizei“, erklärte er. Der Kölner Hauptbahnhof sei ein „schwieriges Pflaster“ mit täglicher Gewalt und Drohungen. Normalerweise würde er deeskalierend handeln, aber privater Stress habe ihn an diesem Tag die Kontrolle verlieren lassen.
Der mutmaßliche Dieb, der Prellungen im Gesicht erlitt, erschien nicht zum Prozess. „Es tut mir sehr leid“, sagte der angeklagte Beamte. Er habe sich sofort professionelle Hilfe geholt und auf eigene Kosten ein Anti-Aggressions-Training gemacht. Sein emotionales Fazit: „Ich hoffe und bete, dass sich so etwas nicht wiederholt.“
Die Konsequenzen für den Beamten sind hart: Eine geplante Beförderung wurde gestrichen. Außerdem wurde er strafversetzt. Statt am Brennpunkt Hauptbahnhof bewacht er nun die Villa Hammerschmidt in Bonn, den Amtssitz des Bundespräsidenten. Publikumsverkehr? Fehlanzeige.
Sein Verteidiger schlug vor, das Verfahren gegen eine Geldauflage einzustellen. Da der Polizist bisher unbescholten war, stimmten der Richter und die Staatsanwältin zu. Das Ergebnis: Der Beamte muss 3000 Euro an den Opferhilfeverein „Weißer Ring“ zahlen. Im Gegenzug wird das Verfahren eingestellt und seine Akte bleibt sauber. (red)