Suff-Affäre in BingenOberbürgermeister baut mit über 2 Promille Unfall – vormittags

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Der Oberbürgermeister von Bingen, Thomas Feser, präsentiert am 14.11.2012 in St. Goar (Rheinland-Pfalz) das wiederzugelassene KFZ-Kennzeichen BIN für Bingen.

Bingen – Eine Zeugin alarmierte am 30. April die Polizei Bingen über einen Autounfall. Ein Mann sei mit seinem Pkw in eine Mauer gekracht. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem Unfall-Fahrer um keinen geringeren, als um den Binger Oberbürgermeister Thomas Feser (CDU).

Doch damit fängt die Affäre gerade erst an. Ein Alkoholtest förderte ein skandalöses Ergebnis zutage: Feser hatte 2,31 Promille Alkohol im Blut.

Nicht nur der Wert ist schockierend, zur Zeit des Unfalls war es gerade erst 10.30 Uhr – am Vormittag!

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Bingen: Stadtrat protestiert nach Suff-Fahrt von Oberbürgermeister

In der Binger Politik löste die Nachricht von der Suff-Fahrt ein spürbares Beben aus. Mehrere Mitglieder des Stadtrats haben am Dienstag aus Protest nicht an der Sitzung zur Ernennung Fesers zum Oberbürgermeister teilgenommen.

Sie seien im Vorraum geblieben und nicht in die Sitzung gegangen, erklärte Fesers Pressesprecher am Donnerstag.

„Wir können das nicht mit unserem Gewissen vereinbaren vor dem Hintergrund, dass ein staatsanwaltschaftliches Verfahren geführt wird“, erklärte Roland Böse, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat. Im Stadtrat regiert eine Ampelkoalition.

Bingens OB Feser mit Stellungnahme zu Alkoholfahrt

Feser selbst nahm in einer schriftlichen Stellungnahme zu seiner Alkoholfahrt Stellung: „Ich bedauere diesen Vorfall sehr und entschuldige mich für diese Verfehlung in aller Form. Die sich daraus ergebenen Konsequenzen werde ich selbstverständlich tragen.“

Er habe im vergangenen Jahr unter ärztlicher Kontrolle eine Kur angetreten und seit dieser Zeit eine deutliche Besserung verspürt. Dem SWR sagte Feser, der Unfall sei außerhalb seiner Dienstzeit und mit seinem privaten Wagen passiert.

Am Tag des Vorfalls sei er mit einer Entscheidung im persönlichen Umfeld konfrontiert worden, die für ihn zu einer Ausnahmesituation geführt habe, so Feser in seiner schriftlichen Ausführung.

Unmittelbar nach diesem Rückfall habe er sich an professionelle Unterstützung gewandt und eine Therapie begonnen. 

Oberbürgermeister Fesers Stellungnahme im Wortlaut:

„Den Verkehrsunfall unter Alkoholeinwirkung am 30.04.2020 bestätige ich. Ich bedauere diesen Vorfall sehr und entschuldige mich für diese Verfehlung in aller Form.

Die sich daraus ergebenen Konsequenzen werde ich selbstverständlich tragen. Jeder, der mich näher kennt, weiß um meine persönliche Schwäche und das ich daran arbeite, diese abzustellen. Daher hatte ich auch im vergangenen Jahr unter ärztlicher Kontrolle eine Kur angetreten und seit dieser Zeit eine deutliche Besserung verspürt.

Am besagten Tag des Vorfalls bin ich mit einer Entscheidung im persönlichen Umfeld konfrontiert worden, die für mich zu einer Ausnahmesituation geführt hat. Dies ist nicht zu entschuldigen und zu rechtfertigen, aber der Beweggrund für diesen Vorfall.

Unmittelbar nach diesem Rückfall habe ich mich an professionelle Unterstützung gewandt und eine Therapie begonnen. Diesen Sachverhalt hatte ich in nichtöffentlicher Sitzung den Damen und Herren des Personalausschusses, noch vor der Stadtratssitzung, vorgetragen.”

Kein Gedanke an Rücktritt nach Alkoholfahrt

Was Feser darunter versteht, die „Konsequenzen“ zu tragen, ist noch unklar. Über einen Rücktritt denkt der CDU-Politiker aber offenbar nicht nach.

„Jetzt lassen wir mal die Kirche im Dorf!“ Mit diesen Worten reagierte Feser auf die Frage des SWR. Der Unfall sei ein einmaliger Rückfall gewesen. Er mache jetzt auch eine Therapie, um an seinem Alkoholproblem zu arbeiten. Der Vorfall sei kein Grund, von seinem Posten zurückzutreten. (jv/dpa)