Inklusive Kondome, Lecktücher, Gleitmittel„Gloryhole“-Entscheidung an deutscher Uni gefallen

Studierende verlassen an der Haltestelle Universität in Augsburg (Schwaben) die Straßenbahn.

Studierende verlassen an der Haltestelle Universität in Augsburg (Schwaben) die Straßenbahn. Die „Gloryhole“-Entscheidung an der Hochschule ist gefallen.

Dieser Antrag von Studierenden an der Uni Augsburg sorgte deutschlandweit für einiges Aufsehen: Eine Gruppe forderte sogenannte „Gloryholes“ – für anonymen Sex auf dem Uni-Gelände. Nun ist die Entscheidung gefallen.

von Martin Gätke (mg)

Mit ihrem Antrag haben Studierende der Uni Augsburg nicht nur auf ihrem Campus für einige Irritationen gesorgt: Bei einer Konventssitzung am Mittwoch (25. Oktober 2023) stellte eine Gruppe nämlich eine durchaus ungewöhnliche Forderung.

Um 18 Uhr kam der Studentische Konvent zu seiner ersten Sitzung im neuen Semester zusammen und schon der erste Tagesordnungspunkt barg Diskussionspotenzial. Darin forderten Studentinnen und Studentin nämlich sogenannte „Gloryholes“ im Hörsaalzentrum – Löcher in der Wand für anonyme sexuelle Kontakte.

Uni Augsburg: Studierende forderten drei „Gloryholes“

Im Antrag hieß es laut „Presse Augsburg“ wörtlich: „Drei Gloryholes sollen im Hörsaalzentrum gegenüber des Eingangs, wo momentan die Informationstafeln vorzufinden sind, gebaut werden.“ Diese sollten auch anschließend vom Gebäudemanagement gereinigt werden.

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„Zusätzlich sollen sie schall- und blickdicht sein. Die Gloryholes sollen so barrierearm wie möglich gestaltet werden – die Höhe soll adjustierbar sein, es soll Wandgriffe geben, an denen sich festgehalten werden kann.“

Zudem sollten die Lichter dimmbar sein und eine mögliche Kniepolsterung ebenfalls eingebaut werden. „Außerdem sollen Kondome, Lecktücher, Gleitmittel und Desinfektionsmittel und -tücher in den Gloryholes kostenfrei bereitgestellt werden; Mülleimer werden auch benötigt.“

Das „Gloryhole“ ist ein Loch in einer Wand, durch das die Sexualpartner (meist oralen) Geschlechtsverkehr haben können – und das, ohne sich zu sehen.

Warum aber braucht ausgerechnet eine Uni solch eine Installation? Die Begründung der Studierenden: „Ein Gloryhole würde zur Diversifizierung am Campus beitragen, da Kink so auch an der Uni er- beziehungsweise gelebt werden könnte.“ Das Wort „Kink“ (engl. Knick oder Kurve) beschreibt abweichende sexuelle Vorlieben und Fantasien.

Augsburg: „Gloryhole“-Antrag führt zu heftigen Reaktionen

Außerdem, so hieß es weiter, könne „Sex eine entspannende Tätigkeit sein, was im oft anstrengenden Universitätsalltag sehr sinnvoll sein kann“. Die damit verbundene Stressreduktion würde für eine „positivere Arbeitsatmosphäre am Campus sorgen“. Wie „Queer.de“ berichtet, wurde die ungewöhnliche Initiative von einer Gruppe eingebracht, die unter anderem im Queer-Referat aktiv ist.

Wie ernst der Antrag gemeint war, ist unklar. Die heftigen Reaktionen darauf ließen jedoch nicht lange auf sich warten. Der „Ring Christlich-Demokratischer-Studenten Augsburg e.V.“ erklärte, die Umsetzung sei „höchst skandalös und inakzeptabel“. „Eine solche Idee widerspricht nicht nur den Grundsätzen der Bildungseinrichtungen, sondern stellt auch eine ernsthafte Verletzung der ethischen und moralischen Standards dar.“

Die Installation von „Gloryholes“, „die in der Regel in Erotikläden oder ähnlichen Etablissements zu finden sind“, sei an einer Uni, einem Ort, der Bildung, Forschung und persönliche Entwicklung, „absurd und unverantwortlich“, hieß es weiter. Der Antrag beschmutze das Ansehen des hochschulpolitischen Engagements und untergrabe die Glaubwürdigkeit des Studentischen Konvents.

Gute Nachrichten gab es dann am späten Abend für alle Kritikerinnen und Kritiker: Der Antrag wurde abgelehnt. Etwa eine Stunde lang sollen die Studierenden laut „Bild“-Informationen wegen der Gloryholes diskutiert haben. Zwar habe es auch Stimmen dafür gegeben, am Ende sei aber der „Vorschlag, den Antrag als Scherzantrag zu werten, mehrheitlich angenommen worden“. Eine Sprecherin der Universität in Augsburg sprach davon, dass der Tagesordnungspunkt satirisch zu verstehen gemeint sei.