Alarm auf MallorcaSauf-Tourismus schlimmer als vorher, Einheimische verzweifelt: „Neuer Typ Urlauber“

Alarm auf Mallorca: Die Bilder von betrunkenen und grölenden Partytouristen am Ballermann sind zurück. Sehr zum Ärgernis vieler Einheimischer. Aber auch Unternehmen sehen die Entwicklung im Zuge der gelockerten Corona-Maßnahmen kritisch. 

Die Corona-Pandemie war in den Jahren 2020 und 2021 von zahlreichen Lockdowns und Maßnahmen geprägt, die es vor allem dem Partyvolk erschwerte oder verbot, „normal“ feiern zu gehen. Gerade auf Mallorca, das nicht nur, aber eben stark mit der Partymeile am Ballermann verbunden wird, änderte sich die Szenerie zwangsläufig.

Zum Ärgernis der Partywütigen, jedoch zur Freude vieler Menschen und Unternehmen vor Ort. Jene erfreuten sich an Touristen, die mehr Wert auf Entspannung, Natur und etwa gutes Essen legten. Die damit verbundene Hoffnung: ein Image, gar einen Kulturwandel auf der einstigen Partyinsel.

Mallorca: „Neuer Typ Urlauber vom alten Feierpublikum verdrängt“

Doch die Hoffnungen wurden spätestens seit dem Frühjahr 2022 jäh zerschmettert. Denn nach Einschätzung von ortsansässigen Unternehmerinnen und Unternehmern hat sich der Sauf-Tourismus rund um S'Arenal eher verschlimmert statt verbessert. 

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„Kaum waren die großen Partytempel wieder geöffnet, wurde dieser neue Typ Urlauber vom alten Feierpublikum verdrängt“, sagt Juan Miguel Ferrer laut Bericht der „Bild“ der spanischen Zeitung „Última Hora“.

Ferrer ist Geschäftsführer von „Palma Beach“, einer Initiative für mehr Qualität an der Playa de Palma. Die zunächst positive Entwicklung sei seiner Meinung nach mit dem 10. Mai zu Ende gegangen.

Juan Ferrer, Inhaber von sechs Restaurants, steht vor dem Restaurant „Chalet Siena“. Er leitet die Initiative „Palma Beach“, die mehr Qualität am Ballermann fordert.

Juan Ferrer, Inhaber von sechs Restaurants, steht vor dem Restaurant „Chalet Siena“. Er leitet die Initiative „Palma Beach“, die mehr Qualität am Ballermann fordert. 

„Seither leiden wir unter der Ankunft großer Gruppen von Touristen, die nur darauf aus sind, sich auf den Straßen, an der Strandpromenade oder am Strand zu betrinken.“

Mallorca: Party-Touristen bleiben im Schnitt nur drei bis vier Tage

Ferrer glaubt zu wissen, wie der Urlaub beim Partyvolk abläuft: „Sie kommen gegen 10 Uhr in den Hotels an, und um 14 Uhr können sie nicht einmal mehr gehen, sie sind völlig betrunken, und selbst ihre Begleiter lassen sie allein auf dem Bürgersteig liegen.“

Nach Ferrers Erfahrung buchen Party-Touristen im Durchschnitt lediglich zehn Tage im Voraus ihre Reise auf die spanische Insel und würden rund drei oder vier Nächte bleiben. Tagsüber würden die Party-Reisenden vielleicht 30 bis 40 Euro ausgeben. Der Großteil dieses Geldes gehe für Alkohol drauf.

Frühmorgens höre man sie dann immer noch feiern und grölen, im schlimmsten Fall mit Unterstützung von Megafonen, die laut Ferrer auf Mallorca wohl immer noch frei verkauft werden würden.

Mallorca: Initiative fordert strengere Maßnahmen gegen Sauf-Tourismus

Die Initiative für mehr Qualität an der Playa de Palma hält Maßnahmen zur Eindämmung des Party-Tourismus für dringend notwendig. 

„Wir haben die Saison bereits als verloren abgeschrieben, was die Kontrolle der Exzesse betrifft“, so Ferrer. Ein Problem: Die Polizei, die „sich bereits besonders anstrengt“, müsse die strengeren Regeln auf den Straßen eben auch durchsetzen.

Die Gastroszene versucht derweil, sich selbst zu helfen und hat eine Kleiderordnung eingeführt. Tagsüber sei zwar mehr Lockerheit erlaubt. Doch abends komme man nun nicht mehr im Fußballtrikot oder oben ohne in manche Läden. (jba)