1,5 Millionen Euro SchadenWinzer soff komplett ab: Mir standen vier Millionen Liter Wasser im Weinkeller

Winzer Alexander Stodden aus Rech wurde Opfer des Hochwassers.

Alexander Stodden in seinem Weinkeller, der im Juli 2021 komplett geflutet wurde.

Das Ahrtal ist überregional bekannt für seine guten Weine. Doch entlang der Rotweinstraße in Rech sieht man momentan am Fuß der Weinberge noch immer Trümmer. EXPRESS.de hat einen vom Juli-Hochwasser betroffenen Winzer im Weindorf (565 Einwohner) besucht.

von Markus Krücken (krue)

Rech. Das Juli-Hochwasser und die verheerenden Folgen: Alexander Stodden (46) steht in seinem leergepumpten Keller und nimmt kein Blatt vor den Mund.

„Der Schaden beläuft sich auf 1,5 Millionen Euro. Alles ist abgesoffen, ich habe kein Fass mehr“, sagt er, „Der komplette Keller ist vollgelaufen, vier Millionen Liter Wasser waren drin, das Heizöl hat sich um die Fässer geschlossen. Nur drei Schmuckfässer meines Opas und Vaters hab ich behalten.“

Er weiß noch genau, wie der schicksalhafte 14. Juli auch im kleinen Weindorf oberhalb des Tals seinen Lauf nahm: „Wir haben wie bei jedem Hochwasser zugesehen, wie es kommt. Aber es stieg viel schneller an, als die Male zuvor. Es war viel Totholz unterwegs als früher. Das Verstopfen der Brücke war der Anfang vom Ende.“

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Man hätte schwimmen können, 1,50 Meter hoch stand das Wasser. Stodden: „Die Autos sind ja geschwommen. Erst kam die Langnese-Eistruhe, dann aber der erste dicke Baumstamm angeschwemmt.  Seit 1900 macht unsere Familie hier Wein, ich bin die 5. Generation. Der Keller ist von 1920, doch so ein Ausmaß gab es hier noch nie. Die Ahr war noch nie vorher hier drin. “

Ganz besonders bitter: Es besteht kein Versicherungsschutz! „Ich hätte versichert sein können, aber ich sagte: Das brauchen wir nicht. Weil, wenn die Ahr hier gucken kommt, hat das Ahrtal ein ganz großes Problem. Und ich sollte Recht behalten“, so der Familienvater, der den vielen, vielen Helfern dankt, die mit anpackten, um den Keller auszupumpen und vom Schlamm zu befreien, der noch immer in Resten an den erhaltenen Weinflaschen in den Regalen klebt.


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Empfänger: Aktion Deutschland Hilft

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Spendenstichwort: KStA-Fluthilfe


Und es sollen neue Weinflaschen dazukommen. Stodden und seine fünf Mitarbeiter sind nicht Menschen, die aufgeben, sondern solche, die weitermachen, allen Umständen zum Trotz.

Er sagt trocken: „Es hätte schlimmer kommen können. Unser Wohnbereich oben drüber und die Hügel sind heil geblieben. Wenn die Hügel betroffen gewesen wären, dann stände hier kein Haus mehr. Für uns ist wichtig, dass wir den Herbst machen. Die Lese läuft schon. Wir können nicht den Kopf in den Sand stecken, alles Jammern nützt nix. Es kann keiner die Zeit zurückdrehen und sagen: Das Wasser kommt nicht.“ 

Natürlich ist Stodden im Weindorf kein Einzelfall. Gegenüber das Restaurant gleicht einer Ruine. Ein weiterer Winzer habe gar Teile seiner Anbaufläche eingebüßt, was einer Art Gau gleichkommt, schildert er.

Stodden hofft wie alle auf die versprochene staatliche Entschädigung und schließt zum Abschied mit dem kölschen Grundgesetz: „Das Grundgesetz zählt: Et kütt wie et kütt. Und et hätt noch immer jot jejange. “