Schlosser aus GrevenbroichGeniale Idee gegen die Corona-Krise kam ihm beim Laufen

Hygiene-Saeule Ervenich

Schlosser Norbert Ervenich (l.) stieg in der Corona-Krise auf die Produktion von Hygiene-Säulen um. Sein Bekannter Markus Seiler (r.) lieferte ihm dafür 500 Desinfektionsmittelspender.

von Jonas Meister (meis)

Neuss – Für tausendene mittelständische Betriebe in NRW ist die Corona-Krise ein wirtschaftliches Drama (hier lesen Sie mehr). So leidet auch die Schlosserei von Norbert Ervenich unter den Folgen der Pandemie. Doch wie viele Unternehmer lässt auch er das nicht einfach so auf sich sitzen.

Dank einer genialen Idee versucht sich der Grevenbroicher aktuell wieder in tieferes, finanzielles Fahrwasser zu manövrieren – mit Erfolg.

Schlosser aus Grevenbroich: „Es war, als ob jemand den Stecker gezogen hätte. Das Telefon war absolut still“

Als Angela Merkel vor einigen Wochen ihre schon jetzt historische Fernsehansprache hielt, konnte Norbert Ervenich noch nicht ahnen, was die Ansage der Bundeskanzlerin für seinen Betrieb bedeutet.

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Erst Tage später wurde es ihm klar: „Es war, als ob jemand den Stecker gezogen hätte. Das Telefon war absolut still. Die einzigen Anrufe die wir bekommen haben, waren die von Kunden, die ihre Aufträge stornieren wollten.“

Zwei Wochen lang ging gar nichts. Zwischenzeitlich war die Lage so schlimm, dass der Meister drei seiner zehn Mitarbeiter schweren Herzens entlassen musste! Für die anderen drohte Kurzarbeit.

Grevenbroich: Mobile Hygiene-Säule entstand erst am Computer und dann in der Schlosserei

Doch dann ging Ervenich an einem Abend laufen und mitten im Grünen kam ihm eine Idee, die sich jetzt als Rettung entpuppen könnte: „Gerade in der aktuellen Situation dachte ich mir: 'Jeder von uns hat jetzt sicherlich ein gestiegenes Hygiene-Bedürfnis und der Wunsch, sich vor einer Virus-Infektion zu schützen, ist allgegenwärtig.'“

Und so nahm zunächst eine selbstentwickelte, portable Desinfektionssäule mit Hilfe eines 3D-Zeichenprogramms am Computer Gestalt an, bevor ein erster Prototyp in der Werkstatt metallgewordene Realität wurde.

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Dazu bestellte der Meister der Schlosserei Ervenich bei seinem Bekannten Markus Seiler 500 medizinisch-zertifizierte Desinfektionsmittelspender, die auf seiner Kreation installiert wurden. Ohne allerdings zu wissen, ob das Produkt überhaupt Abnehmer findet.

Grevenbroich: NRW-Schulministerium bestellte 200 Hygiene-Säulen bei Norbert Ervenich

Ein wahres Pokerspiel, das sich seit einigen Tagen wortwörtlich auszahlt. „Am letzten Mittwoch (22. April) haben wir die erste Hygiene-Säule, die wir nach Wunsch des Kunden auch bedrucken, an einen Reifenhändler ausgeliefert“, berichtet Norbert Ervenich glücklich.

Hygiene-Saeule Kind

Max Ervenich (5) zeigt, wie die Hygiene-Säulen, die im Betrieb von seinem Vater produziert werden, funktionieren. Versionen für Kinder werden auch hergestellt und gehen unter anderem an das NRW-Schulministerium.

So läuft die Produktion der Hygiene-Säulen, die 20 Kilo wiegen, tragbar sind und daher überall aufgestellt werden können, nun auf Hochtouren. 100 Stück entstehen pro Serie. 200 wurden bisher verkauft, für 299 Euro pro Stück. Und die Qualitätsarbeit kommt weiter bestens an. Ervenich: „Aktuell haben wir gerade einen Auftrag vom NRW-Schulministerium für 200 Säulen hereinbekommen.“

Grevenbroich: Schlosser könnte Corona-Entlassungen wegen guter Auftragslage wieder rückgängig machen

Ähnlich groß ist das Interesse laut dem Unternehmer zum Beispiel auch im Einzelhandel und bei Restaurants. So kommen immer mehr Anfragen rein und der Auftragskalender ist gut gefüllt. Und das freut nicht nur den Chef, sondern auch seine Angestellten.

„Natürlich hatten die Mitarbeiter durch die Krise große Angst um ihre Jobs. Doch unser Projekt hat ihnen jetzt auch einen richtig guten mentalen Schub gegeben“, freut sich Norbert Ervenich, der jetzt dank der Desifaktionssäule an erste positive Konsquenzen denkt.

Hygiene-Saeule Werkstatt

Die Mitarbeiter der Schlosserei Ervenich stellen aktuell hunderte Hygiene-Säulen her. Ein Projekt, dass dem Unternehmen in der Corona-Krise gerade finanziell extrem hilft.

„Je nachdem, wie sich die Aufträge entwickeln, habe ich vielleicht auch die Möglichkeit, auf Kurzarbeit zu verzichten und sogar die entlassenen Mitarbeiter zurück in den Betrieb zu holen.“