Neuss/Charlotte – Als er am 2. September 2019 den Vogel von der Stange geholt hatte, freute sich Walter Sklomeit (66) auf sein Jahr als Schützenkönig in Neuss-Rosellen.

Doch es kam alles anders. Die Krönung ein Jahr später hat Corona verhindert, das Heimatfest ist abgesagt. Und nicht nur das: Die Majestät sitzt in den USA fest und kommt nicht mehr raus.

Neuss: So wurde aus dem Schützenkönig ein Amerikaner

Dabei hätte es so eine schön kuriose Premiere werden können – einen Amerikaner als König hatten sie in Rosellen nämlich noch nie.

So kam es dazu: Sklomeit wechselte als Projektleiter für Siemens 1985 in die USA, kehrte als Schwarzer Husar aber jedes Jahr in die Heimat zurück. 2010 nahm er aus beruflichen Gründen die amerikanische Staatsbürgerschaft an.

Seit er Rentner ist, lebt er mit seiner Frau Lisa die Hälfte des Jahres in den USA, die andere Hälfte in Neuss. Zumindest in normalen Zeiten.

Schützenkönig aus Neuss hängt in den USA fest

„Wir hatten schon für den 22. März und 24. April gebucht. Nächster Termin ist der 3. Juni, aber ich denke, dass vor dem 15. Juni nichts geht“, fürchtet Sklomeit, der zurzeit in Charlotte, North Carolina wohnt.

Zumindest steht er nicht unter Zeitdruck. „Trotzdem ist das schon frustrierend“, sagt er. „Wir wollten eigentlich an so vielen Festen im Bezirk wie möglich teilnehmen. Aber dadurch, dass wir festhängen wäre auch gar keine Planung möglich gewesen. Man braucht Kleider für die Königin, muss Einladungen verschicken, sich um die Getränke kümmern.“

Schützenfest: „Erst feiern, wenn ein Impfstoff da ist“

Das ist nun alles um ein Jahr verschoben, denn wie seine Kollegen in anderen Stadtteilen auch ist er nun automatisch Schützenkönig 2021.

Ob er dann aber auch tatsächlich gekrönt wird? „Ich bin der Meinung, dass es gar keine Feste geben sollte, solange kein Impfstoff entwickelt ist. Ich finde es auch gut, dass sich die Vereine, die ihr Schützenfest nach dem 31. August haben, solidarisch erklärt und vorzeitig abgesagt haben.“

Hier lesen Sie mehr: Kurz vor der Hochzeit: Düsseldorfer Brautpaar wird von Corona-Neuerung überrascht

Die Ehre des Schützenkönigs kann ihm ohnehin keiner mehr nehmen, 1978 war es Sklomeit schon einmal.

Jetzt muss er auf sein Comeback warten. „Es ist traurig, dass es kein Land gibt, das Vorkehrungen hat, um sich gegen so etwas zu wehren“, sagt er. „Und dass eine Weltmacht wie die USA so hilflos ist, ist unglaublich.“

Schützenkönig aus Neuss lacht über Donald Trump

Vielleicht fällt seinem Präsidenten ja was ein. Bisher waren die Ideen von Donald Trump – Stichwort Desinfektionsmittel – ja nicht so berauschend. Sklomeit lacht: „Der soll das mal zuerst trinken. Vielleicht mache ich das dann auch.“