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Schauspieler Michael Gwisdek gestorbenMario Barth trauert um seinen Film-Vater

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Mario Barth (hier 02018 beim Deutschen Comedypreis) trauert um seinen Film-Vater Michael Gwisdek.

von Simon Küpper (sku)

Berlin – Schauspieler und Regisseur Michael Gwisdek ist tot. Er starb am Dienstag (22. September 2020) nach kurzer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie.

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Der Schauspieler Michael Gwisdek starb am 22. September 2020 im Alter von 78 Jahren.

Das teilte seine PR-Agentur am Mittwoch mit. Der Schauspieler, der durch Rollen in „Herr Lehmann“, „Goodbye Lenin“ oder „Nachtgestalten“ bekannt war, wurde 78 Jahre alt. 

Michael Gwisdek: Schauspieler mit 78 Jahren gestorben

Mit „Familie Wöhler auf Mallorca“ war Michael Gwisdek im Februar 2019 ein Quotensieger im Fernsehen. Mehr als vier Millionen schalteten den ARD-Film ein. Das war typisch für Gwisdeks Karriere: Er war ein Charakterkopf – und zwar einer, bei dem die Leute gerne zuschauten. Er war bereits zu DDR-Zeiten ein Star, erst am Theater, dann im Kino.

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Mit Filmen wie „Good Bye, Lenin!“, „Boxhagener Platz“, „Nachtgestalten“ und „Oh Boy“ war er ein Publikumsliebling. Auch im Fernsehen war er oft zu sehen: ob im „Tatort“, bei „Bella Block“ oder in „Donna Leon“.

Gwisdek sagte: „Komödie ist das Schwerste.“ Aber er sei nicht festgelegt. „Charakterdarsteller würde ich gerne genannt werden.“

Privat waren Michael Gwisdek und die Schauspielerin Corinna Harfouch viele Jahre ein Paar. Sohn Robert wurde ebenfalls Schauspieler, Sohn Johannes Komponist. Später lebte Gwisdek mit seiner Frau, der Drehbuchautorin und Schriftstellerin Gabriela Gwisdek, auf dem Land vor den Toren Berlins. Er rauchte gerne und züchtete Kois.

Michael Gwisdek: Mit dem Kino erfüllte sich ein Traum seiner Jugend

Der 1942 geborene Gastwirtssohn aus Berlin-Weißensee lernte das Schauspielhandwerk an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ - wie viele prominente Kollegen. Mit dem Kino erfüllte sich ein Traum seiner Jugend. In den 50er Jahren zog es ihn, wie damals viele Ost-Berliner, bei Ausflügen im kleinen Grenzverkehr nach West-Berlin zum Filme gucken.

Gwisdek spielte in den 60er und 70er Jahren an verschiedenen Theatern in der DDR. Sein komödiantisches Talent brachte ihm bald Rollen im Kino ein. Entscheidend waren zwei Arbeiten: Die Literaturverfilmung „Dein unbekannter Bruder“ (1982) und das Boxer-Drama „Olle Henry“ (1983). Beide Filme gefielen den Zensoren nicht. Sie warfen ein Schlaglicht auf die Verlogenheit der ostdeutschen Gesellschaft zwischen verordnetem Duckmäusertum und sinnfreier Propaganda.

Das Publikum, darin geübt, zwischen den Zeilen zu lesen, feierte die Filme und den Hauptdarsteller. „Für uns war das toll, aufregend, ungewöhnlich“, so Gwisdek. „Aber es war einfach auch schlimm, nicht sagen zu können, was man dachte.“

Michael Gwisdek war mit Corinna Harfouch verheiratet

Diese Situation prägte sein Regiedebüt „Treffen in Travers“ (1988), mit seiner damaligen Frau Corinna Harfouch und ihm selbst in den Hauptrollen. Gwisdek verlegte die Auseinandersetzung mit der Ausgrenzung Andersdenkender ins historische Gewand. Das Publikum verstand den Gegenwartsbezug des aufmüpfigen Kostümdramas aber sehr genau. Damit wurde Gwisdek endgültig zum Idol all jener, die sich nicht mehr widerspruchslos anpassen wollten.

Nach dem Fall der Mauer erfüllte sich sein Traum, über den roten Berlinale-Teppich zu gehen. 1999 erhielt Gwisdek einen Silbernen Bären als bester Hauptdarsteller in Andreas Dresens „Nachtgestalten“. Seine Trophäen-Ausbeute war groß und reicht vom Deutschen Filmpreis über den Deutschen Fernsehpreis bis zum Grimme-Preis.

Michael Gwisdek: Ein „Original mit Herz und Schnauze“

Gwisdek konnte auch unbequem sein. Sein ZDF-Film „Schmidt & Schwarz“ (2011) gefiel ihm nicht. Das sagte er auch laut. Das war ungewöhnlich, weil Gwisdek in der Krimikomödie – neben Corinna Harfouch – die Hauptrolle spielte und seine Frau Gabriela das Buch geschrieben hatte. Beispiele für seine Berliner Schnauze finden sich viele, etwa in einem „B.Z.“-Interview von 2019, dort mit Blick auf die Politik: „Dit reicht mir jetzt! Wenn die DDR irgendwas erreicht hat, dann dass ich Nazis scheiße finde!“

Auch mit weit über 70 hatte Gwisdek noch viel zutun. In einer Krimi-Serie auf ZDFneo („Dead End“) spielte er den Leichenbeschauer Dr. Peter Kugel. In Lars Kraumes DDR-Drama „Das schweigende Klassenzimmer“ gab er den Westradio hörenden Onkel. Mit Henry Hübchen und Thomas Thieme drehte Gwisdek die Komödie „Kundschafter des Friedens“. Seine Beobachtung mit Mitte 70: „Ick komm' nicht dazu, Rentner zu sein.“

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) würdigte Gwisdek einmal als „Original mit Herz und Schnauze“. Er sei „ein Alleskönner, der sowohl in komischen als auch in melancholischen Rollen glänzt.“ Das werden viele Zuschauer genauso sehen. 

Mario Barth trauert um Film-Vater Michael Gwisdek

Am Mittwochnachmittag meldete sich auch Mario Barth zum Tod Gwisdeks zu Wort. Im Film „Männersache“ hatte Gwisdek 2009 den Vater des Comedians gespielt.

Barth schrieb auf Instagram: „Mein lieber Freund Michael Gwisdek ist gegangen. Unzählige Tage und Nächte hatten wir unbeschreiblichen Spaß. Er war ein großartiger Mensch und bleibt immer in meinen Gedanken. Erst wenn wir aufhören über dich zu reden und wir nicht mehr daran denken wie viel Zeit wir miteinander hatten, bist du endgültig gegangen. Doch das wird, solange ich lebe, nicht geschehen.“ (dpa/sku)