CoronaLauterbach schlägt Alarm und warnt Nachbarländer eindringlich – „wäre fatal“

Karl Lauterbach äußert sich am 14. Januar 2022 auf der Bundespressekonferenz zur aktuelle Corona-Lage.

Karl Lauterbach, hier am 14. Januar 2022, warnt eindringlich vor Corona-Lockerungen.

Während Spanien und andere Länder planen, die Corona-Maßnahmen  Kürze zu lockern, hat Karl Lauterbach eine eindringliche Warnung diesbezüglich ausgesprochen.

Derzeit infizieren sich in Europa täglich so viele Menschen mit dem Coronavirus wie nie zuvor. Dennoch haben einige Länder damit begonnen, Covid-19 wie endemische Krankheiten ähnlich der Grippe zu behandeln - allen voran Spanien.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (58) übt an diesem Vorgehen scharfe Kritik und warnt eindringlich vor Lockerungen. Ähnlich die WHO. Für die Weltgesundheitsorganisation ist es für etwaige Maßnahmen noch viel zu früh.

Spanien will Corona-Maßnahmen lockern

Die spanische Regierung setzt sich dafür ein, Covid als endemische Krankheit einzustufen. Dieser Schritt sei „an der Zeit und notwendig“, sagt die spanische Gesundheitsministerin Carolina Darias.

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Die Voraussetzungen für einen solchen Strategiewechsel sind in Spanien besser als in Deutschland: 90,5 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahren sind dort vollständig geimpft - das ist eine der höchsten Impfquoten weltweit.

Trotz Rekorden bei den Neuinfektionen aufgrund der Omikron-Welle sterben weniger Menschen als bei den früheren Virusvarianten und die Zahl der Krankenhauseinweisungen sinkt. Einige Länder lockern bereits die Beschränkungen und verkürzten Isolationszeiten.

Epidemiologe García mit Einschätzung für die kommenden Wochen

Wenn das Coronavirus wirklich endemisch wird, „werden die meisten Menschen milde Symptome haben“ und nur wenige werden an Komplikationen sterben, sagt Epidemiologe García.

In einer solchen Situation werde „es nie vorkommen, dass ein Viertel der Betten auf Intensivstationen mit Covid-Patienten belegt sind, nicht einmal fünf Prozent“. Derzeit sind in Spanien mehr als 23 Prozent der Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt.

Der britische Premierminister Boris Johnson schloss sich dem spanischen Kurs an und sagte am Mittwoch: „Da Covid endemisch wird, müssen wir die gesetzlichen Vorschriften durch Ratschläge und Empfehlungen ersetzen.“ Er kündigte an, dass in seinem Land die meisten Corona-Maßnahmen bald aufgehoben würden.

„Wir bewegen uns tatsächlich darauf zu, dass das Virus endemischer wird, aber wir können nicht sagen, dass wir dieses Stadium bereits erreicht hätten“, sagt Marco Cavaleri von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Wann dieser Punkt erreicht wird, lässt sich nicht an einer bestimmten Zahl von Fällen festmachen.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus warnt hingegen: „Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei.“ Zwar geht auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) davon aus, dass Covid irgendwann endemisch wird, für ihn ist dies aber ein Grund mehr, jetzt Schutzmaßnahmen wie eine allgemeine Impfpflicht voranzutreiben.

Karl Lauterbach: „Eine Lockerung wäre fatal“

„Wenn alles gut geht und es uns gelingt, mit einer Impfpflicht die Impflücken zu schließen, können wir in diesem Jahr in eine endemische Lage übergehen“, sagte er Anfang Januar in einem Zeitungsinterview.

Nun warnt er jedoch eindringlich vor zu frühen Lockerungen. So sprach sich der Politiker dafür aus, die bestehenden Maßnahmen derzeit beizubehalten. „Eine Lockerung wäre fatal. Wir würden Öl ins Feuer gießen und die Welle beschleunigen“, so Lauterbach.

Angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen schlägt Lauterbach eine Priorisierung der besonders genauen PCR-Tests und eine Konzentration der Kontaktnachverfolgung auf bestimmte Berufsgruppen vor.

Lauterbach rechnet mit Hunderttausenden Neuinfektionen Mitte Februar

Für Mitte Februar rechnet der Gesundheitsminister mit mehreren Hunderttausend Neuinfektionen pro Tag. Zwar geht Omikron tendenziell mit milderen Verläufen einher als die Delta-Variante. Es gibt aber Befürchtungen, dass sehr hohe Fallzahlen und massenhafter Personalausfall dennoch zu Belastungen des Gesundheitssystems und wichtiger Versorgungsbereiche führen könnten.

Trotz aller Warnung: Einige Mediziner unterstützen den Kurs der spanischen Regierung. „Hören wir auf, gesunde Menschen mit leichten Symptomen zu testen, hören wir auf, ihre Kontakte zu verfolgen, geben wir die Isolation und Quarantäne auf“, fordert beispielsweise der spanische Ärzteverband SemFYC, der 19.000 Allgemeinmediziner vertritt.

„All diese Maßnahmen sind mit der erworbenen Immunität - sowohl durch Infektion als auch Impfung - und der Ankunft von Omikron sinnlos geworden.“ (dpa/afp/ra)