„Sind in ein bis zwei Monaten damit durch“Virologe macht uns jetzt allen endlich Hoffnung

Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit (hier im November 2021 bei einer Pressekonferenz im Hamburger Rathaus) macht uns allen Hoffnung: Für ihn ist das Ende der vierten Welle absehbar.

Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit (hier im November 2021 bei einer Pressekonferenz im Hamburger Rathaus) macht uns allen Hoffnung: Für ihn ist das Ende der vierten Welle absehbar.

Die Omikron-Variante sorgt für explodierende Corona-Zahlen in Deutschland, doch einige Experten hoffen, dass sie auch den Weg aus der Dauerkrise weist. Einer von ihnen ist der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. Für ihn ist das Ende der vierten Welle absehbar. Er wagt eine überraschende Prognose.

von Martin Gätke (mg)

Die vom Robert Koch-Institut (RKI) gemeldete bundesweite 7-Tage-Inzidenz hat am Freitag erstmals die Schwelle von 700 überschritten. Am Vortag hatte der Wert noch bei 638,8 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 470,6 (Vormonat: 306,4). Die Fallzahlen schnellen in die Höhe, erreichen tagtäglich neue Rekorde.

Wann wird sich diese Lage wieder entspannen? Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit macht uns nun etwas Hoffnung.

Der Mediziner vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin erklärt, für eine sichere Beurteilung sei der Verlauf der derzeitigen Welle in den nächsten ein bis zwei Wochen entscheidend. „Momentan gehe ich davon aus, dass wir in den nächsten ein bis zwei Monaten aber damit durch sind“, sagte er der „Hamburger Morgenpost“.

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Anschließend müsse diskutiert werden, wie es weitergehe, ob dann bereits die Phase der Endemie erreicht sei, so der Virologe weiter. Die überraschende Prognose von Schmidt-Chanasit: Er gehe davon aus, dass es nach Omikron keine weitere Coronavirus-Variante geben wird, die schlimmere Auswirkungen als die bisherigen haben könnte. „Das ist sehr unwahrscheinlich.“

Omikron: „Impfschutz vor schweren Verläufen ist robust“

Andere Experten sind sich da nicht so sicher. Christian Drosten etwa sprach Anfang Januar im Podcast „Coronavirus-Update“ von sogenannten Rekombinanten: Gekreuzte Viren, die in einigen Konstellationen gewisse Vorteile hätten. „Vielleicht zirkulieren bis zum nächsten Winter auch rekombinante Viren aus Omikron und Delta oder anderen Herkünfte.“ Es sei denkbar, dass diese Viren dann schwere Erkrankungen auslösen könnten, wie die Delta-Variante und gleichzeitig Eigenschaften von Omikron trügen, so Drosten.

Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnte kürzlich vor einer „Rekombinationsvariante“ im Herbst, die ansteckender sein könnte als das bisher bekannte Virus – und „besonders tödlich“.

Richard Neher, Professor für Virusevolution an der Universität in Basel, erklärte zuletzt in der „Tagesschau“: „Wir müssen davon ausgehen, dass sich das Virus weiter verändert.“ Aber Omikron mache auch ihm Hoffnung: „Wiederinfektionen oder Impfdurchbrüche sind sehr viel milder, das heißt, der Impfschutz vor schweren Verläufen ist robust.“

Virologe Klaus Stöhr: „Nicht richtig, so weiterzumachen wie die letzten Jahre“

Der Virologe Klaus Stöhr hält nun eine Neubewertung der Corona-Maßnahmen im Lichte der Omikron-Variante für nötig, warnt aber vor zu weitgehenden Lockerungen. „Also jetzt alles zu öffnen, hört sich für mich ein bisschen so an wie vom rechten Straßengraben in den linken Straßengraben reinzufahren. Irgendwo ist die Fahrbahn ja in der Mitte und die finden, glaube ich, andere Länder besser“, sagte Stöhr im Sender RBB am Donnerstagabend.

Es sei angesichts vieler weniger schwerer Krankheitsverläufe und der hohen Immunisierungsrate in Deutschland auf keinen Fall richtig, „so weiterzumachen wie die letzten anderthalb Jahre“, so Stöhr. Die Omikron-Variante breitet sich zwar rasant aus, geht allerdings tendenziell mit milderen Verläufen einher als die Delta-Variante.

Deshalb erwägen Länder wie Spanien einen Wechsel der Corona-Strategie, auch weil die Zahl der Corona-Intensivpatienten längst nicht so steigt wie in der Delta-Welle. Israel, Großbritannien oder Dänemark haben längst ihre Strategie verändert. Trotz hoher Infektionszahlen kehren die Menschen dort in ein weniger reguliertes Leben zurück. Wird auch Deutschland einen Kurswechsel planen? Bund und Länder wollen am Montag über neue Maßnahmen in der Corona-Krise beraten.