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Yvonne arbeitet seit 21 Jahren auf dem Strich"Ich brauche das Geld für Heroin"

Vor allem Handwerker vor und nach ihrer Arbeit, Durchreisende und Geschäftsleute kommen zu Yvonne.

Vor allem Handwerker vor und nach ihrer Arbeit, Durchreisende und Geschäftsleute kommen zu Yvonne.

Yvonne arbeitet seit 21 Jahren am Kölnberg – als Prostituierte. Das Geld braucht sie, um ihre Drogensucht zu finanzieren. Ihr größter Wunsch: den Entzug schaffen. Und ihr Leben zurück auf null stellen. "Eigentlich wäre ich lieber ein Junge geworden." Yvonne (46) lacht, als sie das sagt. Vielleicht deshalb, weil die aufreizenden Kleider und die Schminke, die sie trägt, das so gar nicht glauben lassen. Aber das gehört zu ihrem Job.

Seit 21 Jahren arbeitet sie im Kölnberg – als Prostituierte, die auf den Straßen hier ihr Geld verdient. 150 bis 200 Euro pro Tag. Das Geld braucht sie. Fast alles gibt sie für „Bobbelchen“ aus, so nennt sie Heroin. Ab fünf Euro gibt’s einen Kick, den sie raucht. Nur wenn das Geld knapp wird, spritzt sie. „Gespritzt bleiben die Drogen länger im Körper“, erklärt Yvonne.

Der klassische Arbeitstag einer Prostituierten rund um den Kölnberg beginnt um acht Uhr morgens und dauert bis nachts. Manchmal bis um 2 Uhr. Manchmal die Nacht durch. Yvonne arbeitet ohne Zuhälter, wie die meisten der etwa 20 Frauen hier. Doch allein ist sie deshalb nicht: „Die Mädchen passen untereinander auf sich auf“, sagt sie. „Zu drei Frauen habe ich engen Kontakt, mit denen kann ich über alles reden.“

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Stress gebe es manchmal nur mit bulgarischen Frauen. „Die nehmen nur fünf Euro für alles – und machen unsere Preise kaputt.“ Wenn die bulgarische Konkurrenz Yvonne nicht ärgern, tut es das Ordnungsamt. Ihr Arbeitsplatz ist seit 2011 Sperrbezirk. Die Stadt hat am Kölnberg Prostitution verboten, die Frauen werden regelmäßig weggeschickt. „Doch diese Gegend ist meine Lebensgrundlage“, sagt Yvonne. „Ich habe keine Alternative.“

Wenn Yvonne nicht an der Straße steht, dann ist sie in der City. Dort besorgt sie ihre Drogen von Dealern am Neumarkt oder Rudolfplatz. So wie die meisten Frauen hier. Dann geht es zurück, zu Handwerkern, die pünktlich vor der Arbeit zu ihr kommen, Durchreisenden, oder Geschäftsleuten.

Ein Joint am See

Yvonnes Drogenkarriere beginnt am Otto-Maigler-See. Als junges Mädchen hat sie hier mit Freunden gegrillt und heimlich Lagerfeuer gemacht. Eine eingeschworene Clique, die auch mal mit geklauten Mofas durch die Gegend düste. Irgendwann, da war sie 18, hat ihre Schwester einen Joint mitgebracht. Yvonne ist neugierig geworden, bekam Lust auf mehr. Die Lust war so groß, dass sie später bei Heroin landete.

Sie erinnert sich an ihren ersten Kick: „Mir ging es schlecht. Ich dachte erst, ich hätte eine Grippe“, sagt sie. Sie lag tagelang im Bett, aber rauchte weiter Heroin. Sie merkte selbst, dass sie abhängig war: „Ich hatte große Angst.“

Eine Abhängigkeit, die dazu führte, dass ihr Geld schnell weg war. Sie hörte sich um: Was muss eine Prostituierte tun, was verlangen? 50 Mark nahm sie beim ersten Mal Französisch in einem Auto am Straßenrand. Sie ekelte sich. „Ich sagte mir: Mädel, lass es sein! Das ist nichts für dich.“ Sie versucht es, doch 50 Mark sind schnell ausgegeben.

Zwei Jahrzehnte sind seitdem vergangen. Zu viel für Yvonne. Sie will eine Entgiftung, doch die Liste ist lang in der Fachklinik in Düren. Also muss sie warten. Wie lange, weiß sie nicht. Doch sie will es schaffen . „Dann will ich wieder an den See, ein Lagerfeuer machen. Und wieder ein kleines Mädchen sein.“

Wer hilft den Drogenabhängigen vom Kölnberg? Lesen Sie schnell weiter!

Hilfe am Kölnberg für Drogenabhängige

Seit 2009 ist der Verein für Drogenselbsthilfe „Vision“ Anlaufstelle für Drogenabhängige am Kölnberg: In einer 50 Quadratmeter großen Zweiraumwohnung in Haus 3, Apartment 101, ist Platz für ein Beratungsbüro und einen Kaffeeraum mit Küche.

„Wir sind vor allem Rückzugsort für Drogenkonsumenten und Prostituierte“, erklärt Claudia Schieren (51), die das kleine Apartment mit betreut. „Bei uns können die Menschen einfach mal abschalten von ihrem stressigen Alltag, können duschen, einen frischen Kaffee trinken oder etwas kochen – und einfach reden, wenn sie Lust haben.“

Das Angebot reicht von Kondomen, dem Tausch gebrauchter Spritzen gegen neue für die Abhängigen des Viertels bis zur Vermittlung von Therapien zur Drogensubstitution in Praxen. Außerdem gibt es eine Kleidersammlung für Wohnungslose. Schieren hilft so den Menschen, und die bringen ihr dafür sehr viel Dankbarkeit entgegen, wie sie sagt: „Es ist schön, wenn die Menschen mich anlächeln, wenn ich wieder ein paar Leckereien auf den Tisch gestellt habe.“