Wie gefährlich ist Köln?Kriminalstatistik mit beängstigenden Zahlen

Blutspuren in einem Park.

Spurensicherung am Tatort in Köln-Mülheim nach einer Schießerei im Mai. 2023. 

Die Kriminalität in Köln nimmt wieder Fahrt auf. Der Polizeipräsident und der Kripo-Chef haben jetzt die Kriminalitätsstatistik 2023 präsentiert. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Plötzlich fallen Schüsse auf offener Straße, ein Ex-Hells Angel (†35) wird in Kopf und Rücken getroffen, bricht tot zusammen. Die Hinrichtung in Köln-Mülheim im Mai: Sie ist einer von insgesamt zwölf versuchten beziehungsweise vollendeten Morden im Zuständigkeitsbereich der Kölner Polizei in 2023 – doppelt so viele wie im Vorjahr.  

Auch wenn es bei Mord und Totschlag in Köln noch um niedrige Zahlenbereich geht, zeigen sie den allgemeinen Trend. „Auch in Köln sind, wie auf Bundes- und Landesebene, die Kriminalitätszahlen deutlich gestiegen“, erklärte Kölns Polizeipräsident Johannes Hermanns am Mittwoch (3. April 2024) bei der Vorstellung der Kriminalstatistik. 

Kriminalität in Köln: Hohe Anstiege bei vielen Delikten

Tötungsdelikte, Sexualdelikte, Raub, Wohnungseinbrüche, Diebstähle, Rauschgiftdelikte: Überall hat die Kölner Polizei in 2023 zum Teil satte, zweistellige Anstiege der Taten verzeichnet.

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Insgesamt wurden ihr 149.970 Delikte angezeigt – das waren 411 täglich! Im Vorjahr waren es 8806 Delikte weniger. „Der positive Trend nach Pandemie-Ende hat sich nicht fortgesetzt“, so der Polizeipräsident. Auch, weil es wieder mehr Veranstaltungen gibt, mehr Gäste nach Köln kommen. Hermanns: „Köln als Party- und Eventstadt bietet zum Beispiel bei den Taschendiebstählen besondere Gelegenheiten. Allein die machen rund 8000 Taten aus.“ 

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91,7 Prozent aller ermittelten Taschendiebe und -diebinnen sind nicht deutsch, sondern gehören häufig zu reisenden Banden aus Osteuropa. Bei den Wohnungseinbrüchen liegt ihr Anteil bei 63,5, bei Ladendiebstählen 54,4 Prozent. „Die Entwicklung bereitet uns Sorgen – auch in Bezug auf die Stimmung in der Bevölkerung“, erklärte der Polizeipräsident. 

So stiegt die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen von 17.729 auf 19.792 (+11 Prozent), während die Zahl der deutschen Tatverdächtigen von 28.419 auf 26.979 (-5 Prozent) sank.

Polizei Köln: Deutlich mehr Taten, aber sinkende Aufklärungsquote

Die Kriminalität in Köln steigt – doch die Aufklärungsquote der Kölner Polizei kommt nicht hinterher. Mit 49,58 Prozent war sie sogar noch schlechter als im Vorjahr (50,23 Prozent). Währenddessen feiert die Polizei NRW mit über 54 Prozent die beste Quote seit 1962 ...

Die Kölner Polizei kämpft. So lege man das Augenmerk besonders auf die Delikte der Massenkriminalität, die den Einzelnen, die Einzelne belaste, erklärte Kripo-Chef Michael Esser. Doch Diebstähle, wie Taschen- und Fahrradklau seien schwer aufklärbar. 

Bei Taschendiebstählen sei man in die personenorientierte Auswertung eingestiegen, so Esser. Ziel sei es, betreffenden Personen die Taten so nachzuweisen, dass sie in Haft kommen. Der Kripo-Chef: „Wer in Haft sitzt, begeht keine weiteren Taten.“

Zwei Männer sitzen an einem Tisch.

Vorstellung der Kriminalstatistik 2023: Kölns Polizeipräsident Johannes Hermanns (l.) und Kripo-Chef Michael Esser.

Dazu wurde im Frühjahr 2023 die Ermittlungsgruppe (EG) „Atlas“ eingerichtet, die den Fokus auf die Erkennung von Tatserien und Mehrfachtatverdächtige legt. Esser nennt als erfolgreiches Beispiel einen Mehrfachtäter, dessen Verfahren, die zuvor von verschiedenen Stellen bearbeitet worden waren, nun in der EG gebündelt wurden.

So habe man ihm insgesamt 83 Taten (Gesamtschaden: rund 300.000 Euro) zuordnen können.

Krimistatistik der Kölner Polizei: Auch mehr Messerangriffe

Doch die Kölner Polizei hat viele Baustellen. „Auch Gewaltdelikte bereiten uns Sorgen“, erklärte der Kripo-Chef. Stichwort: Messer. Die Zahl der Taten, bei denen mit einem Messer gedroht oder zugestochen wurde, stieg im letzten Jahr auf 552 (2022: 496) an. 

Michael Esser: „In 179 Fällen war der Täter unter 21 Jahre alt.“ Davon in 25 Fällen sogar noch ein Kind, also keine 14 Jahre alt. Drei Opfer starben bei einem Messerangriff, wie im September ein 19-Jähriger in Rodenkirchen. Im Vorjahr gab es fünf Tote.