Kölner erzählenWas Senioren in ihrer Heimatstadt Köln bewegt

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Seniorin Frau Katchikian aus Köln hat oft gute Laune und fühlt sich wohl in der lebendigen Innenstadt.

Köln – In Köln leben über 150.000 Senioren - fast jeder von uns kennt einen von ihnen. Aber wie erleben ältere Menschen die Stadt Köln? Gibt es etwas, das früher besser war als heute?

EXPRESS wollte es genauer wissen und hat sich mit drei Seniorinnen unterhalten.

Kölner Seniorinnen: Wir mögen den Ort, in dem wir leben

Ute Khatchikian ist 74 Jahre alt und lebt in der Kölner Südstadt - und das schon seit 64 Jahren. „Ich liebe das mediterane Flair hier“, erzählt die Rentnerin.

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Außerdem liebt sie den Volksgarten. Hier soll vor über 100 Jahren schon ihre Oma spazieren gegangen sein. „Immer wenn ich in die alten Bäume gucke, stelle ich mir vor, dass die schon meine Oma gesehen haben müssen“, sagt sie verträumt.

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Gerade im Volksgarten in Köln mit seinen Jahrhunderte alten Bäumen spüren die Senioren dem früheren Leben und der Kölner Geschichte nach.

Silvana Jelovic (77) und Frau Müller (87) leben im Seniorenzentrum Köln Niehl. Dort fühlen sie sich auch sehr wohl. Müller schätzt vor allem ihre Wohnung.

„Zu Silvester wollen alle immer zu mir kommen, weil man von meiner Wohnung aus so eine gute Aussicht hat“, berichtet sie lachend. Jelovic lebt erst seit elf Monaten im Seniorenzentrum. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt sie.

Vom Flitschezettel zu Facebook: Was sich in Köln verändert hat

Wenn Khatchikian an ihre Jugend denkt, fällt ihr vor allem eine Geschichte ein. „Gegenüber von unserer Wohnung war damals das Kino Roxy. Eines Tages hat ein junger Mann ein Zettelchen zu mir nach oben auf den Balkon geflitscht, um mich ins Kino einzuladen“, erzählt die 74-Jährige.

Heute sei so etwas unvorstellbar, denn die Kommunikation spiele sich überwiegend online ab.

Auch Khatchikian nutzt Facebook und Co. „Bei Facebook kann man neue Kontakte knüpfen und alte Bekanntschaften wieder auffrischen“, erklärt Khatchikian.

Auch für Müller hat sich im Laufe der Zeit einiges verändert. So ist sie seit über 40 Jahren Stammgast im Café Riese in der Kölner Innenstadt. Doch in letzter Zeit habe sich dort einiges verändert.

„Das Personal ist unfreundlicher geworden und das Essen schmeckt nicht mehr so gut wie früher“, bemängelt die 87-Jährige.

Barrierefreiheit in Köln: Nicht nur wichtig für Menschen mit Behinderung

Sowohl Müller als auch Khatchikian sind viel draußen unterwegs. Dabei begegnen den beiden Seniorinnen jedoch immer wieder Barrieren. „Da ich künstliche Knie habe, nutze ich oft die Rolltreppe“, erzählt Khatchikian. Leider seien diese jedoch häufig ausgeschaltet oder defekt.

Zudem sind viele Einstiege in Bus und Bahn zu hoch und daher für die Seniorin schwierig zu meistern.

Und auch die Treppen an Haltestellen sind ein Problem. „Die Treppen an der Haltestelle Severinsstraße kommen mir höher vor als normal“, so Khatchikian.

Barrierefreiheit: Schlimmes Erlebnis in Köln

Ein besonders schlimmes Erlebnis in Sachen Barrierefreiheit hatte Frau Müller, welche meist mit ihrem Rollator unterwegs ist. Einmal war sie mit der Linie 16 unterwegs.

„Mein Rollator ist da in einer sich schließenden Tür hängen geblieben. Vor Schreck habe ich den Halt verloren und bin rückwärts auf die Straße gestürzt“, schildert sie.

Seit diesem Erlebnis meidet Müller die Bahn so gut es geht. Lieber greift sie auf ein Taxi zurück, dass sie überall hinfährt.

Um die Barrierefreiheit noch mehr zu verbessern, würde Müller gerne mehr Sitzbänke im öffentlichen Raum aufstellen. So könnten sich ältere Menschen beim Stadtbummel oder Sonntagsspaziergang ab und zu auch einfach mal ausruhen.

„Und so könnten bestimmt auch lockere, unbefangene Gespräche entstehen“, ergänzt Khatchikian.

Das Beste an Köln: Die Kölner selbst

„Die Menschen sind toll“, sagt Jelovic. Dieser Meinung sind auch Müller und Khatchikian. „Die echten Kölner haben Humor“, so Müller.

Khatchikian weiß aber auch die weltoffene, tolerante Einstellung der Kölner zu schätzen. „Meine Mutter hat früher gesagt, in Köln kann ich im Schlafanzug über die Straße laufen, ohne dass jemand guckt“, erzählt sie und lacht.

Die 74-Jährige wünscht sich jedoch, dass auch Kinder lernen, einmal über den Tellerrand zu schauen und sich nicht zu verstecken.

Müller hat vor allem einen Appell an die Eltern: Oft erlebt sie Eltern, die ihre Kinder einfach schreien lassen - zum Beispiel im Supermarkt. „Nehmt euer Kind doch einfach in den Arm und gebt ihm Nähe, wenn es schreit“, empfiehlt Müller.