Vor dem CSD-WochenendeMehrere Regenbogenfahnen an Kölner Kirchen abgerissen

Der Jugendchor hisst die Regenbogenflagge an der Kirche.

Der Jugendchor St. Stephan hisste mit Pastor Jürgen Hünten die Regenbogenflagge am Krieler Dom in Lindenthal. Die Fahne wurde nun vom Mast abgerissen.

Wenige Tage vor dem CSD-Wochenende beklagt der Jugendchor St. Stephan, dass Regenbogenfahnen an mehreren Kölner Kirchen abgerissen wurden.

Am Freitag (4. Juli 2025) wird Oberbürgermeisterin Henriette Reker (68) anlässlich des Christopher Street Days einen Empfang im Rathaus geben und anschließend vor dem Gebäude die Regenbogenflagge als Zeichen der Vielfalt hissen.

Anlässlich des Pride-Monats hatten auch einige Kölner Kirchen die bunte Fahne, die als Symbol der queeren Bewegung gilt, gehisst. Doch da machten die Pfarrer jetzt eine böse Entdeckung. Sowohl in Weiden als auch in Lövenich und Lindenthal wurden die Flaggen vom Mast gerissen.

Mehrere Regenbogenfahnen an Kölner Kirchen abgerissen

Der Jugendchor St. Stephan, der seinen Probenraum am Krieler Dömchen hat, hisste die Fahne mit Pfarrer Jürgen Hünten neben der katholischen Kirche. Jetzt musste er die mutwillige Entfernung erleben. „Es ist sicher kein Zufall, dass die Fahnen genau in der CSD-Woche abgerissen wurden“, sagt Chorleiter Michael Kokott (65) zu EXPRESS.de.

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„Leider ist es inzwischen gang und gäbe, den Widerwillen, mit dieser Form der Kritik zu zeigen. Das ist sehr traurig, wird sich aber wohl nicht mehr ändern. Die Meinungen gehen immer weiter auseinander. Da sind diejenigen, die fordern, dass sich die Kirche mehr öffnen müsse. Auf der anderen Seite sind die Erzkonservativen, die ihre Werte in Gefahr sehen“.

Die jüngsten Vorfälle im Kölner Westen stellen keine Neuheit dar. 2023 wurde eine Flagge in Braunsfeld vom Mast gerissen und sogar angezündet.

Der Jugendchor hat im Zusammenhang mit dem CSD schon einiges erlebt. 2001 wurde ihm der Auftritt von Kardinal Meisner untersagt. Im Vorjahr gab es eine Online-Petition, mit der ein Verbot der Teilnahme am Bühnenprogramm gefordert wurde. In diesem Jahr blieb der Wirbel aus. Die Jugendlichen sangen bei der Eröffnung des ColognePride am Elogiusplatz.

Der Jugendchor St. Stephan beim Auftritt auf der CSD-Bühne.

2024 sang der Jugendchor St. Stephan beim CSD-Straßenfest. Im Vorfeld wurde das Erzbistum in einer Online-Petition dazu aufgerufen, den Auftritt zu untersagen.

„Da habe ich noch stolz gesagt, dass es doch schön sei, dass diesmal alles ohne Proteste über die Bühne geht“, sagt Kokott. Kurz danach folgte die Attacke auf die Fahnen. „Wir lassen uns dadurch aber nicht unterkriegen.“

Doch die Sängerinnen und Sänger wollen sich nicht davon beeindrucken lassen. „Wir wollen unterhalten, aber auch Haltung zeigen. Unser Chor ist in seiner Zusammensetzung ebenfalls ein buntes, diverses Spiegelbild der Gesellschaft. Und bisher hat auch noch kein Elternteil zu mir gesagt, dass das eine Gratwanderung für einen kirchlichen Chor sei“.

Mit Musik und Kunst wolle man weiter den Finger in die Wunden legen. Deshalb singt der Jugendchor zum einen auch „Regenbogenfarben“ von Kerstin Ott und den eigenen Song „Regenbogen GbR“ (geschrieben von Mo-Torres). Im kommenden Jahr wird man beim RuhrPride in Essen, dem größten queeren Straßenfest im Ruhrgebiet, auftreten.

In Köln wird das CSD-Wochenende ohne weitere Beteiligung der Jugendlichen stattfinden. Am Sonntag tritt der Chor beim Gemeindefest von Albertus Magnus auf. Am 12. Juli sind alle Chöre – auch die Lucky Kids – dann bei der Veranstaltung „Sommer Köln“ im Rheinauhafen.