Mega-StreikKölner Bahnfahrende lassen Dampf ab – „gibt keine Entschuldigung mehr“

Mario Nobis wartet am Montagmittag (22. Januar 2024) auf seine Bahn.

Mario Nobis wartet am Montagmittag (22. Januar 2024) auf seine Bahn. Ab Mittwochnacht streikt die GDL für sechs Tage.

Die GDL streikt erneut, diesmal sechs Tage lang. Für diejenigen, die auf die Bahn angewiesen sind, eine Katastrophe. EXPRESS.de hat sich am Kölner Hauptbahnhof umgehört – die Stimmung? Gereizt.

von Niklas Brühl (nb)

Der Mega-Bahnstreik sorgt für aufgeheizte Stimmung ...

Seit 2 Uhr in der Nacht zu Mittwoch (24. Januar 2024) werden von der GDL (Gesellschaft Deutscher Lokomotivführer) alle Unternehmen der Deutschen Bahn bestreikt – und das bis Montag (29. Januar) um 18 Uhr.

Kölner Hauptbahnhof: Bahnfahrende wütend wegen Mega-Streik

Die GDL geht aufs Ganze und legt den Schienenverkehr in Deutschland für sechs Tage lahm. Pendlerinnen und Pendler sowie diejenigen, die aus anderen Gründen auf die Bahn angewiesen sind, trifft der Mega-Streik besonders hart.

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In Köln haben die Menschen eine klare Meinung zum Streik – und halten mit ihrer Wut gegenüber EXPRESS.de nicht hinterm Berg.

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In Köln und Umgebung kommt neben dem Streik nämlich noch dazu, dass die A1 bei Leverkusen wegen der Inbetriebnahme der neuen Rheinbrücke voll gesperrt ist. Volle Autobahnen, leere Bahnhöfe – der Weg zur Arbeit wird in den kommenden Tagen für viele zur Geduldsprobe.

Direkt betroffen vom sechstägigen Bahnstreik sind alle Menschen, die auf die Züge der Deutschen Bahn angewiesen sind. EXPRESS.de hat sich am Montag (22. Januar) am Kölner Hauptbahnhof umgehört. Was sagen die Menschen zum Vorhaben der GDL?

Christian Werner: „Ich fahre fast täglich mit der S-Bahn von Köln-Worringen nach Bergisch Gladbach. Früher wegen der Arbeit und heute, um mich zusammen mit meiner Frau um meine Schwiegermutter zu kümmern. Ein Auto habe ich nicht, sodass ich in den Tagen während des Streiks auf die Straßenbahn zurückgreifen muss. Das dauert deutlich länger und ist natürlich extrem ärgerlich. Die Streiks empfinde ich als überflüssig und ärgere mich gar nicht so sehr explizit darüber.“

Christian Werner wartet am Montagmittag (22. Januar 2024) auf seine Bahn.

Christian Werner fährt mit der Bahn regelmäßig von Köln-Worringen nach Bergisch Gladbach.

Und weiter: „Mit der Bahn zu fahren ist nämlich an sich ein Ärgernis, so oft wie ich auf verspätete oder gar gestrichene Züge warte. Die Parteien sollten endlich mal Tacheles miteinander reden und sich nicht gegenseitig mit Vorwürfen überfahren. Denn letztendlich wird dieses Zerwürfnis auf dem Rücken von den Kundinnen und Kunden ausgetragen.“

Melanie: „Ich bin auf die Bahn angewiesen, da ich täglich von Siegburg aus zu meinem Job in Köln fahren muss. Die kommenden Tage werden interessant, da ich kein Auto habe und Homeoffice nur beschränkt möglich ist. Wie ich dann pünktlich zur Arbeit komme, ist eine gute Frage. Es gibt langsam keine Entschuldigung mehr für das Verhalten der GDL und der Deutschen Bahn, die Tarife werden ständig erhöht, die Bahnen kommen nicht zuverlässig und jetzt wird uns Pendlerinnen und Pendlern mit dem nächsten Streik vor den Kopf gestoßen. So geht es nicht mehr, das meine ich ganz klar so wie ich es sage!“

Melanie wartet am Montagmittag (22. Januar 2024) auf ihre Bahn.

Melanie ist wegen ihrer Arbeit in Köln auf die Bahn angewiesen, die Streiks kann sie langsam nicht mehr nachvollziehen.

Frau Hemmersbach: „Auch ich nutze die Bahn für den Weg zu meinem Job am Neumarkt. Ich komme aus Kerpen und werde mir jetzt eine Alternative überlegen müssen. Vermutlich muss ich dann mit dem Auto bis nach Weiden fahren und von dort aus mit der Straßenbahn weiter zum Neumarkt. Das dauert erstens länger und zweitens erhöht es den Druck, zu spät zu kommen. Ich weiß mittlerweile nicht mehr, was ich zu den Streiks noch sagen soll. An uns Kundinnen und Kunden denkt offenbar zumindest niemand so recht.“

Felicitas: „Ich komme aus Rondorf und muss für meine Ausbildung täglich in die Kölner Innenstadt fahren. Die Forderungen der GDL sind für mich teilweise nachvollziehbar, allerdings darf man nicht vergessen, dass durch solche Streiks auch die Akzeptanz für das eigentlich verständliche Bestreben bei den Bahnfahrenden weiter sinkt. Wir sind ja letztendlich die, die es ausbaden müssen.“

Felicitas wartet am Montagmittag (22. Januar 2024) auf ihre Bahn.

Felicitas macht eine Ausbildung in der Kölner Innenstadt. Für den Weg dorthin nutzt sie die S-Bahn.

Felicitas sagt gegenüber EXPRESS.de: „Gäbe es einen Ersatzverkehr, würde ich es ja noch irgendwie verstehen. Aber so muss ich jetzt auf die Hilfe meiner Mutter hoffen, die mich morgens dann zur KVB-Haltestelle fährt und abends von dort auch wieder abholt. Es ist wirklich anstrengend und super nervig!“

Mario Nobis: „Es gibt sicherlich für beide Seiten Argumente. Ich nutze die Bahn hauptsächlich aus Preisgründen, da der Sprit mir deutlich merkbarer ins Geld gehen würde, wenn ich jeden Tag von Kerpen aus zu meinem Job am Flughafen fahren müsste. Das werde ich jetzt in den Streiktagen aber machen und bin dann sogar schneller dort. Zumindest, wenn ich gut durchkomme.“

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Fakten rund um den Kölner Hauptbahnhof

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Alina Gerber: „Ich denke, frustriert sind viele und ich glaube, der Streik ist den Menschen auch nicht egal. Gerade wenn es um kleinere Strecke geht – bei mir beispielsweise von Bonn nach Köln – retten die städtischen Verkehrsbetriebe den Alltag. Ich habe seit meinem Studienanfang 2014 nie ein Auto besessen und kam mit dem ÖPNV sehr gut klar. Ich bin in meinem Bekanntenkreis nun aber die dritte Person, die sich extra ein Auto zulegt, weil sonst Arbeit und Sozialleben nicht möglich wären.“

Alina sagt weiter gegenüber EXPRESS.de: „Gerade zum Beispiel Lehrerinnen und Lehrer haben oft das Problem, dass sie in der Stadt, in der studiert haben, bleiben wollen, weil sie sich dort ein Leben aufgebaut haben, aber Arbeit nur in um liegenden Städten gefunden haben bzw. geschickt wurden. Wenn du ins Office mal eine Stunde zu spät kommst, ist das kein Problem. Als Lehrerinnen oder als Lehrer musst du pünktlich im Klassenraum sein. Sie hatten langfristig einfach keine Wahl und fahren jetzt Auto.“