Corona-KarnevalPaveier-Brief zeigt eklatantes Problem hinter den Kölner Kulissen

Kölsche Musik

Die Paveier sorgen für Wirbel in den Vereinen. Das Foto wurde bei einem Auftritt 2016 aufgenommen.

von Bastian Ebel (bas)

Köln – Akzeptieren die Kölner Künstler die Stornierungen von Sitzungen? Bislang ist das nahezu reibungslos vonstattengegangen. Allerdings haben die Paveier den Vereinen nun schriftlich mitgeteilt, diese Stornierungen nicht akzeptieren zu wollen. Nur ein juristischer Schachzug? Dieses Verhalten gehört sich gegenüber Ehrenamtlern nicht, findet unser Autor. Ein Kommentar.

Der Kölner Karneval kommt in Corona-Zeiten nicht zur Ruhe. Erst die Unsicherheit, wie es weitergehen soll. Dann die Auszeichnung von Carola Rackete und nun neuer Wirbel: Wohl aus juristischen Gründen akzeptieren die Paveier nicht, wenn Vereine sie um die Stornierung der Verträge bitten. Im Gespräch, sagt die Band, würde man das aber doch tun.

Kölner Karneval: Ellbogenkampf hinter den Kulissen

Warum dann dieses Schriftstück, das Vereine wieder einmal zur Unruhe bringt? Offiziell, um eventuelle Hilfen vom Staat zu bekommen und um schriftlich etwas in der Hand zu haben. Stellt sich hierbei aber die Frage, warum alle anderen Künstler und Bands die Stornierungen klaglos akzeptieren?

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Nach Carola Rackete gibt es nun die nächste Diskussion im Kölner Karneval. (Archivfoto vom 19. Oktober 2020)

Wohl wissend, dass es Technikern und Büroangestellten damit existenziell an die Nieren geht. Und den Künstlern selbst, sofern sie nicht schon Jahre im Geschäft waren und genug Rücklagen gebildet haben.

Nein, das Problem an der „Causa Paveier“ liegt viel tiefer: Das Schriftstück offenbart, wie knallhart das Geschäft geworden ist. Wie sehr mit Ellbogen hinter den Kulissen gekämpft wird, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Die „älteren“ Bands wie die Paveier merken sehr genau, dass die Zahlen rückläufig sind, weil junge und gute Bands auf den Markt strömen.

Köln: Karnevalisten müssen bei Corona zusammen halten

Ähnlich wie bei Carola Rackete, bei der man zweigeteilter Meinung sein kann, fehlt in dieser Angelegenheit etwas: Respekt! So geht man mit Vereinen nicht um. Denn dort sitzen Ehrenamtler.

Erst recht nicht, wenn sich die überwiegende Mehrheit der Künstler mit den Gesellschaften geeinigt hat und erkannt hat: Es geht nur gemeinsam! Einer von den Menschen, die das sofort erkannt haben, ist beispielsweise Peter Brings. Auch wenn es weh tut: Die Band Brings hat sich sofort mit den Vereinen solidarisiert. Um nur ein Beispiel von vielen zu nennen.

Da kann man sich also als Paveier „Urgestein“ nennen, wie man will: Vereine so vor das Schienbein zu treten, gehört sich nicht. Die Gesellschaften (und damit das Volk) sind es, die auch den Paveiern über Jahrzehnte hinweg Geld in die Kassen gespült haben. Aber von Dankbarkeit ist in der Krise offenbar wenig übrig geblieben.

Köln: Karneval muss sich auf „Gemeinsames“ besinnen

Auch wenn vonseiten der Paveier heftig dementiert wird, dass man die Vereine in Regress nehmen will: Nicht auszudenken, wenn sich die Band demnächst vor Gericht mit einem Karnevalsverein trifft.

Unser Autor meint: Nur gemeinsam kann der Kölner Karneval die Corona-Krise bestehen (Archivfoto vom 11.11. 2019)

Unser Autor meint: Nur gemeinsam kann der Kölner Karneval die Corona-Krise bestehen (Archivfoto vom 11.11. 2019)

Man kann finanzielle Nöte und Sorgen um die Zukunft sehr gut verstehen. Aber es gibt durchaus auch schlimmere Schicksale in der Gesellschaft. Aus diesem Grund ist das Schreiben der Paveier an die Vereine ein Zeichen von Hochmut und ein Schlag ins Gesicht für den Zusammenhalt in der (Karnevals-)Gesellschaft.

Bleibt zu hoffen, dass man sich wieder auf das „Gemeinsame“ besinnt. Denn die Zeiten, wo man als „Superstar“ gutsherrenartig mit den Vereinen umspringen konnte, wie man wollte, sind hoffentlich spätestens mit der Corona-Krise endgültig vorbei.