Ehrung für Carola RacketeKölns Karnevalisten: Heftiger Zoff um Karl-Küpper-Preis

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Der Kölner Karneval zeichnet Menschenrechts- und Umweltaktivistin Carola Rackete aus. Hier im September 2020.

von Bastian Ebel (bas)

Köln – Der Karl-Küpper-Preis! Eine tolle Idee für einen verdienten Kölner Karnevalisten, der unter den Nazis gelitten hat und trotzdem Courage bewies. Doch mit der Übergabe an die erste Preisträgerin gab es ein heftiges Echo in den sozialen Netzwerken. Denn viele Karnevalisten sehen nicht ein, warum Aktivistin Carola Rackete den mit 10.000 Euro dotierten Preis erhalten hat.

Karl-Küpper-Preis: Zoff unter Kölner Karnevalisten

Alleine auf der EXPRESS-Facebook-Seite schlug die Ernennung im wahrsten Sine des Wortes hohe Wellen. „Diese Frau hat erstens nichts mit dem Kölner Karneval zu tun, und ist zweitens eine Frau, die Gesetze sehr wenig interessieren“, schreibt beispielsweise Christoph Zogbaum.

Viele Kommentare richten sich gegen Rackete, weil sie beispielsweise bei den Demonstrationen im Hambacher Forst Beamte mit Fäkalien beworfen haben soll. Der Kölner Moderator Robert Greven: „Wir haben in Köln so viele Menschen, die ehrenamtlich sozial im Karneval arbeiten. Ich kann das nicht verstehen.“ Ebenfalls eine Meinung, die viele User teilen.

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Karl-Küpper-Preis: Carola Rackete wird kritisiert

Doch es gibt auch Meinungen, die die Auszeichnung für gelungen halten. „Finde ich super“, kommentierte Gerd-Josef Pohl. „Der Karneval ist eine durch und durch lebensbejahende Sache. Wenn also Karnevalisten eine Heldin auszeichnen, die so viele Menschenleben gerettet hat, ist das nur konsequent.“ Auch dafür gab es eine breite Zustimmung.

Dennoch: Kölns Karnevalisten tauschten kontrovers und manchmal auch unter der Gürtellinie ihre Argumente aus.

Kölns OB Henriette Reker nannte Carola Rackete bei der Preisverleihung ein echtes Vorbild für die Menschen. „Mit Carola Rackete erhält eine besondere Persönlichkeit diesen Preis. Hinsehen, handeln, sich für Menschen in Not einsetzen – mit ihrem Mut und ihrer Tatkraft ist Carola Rackete ein Vorbild für uns alle und ein Ansporn, sich gegen Rassismus, Antisemitismus und gegen eine Spaltung in der Gesellschaft einzusetzen.“

Köln: OB Henriette Reker sieht Carola Rackete als ein Vorbild

Ähnlich sah das die Jury des Karl-Küpper-Preises mit Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn als Vorsitzender. „Frau Rackete hat die Sicherheit und das Wohlbefinden anderer über ihr eigenes gestellt. Sie hat viel Mut und Menschlichkeit bewiesen, als sie die Schiffbrüchigen in Lampedusa an Land brachte und dafür mediale Verurteilung, juristische Verfolgung und offene Anfeindungen in Kauf genommen hat. Das verdient unser aller Bewunderung“, begründet Christoph Kuckelkorn.

Carola Rackete erlangte 2019 internationale Bekanntheit, als sie als Kapitänin der Sea Watch 3 im internationalen Seegebiet rund 70 Kilometer vor der libyschen Küste 53 Schiffbrüchige an Bord nahm. Der Seenotrettung folgte eine tagelange Odyssee auf offenem Meer, da Rackete den nächsten sicheren Hafen der italienischen Insel Lampedusa ansteuerte, ihr dort aber das Anlaufen durch italienische Behörden untersagt wurde.

Knapp drei Wochen nach der Seenotrettung entschied sich Rackete entgegen der Hafensperrung in den Hafen von Lampedusa einzufahren, um die Notsituation an Bord zu beenden und die Flüchtlinge sowie die Crew sicher an Land zu bringen. Rackete wurde noch auf dem Schiff verhaftet und unter Hausarrest gestellt, allerdings nach wenigen Tagen wieder freigelassen.

Mit der Entscheidung der Jury ist aber auch eins klar geworden: Der Karl-Küpper-Preis wird wohl auch in den kommenden Jahren heftig diskutiert werden. So schafft er Aufmerksamkeit für einen Mann, der den NS-Schergen ins Gesicht gelacht hat.