Mundschutz-Krise in KölnDiese wichtigen Corona-Helfer fallen momentan durchs Raster

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In Köln klagen Corona-Helfer über Missstände bei der Verteilung der Schutzmasken.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – In der Corona-Krise werden Mund- und Atemschutzmasken nicht nur in Köln immer knapper. Doch Kliniken und Arztpraxen müssen weiter mit Schutzkleidung versorgt werden. Auch normale Verbraucher decken sich zunehmend mit Schutzmasken ein und überfluten den Markt.

Die Folge: Bei der Verteilung der Mund- und Atemschutzmasken in Köln fallen wichtige Helfer und Helfershelfer in der Corona-Krise gerade durchs Raster. Es gibt zu wenige Masken, deswegen werden bestimmte Gruppen bevorzugt.

Köln: Gesundheitsamt teilt Masken für Kliniken zu

NRW-Gesundheitsminister Laumann ist es aktuell gelungen, 80.000 Schutzmasken für NRW zu kaufen. Die Verteilung der Schutzkleidung in Köln wird vom Gesundheitsamt für Kliniken und für Praxen von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein organisiert.

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Auch die Feuerwehr Köln sammelt wöchentlich den Bedarf der Kölner Krankenhäuser und verteilt Masken und Schutzkleidung, so oft Nachschub von oben kommt.

Zu wenige Schutzmasken gibt es zwar überall, doch vor allem Arztpraxen bekommen aktuell zum Beispiel zu wenige sogenannte FFP2/3-Masken. Dieser Mundschutz kann durch seine Beschaffenheit als einzige Maske einen zuverlässigen Schutz gegen die Tröpfcheninfektion mit dem Virus bieten.

Augenarztpraxis-Mitarbeiterin trägt Maske seit drei Wochen

Gerade Augenarztpraxen und ihren Mitarbeiter fallen bei der bisherigen Verteilung durchs Raster. Sie können die FFP3-Masken nicht täglich wechseln. Denn sie haben nicht genug Masken. Eine Augenarztpraxis-Mitarbeiterin (61) schildert anonym gegenüber EXPRESS, ein und dieselbe FFP3-Maske bereits seit drei Wochen zu tragen.

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Gerade FFP3-Schutzmasken fehlen in Arztpraxen.

Um zu helfen, hat die KV Kreisstelle Köln in der vergangenen Woche über alternative Bezugswege noch zusätzliche Schutzmasken organisieren können und diese explizit an die niedergelassenen Augenärzte in Köln verteilt.

Kölner Hebamme wird in Apotheke abgewiesen

Auch Kölner Hebammen, die oft auf freiberuflicher Basis arbeiten und sich daher selbst mit Schutzkleidung eindecken müssen, berichten von Missständen bei der Ausgabe.

„Ich wurde in meiner Apotheke abgewiesen, als ich mir dort einen Mundschutz kaufen wollte. Es hieß, dass Schutzmasken hier erstmal nur an Ärzte ausgegeben werden“, erklärt eine Kölner Hebamme gegenüber EXPRESS (Name der Redaktion bekannt).

Dienstag 24. März: Letzte Lieferung für Kölner Arztpraxen

Die letzte Vergabe von Schutzkleidung für Kölner Arztpraxen hat am 24. März stattgefunden. Laut der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein haben Kölner Arztpraxen dabei jeweils ein Paket mit folgender Schutzkleidung erhalten: „Jeweils zehn FFP3-Masken, 50 Mund-Nasen-Schutz, zehn Schutzkittel, 100 Schutzhauben“, so ein Sprecher.

Weil die Schutzkleidung hinten und vorne nicht reicht, hat die Stadt Köln für die kommenden Tage erneute Verteilaktionen geplant.

Kassenärztliche Vereinigung: „Umfang reicht nicht aus, um Praxen zu versorgen“

Laut der KV Niederrhein und Arztpraxen wurde die Schutzkleidung, die momentan da ist, bei der bisherigen Vergabe in einer bestimmten Reihenfolge verteilt.

  • Hausärzte
  • Kinderärzte
  • Lungenfachärzte
  • Radiologen
  • HNO-Ärzte
  • Augenärzte und Dialysepraxen
  • Heilberufe und andere Praxen

Weitere Gruppen sollen erst im nächsten Verteilungszyklus versorgt werden. 

Der Kölner HNO-Arzt Dr. Jürgen Zastrow hat privat Schutzkleidung eingekauft, sonst hätte er momentan gar keine mehr. „Uns fehlt alles. Die Politik liefert nicht.“

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HNO-Arzt Jürgen Zastrow hat eine eigene Praxis in Köln.

„Der Krisenstab des Landes hat bestimmte Berufsgruppen als Corona-relevant eingestuft“, erklärt der HNO-Arzt. „Ein Kieferchirurg kann weniger tun, um Corona einzudämmen, als ein Hausarzt“, erklärt Zastrow zum Hintergrund bevorzugter Arztpraxen.

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Doch ob mehr oder weniger Corona-relevant – jeder will sich schützen können.

„Stand heute ist erkennbar, dass die bisherigen BMG-Lieferungen mit Blick auf deren Inhalt und Umfang nicht ausreichen, um alle Praxen im ganzen Rheinland flächendeckend über einen längeren Zeitraum auszustatten. Wenn wir die ambulante Versorgung in den kommenden Wochen aufrechterhalten wollen, brauchen wir ganz andere Größenordnungen an Schutzausrüstung, also viele weitere Lieferungen“, so der KVNO-Sprecher deutlich.