Satire verpatztHabt ihr Messwein gesoffen? Eine Sache hat Kölner Kirche nicht kapiert
Köln – Nach der Vorstellung des Missbrauchs-Gutachten im Erzbistum Köln gab es eine Vielzahl von Reaktionen. Eine von der Lutherkirche in der Kölner Südstadt sorgte für Wirbel: Enttäuschte Katholiken sollten aus ihrer Kirche austreten und sich den Protestanten in der Südstadt anschließen. Da sei man immer frisch, fröhlich und sexy, war in dem Posting auf Facebook zu lesen. Es sei als Satire gemeint gewesen, hieß es später. Unser Autor meint: Es war die falsche Botschaft. Ein Kommentar.
Lutherkirche Südstadt: Protestanten machen Katholiken aus Erzbistum Köln Angebot
Wenn Kirche sexy sein will, kommt das in diesen Tagen irgendwie nicht so gut an. Über allem lasten die Vorgänge in der katholischen Kirche, der Skandal um die Missbrauchsfälle, deren Vertuschung bis hin zum Verhalten des Kölner Erzbischofs.
Als das Protestanten-Posting (mittlerweile gelöscht) am Donnerstagabend (18. März) aufploppte und noch nicht als Satire gekennzeichnet war, stellte sich erst mal nur eine Frage: Wer hat denn da heimlich den Messwein aus dem Dom gesoffen?
Und auch der Hinweis auf Satire macht die Sache nicht besser. Auf abartige Straftaten wie Missbrauch mit solch einer Kunstform zu reagieren, ist unangebracht wie gefährlich. Das sollten nicht nur Kabarettisten wissen.
Sexueller Missbrauch auch in der evangelischen Kirche
Hinzu kommt, dass es auch in der evangelischen Kirche zahlreiche Missbrauchsfälle gibt. Die Aufarbeitung und Studien dazu laufen. „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein ...“ heißt es in der Heiligen Schrift.
Aber jetzt wollen wir mal nicht päpstlicher als der Papst sein: Es ist geradezu ein Segen, dass Köln einen Pfarrer wie Hans Mörtter hat. Der Oberhirte der Lutherkirche stellte denn auch umgehend klar, dass seine Gemeinde keineswegs Katholiken zum Kirchenaustritt aufrufe – auch wenn es so zu lesen war.
Mörtter ruft zum Gegenteil auf. Zugleich heißt er alle enttäuschten Schäfchen willkommen, die eine neue Heimat suchen. So sei es.