Das US-Duo Twenty One Pilots gab ein Konzert in der ausverkauften Kölner Lanxess-Arena. Die Musiker verblüfften das Publikum mit einer wilden Show voller Tricks, Aktionen und Pyrotechnik.
Show-Spektakel in Lanxess-ArenaFans tragen US-Duo auf Händen – Musiker verblüffen mit Zaubertrick

Copyright: Michael Bause
Die Fans trugen Twenty-One-Pilots-Sänger Tyler Joseph beim Konzert am Donnerstag (1. Mai 2025) in der Lanxess-Arena förmlich auf Händen.
Die kleine Lisa hatte sich extra einen Zettel geschrieben. „Oh, oh, I'm fallin'. So I'm takin' my time on my ride“, stand drauf und die junge Anhängerin hielt ihn konzentriert fest, um beim großen Moment nicht zu patzen.
Beim Megahit „Ride“ durfte sie in der rappelvollen Lanxess-Arena zusammen mit ihren Idolen, den Twenty One Pilots, den Refrain singen. Lisa war offensichtlich die einzige unter den 17.000 Fans in der brodelnden Halle, die eine Texthilfe brauchte.
Twenty One Pilots: Band präsentierte 27 Songs in der Lanxess-Arena
Das euphorisierte Publikum sang am Donnerstagabend (1. Mai 2025) alle 27 Titel vom ersten bis zum letzten Wort fehlerfrei mit. Die Skeleton Clique, so nennen sich die Hardcore-Fans des Hip-Hop-Rock-Duos, zelebrierte diesen Abend der „Clancy World Tour“. Viele hatten den ganzen Feiertag – mit gelbem und rotem Gaffa-Tape beklebt – vor der Arena verbracht.
Zu Beginn ihrer Karriere hatten Tyler Joseph (36) und Josh Dun (36) noch das Gebäude 9 und die Werkstatt in Köln angesteuert. Doch dann folgte vor zehn Jahren der Hit, der alles veränderte und danach im Radio durchgenudelt wurde. „Wish we could turn back time to the good old days“, hieß es in „Stressed Out“.
Tyler erfand dafür den Charakter „Blurryface“, der seine Ängste und Verunsicherungen darstellen soll. Da er so unsicher ist, was er mit seinen Händen und Stimmbändern macht, färbt er Hände und Hals immer pechschwarz. Auch in Köln gestand er angesichts der Euphorie, dass er noch kurz in der Arena-Garderobe Zweifel gehabt habe, ob ihnen eine Show gelingen würde, die die Erwartungen erfüllen könne.
Doch die wurden sogar übertroffen. Was dieses Power-Duo 130 Minuten lang abfeuerte, ging über ein herkömmliches Konzert weit hinaus. Eine Show wie eine Gefühlsexplosion im digitalen Zeitalter mit permanenter Handlung. Schon der Auftakt gab das Tempo vor. Josh trommelte zu „Overcompensate“ um sein Leben, Tyler schoss auf die Bühne, sprang über das Klavier und rappte los.

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Tyler Joseph und sein Kumpel Josh Dun (l.) lieferten in Köln ein Show-Spektakel ab.
Es folgte der erste besondere Moment. Am Ende von „Car Radio“ verschwand der Sänger von der Bühne – und erschien im gleichen Augenblick oben in Block 626 der Arena. Für solche Zaubertricks sind normalerweise die Ehrlich Brothers zuständig. Dank Body-Double und voraufgezeichnetem Video können aber auch US-Musiker die Fans verblüffen.
Später wiederholte sich der Effekt, als Josh vermeintlich vorne auf der Bühen trommelte, um Sekunden später hinter in der Halle mit Fackel in der Hand aufzutauchen.
Während in der Kunst immersive Ausstellungen immer beliebter werden, zeigten Twenty One Pilots das perfekte immersive Konzert. Das Publikum war Teil der Inszenierung. Fans hatten nachmittags vor der Arena erzählt, was ihnen die Band bedeute. Als dieses Video über die Leinwand flimmerte, brandete immer wieder Jubel auf und die Menge sang dazu „The Judge“.

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Sturmhauben, exzentrische Outfits, leuchtende Mikrofone - es gab viel zu bestaunen beim Konzert der Twenty One Pilots in der Lanxess-Arena.
Bei „Backslide“ wedelten alle mit den Armen, bei „Mulberry Street“ gingen die Handylichter rauf und runter, um für einen beeindruckenden Effekt zu sorgen, bei „Paladin Strait“ trommelte Josh getragen von den Fans auf einer Mini-Plattform. Zwischendurch durften die Pyrotechniker unter anderem bei „Heavydirtysoul“ ihr ganzes Können zeigen. Es knallte, zischte und brannte wie in einer Silvesternacht.
Natürlich kann bei einem Duo, was neben den ganzen Showelementen noch permanent die Outfits wechseln muss, mehrere Male durch die Halle marschiert, um auf den hinteren kleinen Bühnen aufzutauchen, vieles nicht live sein. Doch das, was Singer-Songwriter Tyler am Bass, Klavier oder Ukulele und vor allem mit seinem Gesang präsentierte, reichte, um alle komplett mitzureißen. Josh holte zudem noch ein paar Bonuspunkte mit seinem Köln-Shirt raus.
Hier ein YouTube-Video mit dem „Teleportations-Trick“ aus der Lanxess-Arena anschauen:
„Die Eltern meiner Frau haben ihre Wurzeln in Deutschland. Daher wird dieses Land immer ganz speziell für mich sein“, rief der Frontmann der Menge noch zu. Mit Jenna hat er bereits drei Kinder. Und welch herzlicher Superstar er ist, wurde auch deutlich, als er beim Gang durch die Halle den jüngsten Fans ein Plektrum überreichte und mit der Sanitäter-Crew neben der Bühne Hände schüttelte.
Die zehn neuen Titel vermischten sich perfekt mit den Klassikern aus früheren Werken. Zum großen Finale bei „Trees“ wurde die Band endgültig eins mit ihrer sie fast schon religiös anhimmelnden Fangemeinde. Mitten im Innenraum wurde der letzte Song präsentiert – samt Konfettiregen und abermaliger Pyroekstase.