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KommentarDiese Probleme muss OB Burmester lösen

Erstmals nach zehn Jahren stellt die SPD wieder einen Oberbürgermeister. Burmester muss das Vertrauen der Kölnerinnen und Kölner zurückgewinnen.

Herzlichen Glückwunsch, Torsten Burmester.

Nicht wenige in der Stadt hatten ihm nicht mal das Erreichen der Stichwahl zugetraut. Jetzt hat er seine Konkurrentin auf den letzten Metern sogar überholt, die vor zwei Wochen noch deutlich vor ihm gelegen hatte. Ihr muss man ebenso gratulieren: Berivan Aymaz hat einen kräftezehrenden Wahlkampf geliefert– auch wenn dieser erst spät Fahrt aufnahm – und sich mit dem SPD-Kandidaten in Sachfragen zuletzt so gestritten, wie es in einer Demokratie sein sollte. Die beiden werden auch nach der Wahl beim Du bleiben.

Stadt in weitgehend unerfreulichem Zustand

Erstmals nach zehn Jahren stellen die Sozialdemokraten wieder einen Oberbürgermeister. Fakt ist ebenso, dass die Probleme in der Stadt während dieser Zeit nicht kleiner geworden sind. Im Gegenteil: Die bisherigen Ratsmitglieder und Amtsinhaber übergeben die Stadt in einem weitgehend unerfreulichen Zustand.

Torsten Burmester tritt das Erbe von Opern-Debakel oder der Kostenexplosion bei der Sanierung der Mülheimer Brücke an. Er wird Chef einer Verwaltung, die oftmals nicht funktioniert oder zu langsam ist. Hinzu kommt in einigen Dienstzimmern eine „Egal“-Haltung, wie die von den Rechnungsprüfern beanstandeten internen Feiern oder Phantasialand-Ausflüge auf Kosten der Steuerzahler gezeigt haben. Eine der größten Aufgaben von Torsten Burmester wird sein, das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen.

Vertrauen in Stadt-Planungen fehlt

Viele Kölnerinnen und Kölner trauen ihrer Stadt nach dem Archiv-Einsturz und aus dem Ruder gelaufenen Planungen keine Großprojekte mehr zu. Dass sich die Verwaltung mit der Verlängerung der KVB-Linie 4 finanziell und personell überfordert sieht, passt da ins Bild: Die Planung wurde an den Rhein-Erft-Kreis abgegeben. Köln braucht wieder Mut und Zuversicht. Die nach Worten von Henriette Reker desolate Haushaltslage macht leider vieles nicht einfacher.

Inwieweit Burmester dabei Unterstützung aus dem Stadtrat bekommt, wird sich zeigen: Kommt es etwa zu einem Bündnis von Grünen, SPD und Linken im Rat, dann stellt sich die Frage, wer das Sagen im Rathaus hat: der OB oder die Grünen als stärkste Fraktion?

Wenn im Rathaus weiter um jeden Meter Radstreifen gestritten wird, verändert sich nichts. Stures Festhalten an Ideologien lähmt eine Stadt. Daher ist gerade angesichts der Vielzahl von Problemen mehr Pragmatismus gefordert. Beispiel Gleueler Wiese.

Realität für den neuen OB wird komplizierter werden

Wie auch immer man zu den Ausbauplänen des 1. FC Köln stehen mag: Es kann nicht sein, dass die Leidtragenden politischer Beschlüsse Breitensportvereine mit Kindern und Jugendlichen sind, denen Sportflächen zugunsten eines Bundesligisten weggenommen werden, der damit bekanntlich auch nicht zufrieden ist. Auch hier muss das neue Stadtoberhaupt korrigierend eingreifen. Eine Bebauung der Gleueler Wiese allerdings erscheint aufgrund der zu erwartenden Mehrheitsverhältnisse im Rat und Klagen von Umweltschutzverbänden eher unwahrscheinlich.

Im Wahlkampf hat Torsten Burmester gerne kurz und knapp formuliert, wie er Probleme lösen will. Dass es in der Realität nicht so einfach ist, wie es bei ihm klang, weiß er sicher. Um Köln wieder in die Spur zu bringen, ist ihm neben einem langen Atem noch etwas zu wünschen: ein glückliches Händchen.