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„Dagegen ist Tönnies Fliegenschiss“Kölner Gastronomen fürchten Katastrophe am 11.11.

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„Das Ding“- Chefin Claudia Wecker (52) und „Gastro Latäng“-Sprecher Markus Vogt (48) warnen vor einer möglichen Katastrophe am 11.11.2020.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – „Das wird eine Katastrophe für ganz Köln“ fürchtet „Das Ding“-Chefin Claudia Wecker (52), wenn sie aktuell über den 11.11. 2020 und die damit anstehende Sessionseröffnung in Köln nachdenkt.

Die Club-Betreiberin und ihr Gastro-Kollege Markus Vogt (48) schauen mit Schrecken auf den Auftakt zum Kölner Karneval.

Köln vor dem 11.11.: „Das Gesamtkonzept fehlt“

Der Grund: „Das Gesamtkonzept für Köln fehlt. Die Menschen werden sich den 11.11. nicht nehmen lassen, Massen werden von überall her zum Straßenkarneval in die Stadt strömen und Gastronomen zu Bauernopfern gemacht, wenn die Corona-Zahlen danach steigen“, fürchtet Wecker.

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Symboldbild aus der vergangenen Session: Dort hatte die Polizei an einigen Stellen alle Hände voll zu tun.

Mit dieser These steht die Club-Betreiberin nicht alleine da. Markus Vogt, Betreiber des „Soylent Green“ in der Kyffhäuser Straße, ist außerdem Sprecher des Vereins „Gastro Latäng.“ Nicht nur Vogt und Claudia Wecker, auch andere Gastronomen teilen die Befürchtungen.

Wirtschaftliche Interessen versus Sicherheit in Köln?

Doch nur wenige trauen sich, den Mund aufzumachen. Denn sowohl auf Seiten des Karnevals, als auch in der Kölner Gastronomie spielen auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle. Beiden Branchen hat das Coronavirus schon jetzt stark zugesetzt.

Die Einnahmen vom Karneval-Auftakt werden dringend gebraucht. Doch um welchen Preis für Köln? 

Köln: „Entweder kompletter Lockdown oder alles hat geöffnet“

Die Sessionseröffnung wird am 11.11. 2020 mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Heumarkt nicht wie gewohnt stattfinden. Offiziell abgesagt ist jedoch noch nichts. Auf der anderen Rheinseite gibt es schon einen klaren Plan.

Die Karnevalsgesellschaft „Die Große von 1823" veranstaltet den Karnevals-Auftakt im Tanzbrunnen mit etwa 1700 Jecken und klarem Hygienekonzept. Doch laut Wecker und Vogt beinhaltet noch kein bisheriges Konzept den schwer planbaren Straßenkarneval. Die größte Sicherheitslücke in Köln.

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Stimmungsvoll: Am 11.11. ist wieder Party angesagt im Tanzbrunnen, allerdings mit weniger Zuschauern. (Das Foto zeigt das Publikum bei den Anfängen 2014).

Für die Stadt gibt es laut den beiden Gastronomen am 11.11. nur zwei Möglichkeiten.

„Entweder der komplette Lockdown und keiner darf kommen oder alles hat geöffnet und jeder darf kommen. Doch beides ist juristisch und wegen des Infektionsschutzgesetzes nicht umsetzbar“, erklärt Claudia Wecker besorgt.

Emotionale Botschaft: Vereine erklären, wie sie um Mitglieder kämpfen

„Wenn es vom Festkomitee die klare Aussage geben würde, dass am 11.11. dieses Jahr kein Karneval stattfindet, hätte das eine große Signalwirkung, auch weit über Kölns Grenzen hinaus“, erklärt Vogt.

Gastro Latäng: „Dagegen ist Tönnies ein Fliegenschiss“

Dann müsse keiner einen 11.11.2020 befürchten, der vielen im Nachhinein nur noch als „Superspreader-Event“ in Erinnerung bleiben wird. „Dagegen ist Tönnies ein Fliegenschiss“, so Vogts extreme Befürchtung.

Doch das Festkomitee glaubt, man könne mit einzelnen Veranstaltungen und unter Hygieneauflagen den Ansturm der Jecken kanalisieren. 

Festkomitee: „Karneval ist ein Volksfest, Menschen werden auf die Straße gehen“

„Karneval ist ein Volksfest und solange es nicht verboten ist, werden die Menschen auf die Straße gehen. Das kann man nicht verbieten, nur auf Veranstaltungen mit Hygienekonzept kanalisieren“, erklärt Festkomitee-Sprecher Michael Kramp.

„Man kann überlegen, ob man kommuniziert, dass nur in die Stadt kommen darf, wer ein E-Ticket für eine Veranstaltung besitzt. Über all das könne man nachdenken, da sind wir auch gerade dran“, erklärt Kramp.

Doch noch sei es erst August und nicht November. Man stehe im engen Kontakt mit Stadt und Staatskanzlei, um die weitere Planung zu organisieren. Auch am Montag (10. August) trifft sich das Festkomitee nach EXPRESS-Informationen mit Spitzen der Stadt.

Wecker: „Schon jetzt finden jeden Tag illegale Partys statt“

Die Gastronomen Wecker und Vogt finden, dass die Zeit durchaus drängt. „In Köln gibt es jeden Tag illegale Partys und ich bekomme davon Fotos und Videos zugeschickt“, so Wecker.

Bitter: Politiker sagt, was kein kölscher Jeck hören will 

Seit der Studentenclub „Das Ding“ geschlossen bleiben muss, engagiert sich Club-Chefin Claudia Wecker politisch. Sie macht sich Sorgen um die innere Sicherheit in Köln. Partys in den Clubs seien zwar verboten, würden sich aber aktuell einfach nur an andere Orte verlagern.

Clubs geschlossen: „Die Leute feiern trotzdem“

Nicht reguliert, nicht kontrolliert und in geschlossenen Räumen oder zum Beispiel vor Kiosk-Buden. „In Clubs könnten wir mit einem Sicherheits-und Hygienekonzept eine gewisse Sicherheit gewährleisten. So wie es jetzt ist, kann das aber keiner“, so die Club-Besitzerin.

Corona und Karneval: Kommentar zum 11.11.2020

Stadt und das Ordnungsamt seien personell nicht in der Lage, das alles im Blick zu haben. „Die Clubs haben geschlossen, aber die Leute feiern trotzdem“, bekräftigt Wecker.

Rückblick 11.11.2018: „Da hätte sonst etwas passieren können“

Dabei erinnert die Club-Chefin an die schlechten Erfahrungen vom 11.11.2018. Absperrungen rund um den Zülpicher Platz hätten die vielen Menschen nicht aufgehalten, sondern fast für eine üble Massenpanik gesorgt.

„Diese vielen eingekesselten Menschen zu sehen, das hat mir damals Angst gemacht. Die Menschen haben gedrückt. Da hätte sonst etwas passieren können, wie 2010 bei der Loveparade in Duisburg.“

Die Club-Chefin fürchtet solche Szenen dieses Jahr erneut und hofft auf ein besseres Gesamtkonzept für den Straßenkarneval 2020.

Stadt: „Hängt von Entwicklung des Infektionsgeschehens ab“

„Die Stadt Köln ist im permanenten Austausch mit dem Festkomitee und den Karnevalsgesellschaften.

Ein weiteres Gespräch findet nächste Woche im Rahmen des Runden Tisches Karneval statt“, erklärt eine Stadtsprecherin zum aktuellen Stand der Planung.

Runder Tisch findet am 24. August statt

„Welche Veranstaltungen in den nächsten Monaten möglich sind, hängt von der Entwicklung des Infektionsgeschehens und der aktuellen Rechtslage (insbesondere der dann gültigen Coronaschutzverordnung) ab“, so die Sprecherin weiter.

Auch Gastro-Latäng-Sprecher Markus Vogt wird am Runden Tisch teilnehmen.

Gastronomen: „Wir spielen große Rolle für innere Sicherheit“

Doch Vogt will seinen Laden am 11.11. lieber geschlossen halten. Claudia Wecker hofft, dass die Stadt die Gastronomen und ihre Befürchtungen bei der Planung zeitnah miteinbezieht und sie als Teil der Lösung und nicht als großes Problem wahrnimmt.

„Wir Gastronomen spielen eine große Rolle für die innere Sicherheit in Köln“, appelliert Wecker und fragt mit Blick auf den 11.11.: „Wer will schon Weihnachten dieses Jahr im Lockdown verbringen?“