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„Echt jetzt, Meltem”Kölner Kabarettistin mit klaren Worten zu nervigem Corona-Trend

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Kabarettistin Meltem Kaptan ist am Samstag wieder Gastgeberin bei der „Ladies Night” im WDR-Fernsehen. Das Bild wurde im Januar 2019 in Köln aufgenommen.

Köln – Immer höher, schneller und weiter – dieser Trend war auch schon vor Corona in aller Munde. Doch jetzt scheint der Optimierungswahn eine noch höhere Stufe eingenommen zu haben.

Auch die Kölner Kabarettistin Meltem Kaptan hat das erst kürzlich zu spüren bekommen. Im EXPRESS nimmt sie den ganzen „Wahnsinn” ordentlich aufs Korn.

Meltem Kaptan: der Optimierungswahn dank Corona

Kennt ihr die auch? Die Überoptimierten der Coronakrise? Die, die unter einem „Carpe-Diem-Wandtattoo” ihren Online-Achtsamkeitsworkshop absolvieren?

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Und wie wär’s nächstes Wochenende mit Französisch? Ja, kann nicht schaden, irgendwann können wir da ja wieder hinfahren, und dann will ich endlich mit den Kellnern flirten.

Jetzt oder nie! Ach ne, da hab’ ich ja Online-Pilates, ich Dummerchen!

Meine Überoptimierte der Woche heißt Tanja und optimiert jetzt meine Insta-Storys. „Wie? Du hast dir keinen Scheinwerfer gekauft? Du musst dich doch ausleuchten! Und besorg dir mal ein super Mikro! Ich sage dir: Bild und Ton sind alles. Die abonnieren dich nur, wenn du High Quality lieferst, echt jetzt Meltem!”

Ich dachte immer, die Leute wollen mich hier wie ich bin. Ganz natürlich.

Doch bevor ich diesen Gedanken auch nur zur Hälfte in den Hörer sprechen kann, geht es schon längst um meine Falten. Und den Filter. Jawohl!

„Echt jetzt, der Filter ist alles. Zeigst du zwei Falten zu viel, bist du weg vom Fenster. Es ist Corona Meltem, da muss alles passen, ich weiß wovon ich spreche, ich bin Schauspielerin, echt ...”

Erschlagen lege ich den Hörer auf und starre zwei Minuten auf die Wand. Einfach so. Bis mich das schlechte Gewissen wieder packt. Es ist doch Corona. Ich muss mich jetzt mal aufraffen.

Höher-Schneller-Besser in der Corona-Quarantäne

Besser werden. Fotogener. Schlanker. Ordentlich beleuchtet. Echt jetzt. Echt jetzt? Plötzlich fühle ich mich ertappt, die Falle schnappt zu, und ich sitze mittendrin. Schon bin auch ich neues Ehrenmitglied der „Höher-Schneller-Besser”-Gesellschaft.

Wie wird sie wohl nach Corona aussehen? Besteht unsere Gesellschaft dann nur noch aus den privilegiert-optimierten Survivern auf der einen und den Krisen-Verlierern auf der anderen Seite?

Hier lesen Sie mehr: „Gerade jetzt brauchen wir die Ladies Night” – Kölner Comedy-Star erklärt irren TV-Dreh

Nur schwarz und weiß? Was wird aus den Grautönen? Den Vergessenen? Denen, die das Leben schon immer, schon vor der Pandemie schlecht ausgeleuchtet hat?

Kölner Kabarettistin Meltem Kaptan: Auch mal unoptimiert bleiben

Was wird aus den einsamen Rentnern, den „ewigen” Singles, den überforderten Muttis, die mit ihren schreienden Zwillingen auf dem Arm sich selbst vergessen? Und den Depressiven, für die der Gang zur Mülltonne Tag für Tag eine Überwindung ist?

Zu Beginn der Pandemie, als wir zur Ruhe kamen, hatten wir sie einen Augenblick lang besser verstanden, wir waren alle vereint im Stillstand. Dann begannen wir uns zu optimieren.

Das ist sicher nicht verwerflich. Aber wäre es nicht toll, wenn wir den Scheinwerfer mal einfach in den Keller packen könnten? Einen Post weniger viral gehen lassen und dafür mal zwei Minuten mit der Oma quatschen würden? Über ihren Apfelkuchen.

Du rettest ihr damit garantiert den Tag. Und vielleicht einfach mal, wenn der ganze Wahnsinn vorbei sein wird, die Freundin mit den Zwillingen bekochen. Ganz unoptimiert, ganz unabonniert.

Hätte doch was, oder?!

Klare Worte der Kölner Kabarettistin. Am Samstagabend (6. Juni, 22.45 Uhr) gibt es von ihr in der „Ladies Night” im WDR noch mehr zu sehen.