Für Suchende wird es immer schlimmerSo hat Corona den Kölner Wohnungsmarkt verändert

Neuer Inhalt (5)

Massenbesichtigungen gehen nicht mehr. Ist es jetzt leichter geworden in Köln eine Wohnung zu finden?

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Explodierende Preise und Massenbesichtigungen. Wer in Köln bisher eine neue Bleibe gesucht hat, stand oft mit so vielen Menschen in der Wohnung, dass er sich die Räume wegen Überfüllung gar nicht richtig anschauen konnte.

Das Coronavirus macht solche Massenbesichtigungen aktuell unmöglich. Für viele Mieter sicher kein großer Verlust, aber wie wirkt sich die Pandemie auf den Kölner Wohnungsmarkt aus? Gibt es Vorteile für Wohnungssuchende?

Köln: Wohnungsmarkt entspannt sich nicht, im Gegenteil

Entspannt hat sich der Wohnungsmarkt in Köln durch die Corona-Pandemie nicht, wie der Mieterverein Köln ganz klar erklärt. „Es ist nicht so, dass Vermieter auf die Massenbesichtigungen verzichtet und stattdessen den erst besten genommen haben. Der angespannte Markt war zwischenzeitlich tatsächlich tot und erholt sich nur langsam wieder“, erklärt Jörg Hänsel vom Mieterverein Köln.

Alles zum Thema Corona

Schwierige Wohnungssuche: Online-Besichtigungen kein Vorteil für Mieter

Von Mitte März bis Ende April sei während des Lockdowns im Prinzip kein Wohnungsangebot verfügbar gewesen. Viele Wohnungen seien lange gar nicht angeboten worden, weil man gewartet habe, wie sich die Corona-Pandemie entwickelt.

„Das fängt jetzt wieder an, dass Bewegung in den Wohnungsmarkt kommt. Es ist für Mieter aber deutlich schwieriger geworden, eine andere Wohnung zu finden“, so Hänsel weiter. Der Kölner Wohnungsmarkt habe sich komplett ins Netz verlegt. Online-Besichtigungen seien auch nach den Lockerungen der Kontaktbeschränkungen die Regel.

„Es werden Videos ins Netz gestellt, in denen der Makler durch die Wohnung läuft. Das hängt natürlich einen Teil des Wohnungsmarktes komplett ab und jeder der nicht über die benötigten technischen Kenntnisse oder Geräte verfügt, kann an diesem neuen Marktsegment nicht teilnehmen“ so der Sprecher.

Video-Besichtigungen bieten Maklern neue Perspektiven

Online-Besichtigungen würden wohl auch nach Corona nicht verschwinden. Diese Art der Besichtigungen sei jedoch vor allem für Makler eine gewinnbringende Möglichkeit Wohnungen an den Mann oder die Frau zu bringen.

„Vor Corona waren viele Wohnungsangebote nur ein paar Stunden online, dann haben sich schon so viele Interessenten gemeldet, dass man die Anzeige entfernt hat. Jetzt wird es bald wieder ähnlich sein und der Druck auf den Wohnungsmarkt in Köln hat nicht nachgelassen“, erklärt Hänsel.

Mieterverein: Corona sorgt bei Mietern für finanzielle Unsicherheit

Die Suche nach günstigem Wohnraum würde nun nicht nachlassen, sondern durch die lange Pause eher zunehmen prognostiziert der Mieterverein. Ein Aspekt sei dabei auch die finanzielle Unsicherheit vieler Mieter.

Einige Mieter wüssten nicht, wie es ihren Firmen in Zukunft gehen wird und wie viel Geld sie dann noch in der Tasche haben, so der Mieterverein-Sprecher.

Kölner Haus- und Grundbesitzverein: Kein Mietausfall für Vermieter

Ähnlich erlebt auch Haus-und Grundbesitzerverein-Geschäftsführer Thomas Tewes die Situation. Ein Vorteil für Kölner Vermieter: „Wir haben im April und Mai eine Umfrage in Auftrag gegeben. 88 Prozent der Befragten gaben dabei an, dass sie in diesem Zeitraum keinen Mietausfall hatten“, so Geschäftsführer Thomas Tewes gegenüber EXPRESS.

Leerstehende Wohnungen seien dem Vermietungsmarkt von Vermietern lange nicht zugeführt worden. „Bei unserer Klientel spielt das persönliche Kennenlernen von Mietern eine große Rolle, als dies wegen der Kontaktbeschränkungen nicht möglich war, hat man Ausschreibungen aufgeschoben“, so Tewes.

Viele Kölner Vermieter gehören zur Risikogruppe und engagieren Makler

Viele Vermieter des Vereins seien außerdem älter und würden damit zur Risikogruppe gehören. „Daher bedienen sich viele Vermieter aktuell eines Maklers, aber diese Leistung ist natürlich auch nicht umsonst“, so Tewes.

Hier lesen Sie mehr: Riesen-Diskussion um 99-Meter Turm im Herzen Kölns

Ob Makler-Kosten auf Mieter abgewälzt werden oder ob Vermieter aufgrund ihres höheren Alters mit den zusätzlichen Makler-Kosten dauerhaft belastet werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Seit 2015 gilt in der Vermietung dabei das Besteller-Prinzip. Wer den Makler beauftragt, muss auch die Kosten übernehmen.