Bitteres AusTrans-Treff in Kölner Jugendzentrum endet – „anyway” übt Kritik an der Stadt

Daumen runter für diese Nachricht: Der Trans-Jugendtreff im anyway in Köln steht vor dem Aus.

Daumen runter für diese Nachricht: Der Trans-Jugendtreff im anyway in Köln steht vor dem Aus.

Bittere Nachricht für viele Jugendliche: Der offene Trans-Treff des Kölner Jugendzentrums anyway endet – wegen finanzieller Löcher, die nicht mehr zu stopfen sind.

Gleich die ersten Worte sind dramatisch. „Diese Nachricht ist ein Schock für transsexuelle, nicht-binäre und intersexuelle Jugendliche sowie junge Erwachsene in Köln.“ So beginnt der öffentliche Hilferuf des anyway, dem LGBTQI+-Jugendzentrum in Köln, das am Stadtgarten zu Hause ist.

Die bittere Nachricht der Verantwortlichen: Den beliebten Treff für transsexuelle Jugendliche wird es in Zukunft nicht mehr geben. Der Grund: Es gibt keine Förderung. Das nötige Geld ist einfach nicht da, das Ende damit besiegelt.

Bei dem betroffenen Treff handelt es sich um ein ergänzendes Angebot der offenen Jugendarbeit im anyway, das sich gezielt an trans-, intersexuelle und nicht-binäre Jugendliche mit einem eigenen Öffnungstag richtete.

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Kein Geld für anyway: Kölner Trans-Treff für Jugendliche muss schließen

Der offene Trans-Jugendtreff wurde laut anyway aus projektgebundenen Landesmitteln gefördert, die nun ausgelaufen sind. Die gute Nachricht: Das Jugendzentrum als Ganzes mit seinem Jugendzentrum am Friesenplatz, seiner Jugendberatungsstelle, dem Treff in Köln-Mülheim sowie der Aufklärungsarbeit für Schulen und zahlreiche weitere Projekte sind davon nicht betroffen.

Seit vier Jahren ist der offene Trans-Treff für Jugendliche aus der LGBTQI+-Community abhängig von Projektförderungen mit einer maximalen Laufzeit von einem Jahr. Ob es zu einer Folgeförderung kommt, ist stets ungewiss.

In der Vergangenheit finanzierte das anyway die Übergangsphase bis zur nächsten Förderperiode aus Spenden und Eigenmitteln – immer in der Hoffnung, dass es weitergeht. Doch wegen Corona ist ein Loch in der Kasse entstanden, die Überbrückung ist nicht möglich. Dabei finanziert sich der Treff schon mit 800 Euro im Monat – oder eben auch nicht.

Kölner Trans-Jugendtreff vor dem Aus: Hilferuf und Kritik an Stadt

„Wir haben es seit Jahren mit einer prekären Situation für die offene Trans-Jugendarbeit in Köln zu tun. Die Kommune finanziert bisher keinen eigenen, zielgruppenspezifischen Trans-Jugendtreff, sodass wir ihn über andere Förderpartner und Partnerinnen finanzieren mussten”, sagt Jürgen Piger.

Mit dem Hilferuf am Freitag (13. Mai 2022) geht auch eine Kritik an der Stadt Köln einher. Denn laut anyway-Geschäftsführer Jürgen Piger ist die Zeit seit 1998 stehen geblieben. Seit damals wird das anyway von der Stadt gefördert, allerdings durchgehend mit der gleichen Summe.

Was 1998 ein Meilenstein war und in Europa als Zeichen gefeiert wurde, reicht heute nicht mehr aus. Neue Zielgruppen, neue Aufgaben, neue Anforderungen sind dazugekommen.

Kölner anyway: 25 bis 30 Jugendliche tauschen sich regelmäßig im Trans-Jugendtreff aus

„Wir bestreiten die offene Jugendarbeit für transsexuelle, intersexuelle, und nicht-binäre Jugendliche sowie die Geflüchteten- und Migrationsarbeit mit demselben Personalschlüssel, den das anyway nur für schwule und lesbische Jugendliche im Jahr 1998 hatte“, beschreibt Jürgen Piger die Situation.

Die Meldung, dass der Trans-Treff endet, kommt indes zur Unzeit: Gerade nach den Corona-Lockdowns war der Treff wieder aufgeblüht, 25 bis 30 Jugendliche tauschen sich regelmäßig hier aus.

Bei dem Treff finden sie nicht nur Austausch und Vernetzung, sondern auch die Sicherheit, sich in der eigenen Geschlechtsrolle diskriminierungsfrei bewegen zu können und offene Fragen mit Gleichaltrigen oder mit dem Pädagogen im Café zu klären. (tw)

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Textes war behauptet worden, dass das Jugendzentrum vor dem Aus steht. Das ist nicht der Fall, nur der Trans-Treff ist betroffen. Das Missverständnis konnte schnell aufgeklärt werden, EXPRESS.de entschuldigt sich dennoch für den Fehler.