Am EigelsteinGedenken an die Toten des Kreuzers „Cöln“ – mit bewegenden Details

Gedenken_Cöln

H. Peter Hemmersbach (Kölner Marinefreunde e.V., rechts) und die Gäste der Gedenkzeremonie am Rettungskutter der „Cöln“

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Es ist eine der schrecklichsten und auch wundersamsten Kölner Geschichten. Marinefreunde, Vertreter der Stadt und Bundeswehr gedachten an der Eigelstein-Torburg des Untergangs des Kreuzers „Cöln" gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges.

Nur ein Kölner überlebte: Der Heizer Adolf Neumann

An der Torburg hängt der original Rettungskutter des Kreuzers. Nach dem Torpedo-Treffer durch die britische Marine beim Seegefecht vor Helgoland hatte sich ein einziger Matrose mit diesem Boot retten können – ausgerechnet ein Kölner. 506 Soldaten starben! Es war der 28. August 1914…

Trompeter gab das Signal an der Eigelstein-Torburg

H. Peter Hemmersbach, der Vorsitzende vom Freundeskreis Marineschiffe Köln e.V., hielt nach dem Signal eines Trompeters die Eröffnungsrede zum Jahrestag. Unter den Gästen eine Person der Zeitgeschichte: der letzte Oberbefehlshaber der DDR-Seestreitkräfte, Vizeadmiral a.D. Hendrik Born.

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Während des beschleunigten Verfalls der DDR Ende 1989 war er zum Chef der Volksmarine ernannt worden – und wurde zu deren Abwickler. Heute lebt er in Bremen.

Born war als Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Schifffahrts- und Marinegeschichte eingeladen. Zum EXPRESS sagte er: „Ich bin überrascht und beeindruckt von dieser Gedenkstätte.“  

Der Untergang der „Cöln“

Der Untergang des Kreuzers „Cöln“ war ein Fanal. Konteradmiral Leberecht Maaß, Kommandant Fregattenkapitän Hans Meidinger, 21 Offiziere und 484 Unteroffiziere und Mannschaften starben.

Das Schicksal der „Cöln“ schockierte Deutschland

Marinehistoriker Dr. Heinrich Walle erklärt die Bedeutung der Tragödie, die nur der Kölner Oberheizer Adolf Neumann überlebte: „Erst der Untergang der „Cöln“ machte den Menschen in Deutschland bewusst, dass ein grausamer Krieg herrschte. Bis dahin wurden nur verschleiernde Siegmeldungen von den Schlachten in Belgien und Frankreich verbreitet.“

Der Ablauf des Seegefechts mit den Briten

Der Einsatz der „Cöln“ am 28. August 1914 war ein Debakel. Das Schiff lief von Wilhelmshaven aus, um den Kleinen Kreuzern „Frauenlob“ und „Stettin“ zu Hilfe zu kommen – und traf auf einen übermächtigen Gegner.

Überlebenskampf in der Nordsee

Fünf britische Schlachtkreuzer unter dem Kommando von Admiral David Beatty tauchten auf. Die „Cöln“ erhielt erste Treffer, konnte aber zunächst entkommen. Doch die Briten setzten nach.

Die „Cöln“ stand in Flammen, sie sank, da waren bereits etwa 300 Mann tot. Der Rest der Besatzung kämpfte in den Fluten der Nordsee ums Leben, darunter Heizer Neumann.

Adolf Neumanns dramatische Schilderungen

76 Stunden dauerte der Überlebenskampf. Neumann schilderte später die dramatischen Erlebnisse: „Nach einigen Stunden starben die ersten Kameraden an Wunden und Erschöpfung. Den Kopf im Wasser, trieben sie zwischen uns. Es traf sich, dass ich mit einem Oberheizer, der an einem größeren Stück Holz hing, zusammenkam. Ihm schloss ich mich an, und bald hatten wir richtiges Gleichgewicht.“

Weiter erzählte er: „Die einen hofften noch immer, dass Hilfe unterwegs sei. Andere meinten, wir müssten in der Nähe von Land sein und sollten versuchen, es schwimmend zu erreichen (...). Wir schwammen wohl über zwei Stunden, doch sahen wir kein Land. Es wurde abermals Abend und Nacht. Unser Häuflein Menschen war bis auf einen kläglichen Rest zusammengeschrumpft.“

Deutsches Torpedeboot sichtete den Kutter

Dann tauchte ein halb zerschossener Rettungskutter der „Cöln“ auf – mit zwei Mann an Bord. Sie zogen Neumann und später zwei weitere Kameraden ins Boot. Doch von den fünf Mann überlebte in den nächsten Stunden nur der Kölner – ein deutsches Torpedoboot hatte den Kutter „Cöln“ endlich gesichtet.

Verteidigungsministerin: Eine neue „Köln“ kommt

Seit mehr als 100 Jahren hat es inzwischen fünf Einheiten der Marine mit dem Namen Köln gegeben, trug Militärhistoriker Dr. Walle bei der Gedenkveranstaltung vor. „Die letzte Fregatte Köln wurde 2012 außer Dienst gestellt.“

Dann die Nachricht: „Angeregt durch Aktivitäten von Kölner Bürgern vermochte der Inspekteur der Marine die Bundesministerin der Verteidigung davon zu überzeugen, dass sie am 18. August 2018 den Beschluss fasste: Es wird mit der ersten von fünf neuen Korvetten wieder eine „Köln“ geben.“

Das passierte mit dem Wrack der „Cöln“

Das Wrack der untergegangenen „Cöln“, das auf etwa 35 Meter Tiefe lag, wurde 1979 durch eine Sprengung geräumt. Der Rettungskutter wurde im September 1914 auf Norderney angetrieben, der damalige Inselkommandant kaufte das Wrack und schenkte es der Stadt Köln. Seit 1926 hängt es im östlichen Turmgewölbe der Eigelsteintorburg.