Infektwelle in KölnKitas schlagen Alarm – dringender Appell an Politik und Eltern

Stühle stehen im Halbkreis im Gruppenraum einer Kindertagesstätte.

In Kölns Kindertagesstätte gehen gerade mehrere Krankheiten um – und das führt zu Unmut. Das Symbolfoto zeigt eine Kita in Neuwittenbek (Schleswig-Holstein) am 16. November 2018.

Verschiedene Krankheiten machen in den Kindertagesstätten Kölns die Runde. Ein wichtiger Faktor bei der Übertragung von Infektionen seien die Eltern, beklagen Erzieherinnen.

Land unter in Kölns Kitas! Neben Corona und der Influenza grassiert rund um den Beginn der Adventszeit auch das RS-Virus unter den Kindern.

Ein Problem bei dieser akuten Krankheitswelle seien auch die Eltern, verraten Kita-Angestellte gegenüber EXPRESS.de

Köln: Kitas schlagen Alarm

Dort, wo normalerweise eine Horde Kinder tobt und spielt, herrscht teilweise nahezu gähnende Leere: Viel weniger Kinder werden morgens abgegeben als üblich. Dass dies eine Entspannung für die Erzieherinnen und Erzieher sei, ist allerdings ein Trugschluss.

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„In der vergangenen Woche waren von 70 Kindern im Regelfall zwischen 33 und 36 hier in der Einrichtung“, sagt Thorsten K. (Name geändert), der eine Kita in Köln leitet und anonym bleiben möchte, gegenüber EXPRESS.de. Er weist darauf hin, dass auch die Erzieherinnen und Erzieher nicht vor Krankheiten gefeit sind: „Wir haben ein Team von 13 Personen. Davon waren nur noch fünf im Dienst – inklusive mir.“

Die angespannte Personallage belaste das Arbeiten mit den Kindern, störe Abläufe und Routinen. „Um die Betreuung aufrechtzuerhalten, mussten wir dann einzelne Gruppen zusammenlegen“, erklärt der Leiter das Vorgehen seiner Einrichtung.

Köln: Krankheitswelle sorgt für Unmut in den Kitas

Wie EXPRESS.de aus mehreren Gesprächen mit Erzieherinnen erfahren hat, betrachten viele Kita-Angestellte die Eltern der Kinder als Teil des Problems der Krankheitsausbreitungen. Ihr Unmut ist groß.

Der Vorwurf: Manche Eltern geben ihre Kinder zurück in die Kita, obwohl die vollständige Genesung zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen ist. Dadurch würden sie die Krankheiten wieder einschleppen und an die anderen Kinder weitertragen. Auch an das Personal. 

„Bringen Sie Ihre Kinder erst dann wieder zurück in die Einrichtung, wenn sie wirklich gesund und auskuriert sind“, appelliert eine Erzieherin, die ebenfalls anonym bleiben möchte, in Richtung aller Eltern.

Thorsten K. sagt dazu: „Es gibt solche Eltern und es gibt es solche Eltern: Es gibt diejenigen, die Rücksicht auf die Kita nehmen und ihr Kind länger zu Hause lassen. Und es gibt diejenigen, die ihre Kinder auch im Krankheitsfall zu uns schicken.“

Dafür bringt K. sogar in gewisser Weise Verständnis auf: „Die Eltern laufen – bedingt durch Corona – mit ihren Kinderkrankentagen am Limit. Die sind auf die Betreuung angewiesen.“

Vonseiten des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend heißt es: „Gesetzlich krankenversicherte Eltern können 2022 und 2023 je gesetzlich krankenversichertem Kind für 30 Arbeitstage (Alleinerziehende für 60 Arbeitstage) Kinderkrankengeld beantragen.“  Bei mehreren Kindern besteht ein leicht erhöhter Anspruch.

Köln: Kita-Angestellte arbeiten am Limit

Ein wenig Husten oder ein leichter Schnupfen sei nicht so dramatisch. „Wenn ein Kind aber wirklich krank ist, dann schicke es auch gnadenlos wieder nach Hause“, betont Kita-Leiter Thorsten K.

K.s dringender Wunsch an die Politik ist, dass der Betreuungsschlüssel aus dem Kinderbildungsgesetz (KiBiz) überdacht wird. Kurzum: Er fordert mehr Geldmittel für die Betreuung, um auch solche Krankheitswellen wie momentan personell stemmen zu können.

„Da wird ein Betreuungsschlüssel vorgegeben, der in der Realität gar nicht umsetzbar ist, wenn man Krankheitswellen, Fortbildungen und Urlaube berücksichtigt“, kritisiert K. (jm)