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Karl-Küpper-PreisCarola Rackete spaltet Kölner Karneval – das hat ernste Folgen

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Carola Rackete an Bord der „Sea Watch 3“. Das Foto wurde im Juni 2019 aufgenommen.

von Bastian Ebel (bas)

Köln – Die Auszeichnung mit dem Karl-Küpper-Preis an Aktivistin Carola Rackete hat für Wirbel unter den Karnevalisten gesorgt: Hat sie die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung verdient? Ist sie eine Menschenretterin oder hat sie gegen Gesetze verstoßen? Unser Autor meint: Es hätte günstigere Zeitpunkte geben können, als jetzt durch die Vergabe die Karnevalisten zu spalten. Ein Kommentar.

Welch‘ glorreiche Idee: Mit dem Karl-Küpper-Preis werden Menschen geehrt, die sich mit Mut und Courage gegen Rassismus, Ausgrenzung und Ungerechtigkeit stellen. Das wird der Sache gerecht und vor allen Dingen wird Karl Küppers Wirken damit noch einmal in den Vordergrund gerückt.

Nun also Carola Rackete als erste Preisträgerin. Eine Frau, die zugegebenermaßen spaltet. Eine Frau, die mit manchen Paradigmen unserer heutigen Gesellschaft nicht viel am Hut hat. Aber auch eine Frau, die Menschenleben retten wollte und in Italien Mut bewiesen hat.

Alles zum Thema Corona

Karl-Küpper-Preis spaltet in Corona-Zeiten

Die Auszeichnung an Carola Rackete ist sehr wohl durchdacht. Aber sie kommt zur Unzeit: Sie fällt in eine Zeit, in der nicht nur die Karnevalisten tief gespalten sind. Corona und die Folgen lassen die Menschen verzweifeln, sie spüren Wut und Ohnmacht. Mehr denn je entlädt sich das in den sozialen Netzwerken.

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Nach Carola Rackete gibt es nun die nächste Diskussion im Kölner Karneval. (Archivfoto vom 19. Oktober 2020)

Für den (Kölner) Karneval bringt die Diskussion um die Auszeichnung eine harte Erkenntnis zutage: Mischt sich der Karneval in Politik ein, wird es brenzlich. Das Beispiel um Charlie Hebdo hat das gezeigt. Und: Die Spaltung der Gesellschaft macht vor dem Karneval nicht Halt.

Auch wenn die Jury sich gewiss etwas bei der Vergabe gedacht hat und damit argumentiert, „den Finger in die Wunde“ legen zu wollen, so hätte es auch eine Nummer kleiner getan.

Denn ein Kölner Preis hätte zunächst nach Köln vergeben werden können. Wohl nicht mit der Aufmerksamkeit, die diese Vergabe jetzt erzeugt hätte. Aber auch nicht mit dieser tiefen Spaltung. Und genau diese Spaltung muss die Gesellschaft, wie auch der Karneval, überwinden.

Köln: Karneval muss Spaltung überwinden

Aber seien wir ehrlich zu uns selbst und nehmen ein fiktives Beispiel: Hätte man den Karl-Küpper-Preis an „Oma Schmitz“ vergeben, die ehrenamtlich Brötchen für die Schulhofsitzung in Dellbrück schmiert – es hätte leider Gottes nicht im Ansatz so ein Interesse hervorgerufen.

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Diese Geste wurde Karl Küpper zum Verhängnis:Er persiflierte den Hitler-Gruß. Das genaue Aufnahmedatum des Fotos ist nicht bekannt.

Das ist es letztlich, was man erreichen wollte: Aufmerksamkeit für diesen Preis. Und für Karl Küpper.

Stattdessen ist aber trotz gut gemeintem Ziel der Schuss nach hinten losgegangen. Es spielen sich in Foren und den sozialen Netzwerken Szenen ab, die wirklich abscheulich sind. Nur noch einmal zum Verständnis: Carola Rackete hat Menschenleben gerettet – und niemanden umgebracht.

Ihr und der Vergabe des Karl-Küpper-Preises schlagen Wut und Hass entgegen, dass sich einem der Magen umdreht. Bei aller Diskussion um die Vergabe – aber wo sind Anstand, sachliche Argumente und das so viel zitierte „Jeföhl“ geblieben?

Köln: Hass im Netz hat nichts mit Karneval zu tun

Man muss nicht einer Meinung sein, erst recht nicht bei der Verleihung an Carola Rackete. Aber viele Kommentatoren und Kommentatorinnen können sich demnächst nicht mehr ernsthaft einhaken und den „Stammbaum“ singen. So abscheulich sind manche Beiträge.

Die Wut um Corona und die fehlende Perspektive packt jeden Menschen. Das darf aber kein Grund sein, so zu reagieren. Im Kölner Karneval wurde immer diskutiert, sogar sehr. Aber immer mit einem „Jeföhl“: Das Verbindende ist stärker als das Trennende!

Auch wenn die Auszeichnung zur Unzeit kommt: Es ist höchste Zeit, dass auch die Karnevalisten sich wieder daran erinnern, was sie eint. Und nicht, was sie spaltet.