Corona-KonfusionXXL-Reihe: Hier stehen Hunderte Kölner für ihren Urlaub Schlange

corona 1

Zwischenzeitlich standen weit über 100 Menschen in der Schlange auf der Aachener Straße in Köln.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Die Corona-Konfusion: Jedem raucht der Kopf. Abschalten in den Herbstferien, die jetzt begonnen haben? Das wird schwer. Erst recht jetzt, wo Köln seit Samstag (10. Oktober) als Risikogebiet eingestuft wird.

Corona in Köln: Lange Schlange vor dem Testzentrum auf der Aachener Straße

Bereits am Freitagmorgen (9. Oktober) hat sich vor einem Testlabor an der Aachener Straße eine mehr als 100 Meter lange Schlange gebildet. Ein Zähldurchgang ergibt 140 Personen, darunter sind mehrere Familien mit Kindern im Schulalter. Erst nach Mittag wird die Schlange kleiner. Jeder, der hier ansteht, hofft, innerhalb von 24 Stunden ein Testergebnis quasi als Gesundheitszeugnis zu haben. Viele davon, um es gegebenenfalls am Urlaubsziel vorweisen zu können.

corona 2

Erst nach Mittag wurde die Schlange vor dem Testzentrum etwas kleiner.

Aus dem auf 40 Mitarbeiter ausgedehnten Laborteam heißt es, man werde „seit einigen Tagen überrannt.“

Alles zum Thema Corona

„Das hängt mit dem Beginn der Herbstferien und den Reisewünschen der Menschen zusammen“, so der Mediziner Gustav Quade, anders sei die plötzliche Zunahme der „Kunden“ nicht zu erklären.

Köln ist Risikogebiet – Testzentrum Aachener Straße: 4000 Labortests pro Tag

Etwa 4000 Labortests würden zur Zeit am Tag durchgeführt, darunter fallen aber nach wie vor als großer Posten die Tests gelieferter Abstriche – etwa aus den Gesundheitsämtern Remscheid oder des Rhein-Erft-Kreises. Auch in den Nächten werde durchgearbeitet, damit die Ergebnisse innerhalb von 24 Stunden per SMS oder Mail mitgeteilt werden können. Wer ohne Überweisung des Hausarztes kommt, bezahlt dafür 80 Euro.

„Wir wollen schon am Sonntag in die Türkei fliegen“, so ein Familienvater, der sich mit Ehefrau und zwei Kindern im Labor an der Aachener Straße testen lassen wollte. Bei ihm galt in der unübersichtlich gewordenen Coronalage offenbar das Motto „sicher ist sicher“.

Köln seit 10. Oktober 2020 auch offiziell inländisches Risikogebiet

Denn: Für die Einreise in die Türkei müssen Reisende eigentlich keinen negativen Test vorweisen. Die türkischen Behörden messen bei den Ankömmlingen die Temperatur und leiten bei Auffälligkeiten weitere Untersuchungen ein.

„Ich habe einige Tage Urlaub in Ostfriesland gemacht. Jetzt sagt mein Chef, ich solle erst einen Test machen, bevor ich wieder im Büro anfange“, sagt eine wartende Frau. Der Mann, der im gebührenden Abstand hinter ihr steht, ist ein Fordler: „Ich habe Erkältungsymptome, also die Nase läuft. Die Firma hat mich zum Test geschickt.“

Reisen trotz Corona: „Wie sinnvoll ist es in dieser Zeit?”

Der nächste erzählt, da ist es bereits Mittag, er habe gehört, dass die Inzidenzzahl in Köln plötzlich auf 49 hochgeschnellt sei. „Das wird also bestimmt noch ungemütlicher hier.“ Er rechne damit, dass Köln zum Risikogebiet werde (was am Samstag auch passierte). Er wolle eventuell innerhalb Deutschlands verreisen und will vorsorglich den „Test in der Tasche“ haben.

Gustav Quade, dessen Frau das Labor leitet, mahnt angesichts des „unglaublichen Andrangs“ zur Vernunft: „Jeder sollte sich fragen: Wie sinnvoll ist es, in dieser Zeit zu verreisen?“