Wie Menschen zweiter KlasseDemos in Köln mit wichtigem Anliegen – das müssen Sie wissen

Eine Frau hält ein Schild mit der Aufschrift „Women, Life, Freedom“, dem aktuellen internationalen Slogan gegen das Mullah-Regime in Iran, hoch.

Kölnerinnen und Kölner demonstrieren am 9. Oktober 2022 für Frauenrechte, nachdem Masha Amini in Iran zu Tode kam. Das Symbolfoto ist vom 3. Oktober 2022.

Am Rheinauhafen und am Neumarkt demonstrieren am Sonntag Kölnerinnen und Kölner, um ein wichtiges Zeichen zu setzen. Es geht um die Rechte von Frauen.

Viel Andrang wird am Sonntag (9. Oktober 2022) in Köln erwartet: Auf dem Elisabeth-Treskow-Platz findet ab 17.30 Uhr eine Demonstration unter dem Namen „Menschenkette für Solidarität mit Iran“ statt.

Von einer anderen Gruppe ist für 14.30 Uhr ein Protestmarsch ab dem Kölner Neumarkt mit einer Abschlusskundgebung am Roncalliplatz angekündigt worden.

Köln: Iran-Demo am Neumarkt und am Rheinauhafen

Der Anlass ist tragisch: Weil Mahsa Amini ihr Hidschāb – eine Verschleierung – nicht korrekt getragen haben soll, nahm die iranische Sittenpolizei die junge Frau am 16. September 2022 gewaltsam fest. Wenige Stunden später starb sie, vier Tage vor ihrem 23. Geburtstag.

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Seitdem gehen Menschen weltweit auf die Straße, eine„ feministische Revolution“ ist im Gange – Frauen in Iran sollen endlich Gleichberechtigung erfahren.

Denn: Die iranische Gesellschaft ist seit jeher patriarchalisch geprägt. Männer haben das Sagen, Frauen sind in der Islamischen Republik de facto Menschen zweiter Klasse.

In der Öffentlichkeit sind Frauen in Iran gezwungen, sich zu verhüllen. Sie dürfen bestimmte Berufe nicht ausüben und vor Gericht zählt ihre Aussage nur halb so viel wie die eines Mannes. 

In der Ehe sind Frauen juristisch schutzlos. Den Tatbestand der Vergewaltigung in der Ehe gibt es nicht. Männer dürfen sexuell über ihre Gattinnen verfügen, sie bei „Ungehorsam“ auch schlagen. Außerehelicher Geschlechtsverkehr sowie homosexuelle Handlungen stehen unter (Todes)-Strafe.

Köln: Protestierende fordern „Zeichen gegen tyrannisches Regime“

Mit den Werten, die die Stadt Köln und ihre Bewohnerinnen und Bewohner vertreten, sind Zustände wie in Iran nicht vereinbar.

„Wir, ‚Free Human‘, sind eine Gruppe bunt-gemischter KölnerInnen, die mit der Aktion „Menschenkette für Solidarität mit Iran“ ein Zeichen setzen wollen“, schreibt das Organisations-Team der Demo in einem Statement.

Weiter heißt es: „Die Aktion findet statt, um dem iranischen Volk zu zeigen, dass sie nicht alleine sind und gleichzeitig ein Zeichen zu setzen, dass etwas getan werden muss!“

Weil die iranische Polizei innerhalb des Landes versucht, die Proteste blutig niederzuschlagen, sei laut „Free Human“ vor allem die westliche Politik gefordert, das Mullah-Regime hart zu sanktionieren.

Das Organisations-Team der Demo am Neumarkt fordert ähnliches: „[Wir] rufen alle auf, sich unserer Sache anzuschließen und ein klares Zeichen gegen das tyrannische Regime in Teheran zusetzen. Zudem fordern wir die Bundesregierung auf, sofortige Maßnahmen zur Unterstützung dieser Revolution zu ergreifen und allen voran die politische Vertretung des islamischen Regimes des Landes zu verweisen.“


Infoblock zu Iran:

  • Iran liegt in Vorderasien, die Hauptstadt ist Teheran.
  • Seit der Islamischen Revolution 1979 ist Iran eine selbsternannte Islamische Republik. Zuvor war das Land eine Monarchie, an deren Spitze der Schah stand.
  • Die in Iran lebende Bevölkerung wird auf circa 84 Millionen geschätzt.
  • Über 99 Prozent der in Iran lebenden Menschen sind muslimischen Glaubens. Die überwiegende Mehrheit zählt zur Gruppe der Schiiten.
  • Der Staat Iran betrachtet Israel als seinen größten Feind.

Falls Sie sich wundern sollten, warum vor dem Landesnamen Iran der bestimmte Artikel „der“ fehlt: Laut Duden ist sowohl die Bezeichnung „Iran“ als auch „der Iran“ möglich. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik und die „Gesellschaft für deutsche Sprache“ empfehlen die Verwendung ohne den Artikel „der“. (jm)