Prozess in KölnCDU-Politiker schoss auf jungen Mann – Zeugen berichten von rassistischen Beleidigungen

Ein Mann steht mit seinem Anwalt im Gericht.

Hans-Josef Bähner steht beim Prozessauftakt am Freitag (5. November 2021) im Landgericht Köln neben seinem Anwalt Mutlu Günal. 

Vor dem Kölner Landgericht läuft ein Aufsehen erregender Prozess. Angeklagt ist ein einstiger CDU-Politiker. 

von Adnan Akyüz (aa)

Köln. Dieser Fall hatte in ganz Köln für Aufsehen gesorgt. Der ehemalige CDU-Bezirksvertreter Hans-Josef Bähner (74) soll in der Nacht auf den 30. Dezember einen 20-Jährigen mit Migrationshintergrund am Friedrich-Ebert-Ufer in Porz mit einem Revolver angeschossen und an der rechten Schulter verletzt haben.

Bähner muss er sich nun vor dem Landgericht Köln wegen gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung und unerlaubtem Waffenbesitz verantworten. Ihm werden auch rassistische Äußerungen vorgeworfen. Ein Zeuge (24) bestätigte das am Freitag (12. November 2021). 

Köln: Ehemaliger CDU-Politiker soll auf einen Mann geschossen haben

Laut Anklage soll der Politiker mehreren jungen Männern, die vor seinem Haus standen und bei lauter Musik Alkohol getrunken haben sollen, gesagt haben, dass sie auf sein Grundstück kommen sollen, damit er auf sie schießen könne. Zudem soll er „verpisst euch von hier, ihr Drecksausländer“ und andere rassistische Beleidigungen gesagt haben.

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Der Zeuge, ein Freund des Schuss-Opfers, bekräftigte das und sagte aus, dass Bähner „Verpisst euch, ihr scheiß Ausländer, scheiß Kanaken, Dreckspack“ gerufen habe. Sein Freund habe sich dadurch provoziert gefühlt und sowas wie „Hurensohn“ entgegnet. 

Ein anderer Zeuge (25) erzählte dem Richter, dass er den Freund dann zur Seite ziehen wollte und ihm gesagt habe, „komm', lass uns gehen, das hat keinen Sinn“. Dann habe er gesehen, dass der Angeklagte eine Waffe in der Hand hatte. Er habe sie für eine Schreckschusspistole gehalten. „Ich hätte nicht gedacht, dass ein älterer Herr, der dort wohnt, eine echte Waffe zieht“, so der 25-Jährige. Als sich der Freund umgedreht habe, um dem Angeklagten noch was zuzurufen, sei der Schuss gefallen.

Prozess in Köln: Laut Bähner löste sich Schuss bei einem Gerangel

Beim Prozessauftakt hatte der Angeklagte sich über seinen Anwalt Mutlu Günal zu den Vorwürfen geäußert. Günal erklärte im Namen von Bähner: „Ich wurde vor meinem Haus am Friedrich-Ebert-Ufer im September 2019 von jungen Männern mit einem Messer bedroht. Seitdem habe ich zum Gassi gehen mit meinem Hund aus Angst immer eine Pistole, eine Bernadelli Modell 60, mitgenommen. Die Waffe hatte ich von einem verstorbenen Freund und wollte sie als gefunden melden, um sie in meinen Besitz nehmen zu können. Das habe ich aber nie gemacht.“

Mit dieser Waffe soll Bähner den polnischstämmigen jungen Mann am Tattag verletzt haben. Wie es dazu gekommen sein soll, erklärte der Anwalt für seinen Mandanten so: „Als ich an dem Abend mit meinem Hund rausgegangen bin, sah es für mich so aus, als ob zwei Personen streiten. Ich fragte, ob Hilfe benötigt wird. Einer sagte mir, dass er ein Polizist ist, was ich zunächst glaubte. Als er mich bedroht hat und ich merkte, dass er kein Polizist ist, habe ich ihm das Magazin und die Pistole gezeigt und gesagt, dass die Waffe scharf ist. Er hat versucht nach mir zu schlagen und mich an meinem Finger verletzt.“

Dann sei es zu einem Gerangel am Rheinufer in Porz gekommen, wie Bähner schilderte: „Da hatte ich noch nicht gemerkt, dass mein Finger gebrochen ist. Dann habe ich auch versucht, nach dem Mann zu schlagen. Dabei ist es zum Gerangel gekommen und ein Schuss hat sich gelöst. Der Mann ist dann mit seinen Begleitern weggegangen. Ich hatte nicht wahrgenommen, dass ich ihn getroffen habe. Ich nahm an, dass ich, wie geplant, einen Warnschuss abgegeben habe.“

Zu dem Vorwurf der rassistischen Beleidigung sagte er: „Ich vertrete keine ausländerfeindlichen Standpunkte. Mein Wortschatz beinhaltet keinerlei rassistische Vokabeln. Ich könnte ‚Dreckspack‘ gesagt haben. Es gab aber keinen Anlass für eine rassistische Äußerung, da für mich aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse nicht ersichtlich gewesen ist, ob der Mann vor mir ausländische Wurzeln hat.“

Demonstranten bei einer Kundgebung vor dem Kölner Gerichtsgebäude

Das Bündnis „Keine Ruhe nach dem Schuss“ hat während des Prozesses gegen Hans-Josef Bähner am Freitag (5. November 2021) vor dem Justizgebäude an der Luxemburger Straße demonstriert.

Im Verlauf des Prozesses hat auch Opfer Krys M. (22) ausgesagt. Er erklärte, dass er mit drei Freunden am Rheinufer gewesen sei. „Wir haben gechillt, Alkohol getrunken und gekifft. Als wir an dem Haus vorbeiliefen, kam der ein Hund bellend auf uns zu. Hinter ihm kam der Mann dumm pöbelnd auf uns zu und rief ausländerfeindliche Sachen, wie Scheiß Kanaken. Dann haben wir uns gegenseitig beleidigt. Als ich mich zur Seite gedreht habe, habe ich einen Schuss gehört. Erst einen Meter weiter hat mich einer meiner Freunde auf das Loch in meiner Jacke aufmerksam gemacht.“  

Nach Schuss in Köln-Porz: Opfer erzählt vor Gericht von Alpträumen

Der verwundete Kölner kam dann ins Klinikum Merheim. Hans-Josef Bähner wurde von der Polizei verhaftet. Krys M. berichtete noch von psychologischen Folgen wie Alpträumen, die ihn bis heute belasteten. Dafür sei er zu einer Traumatherapie gegangen, aber es sei „bis heute schwierig“, wie er sagt.

Am Rande des Prozesses gab es von dem Bündnis „Keine Ruhe nach dem Schuss“ eine Kundgebung vor dem Justizgebäude an der Luxemburger Straße. Ein Urteil wird am 10. Dezember erwartet.